Die wundersame Welt des Louis Wain

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Louis Wain war ein Illustrator, der nie ein leichtes Leben hatte. Früh musste er sich um seine Familie kümmern, in der Gesellschaft kam er nie an, und ein tragischer Tod ließ ihn allein zurück – nur seine Katzen, die er immer und immer wieder in unterschiedlichen Posen illustrierte, spendeten ihm noch Trost. Und machten ihn bekannt, auch wenn er nicht allzu sehr davon profitiert hat. Die filmische Biographie des Mannes ist ein wunderschöner Film, der auf gleich mehreren Ebenen funktioniert. Weil er dem Künstler gerecht wird, aber auch die Entwicklung seiner Kunst unter dem Einfluss der mentalen Krankheit zeigt.

Website: https://www.studiocanal.de/

The Electrical Life of Louis Wain
Großbritannien 2021
Regie: Will Sharpe
Buch:  Will Sharpe, Simon Stephenson
Darsteller: Benedict Cumberbatch, Claire Foy, Andrea Riseborough
Länge: 111 Minuten
Verleih: StudioCanal
Kinostart: 21. April 2022

FILMKRITIK:

Louis Wain (Benedict Cumberbatch) ist 23 Jahre alt, als er die Gouvernante Emily (Claire Foy) kennen lernt. Sie ist älter als er, eine Verpaarung aufgrund des ungleichen Stands in der Gesellschaft verpönt. Doch Louis ist das egal. Emily beflügelt ihn, den Illustrator, der für eine Zeitung am Liebsten Tiere zeichnet, mit der Ankunft der kleinen Katze Peter aber ein ganz neues Motiv für sich entdeckt. Es ist die Liebe zu den Katzen, die sich in seinen humorvollen Illustrationen spiegelt. Aber Louis Wains Leben ist von Schicksalsschlägen gebeutelt. Er verliert die Liebe seines Lebens, seine Schwester ist schizophren und auch er sieht die Welt nicht so, wie es andere tun.

Es ist Louis Wain anzurechnen, dass sich das Bild, das Menschen von Katzen hatten, wandelte. Sie waren zu Louis Wains Zeiten weniger Haustiere, sondern wurden vielmehr als Nutztiere gesehen, die dafür sorgten, dass die Plage an Nagern aller Art nicht Überhandnahm. Erst Wains verspielte, amüsante und weithin populäre Illustrationen sorgten dafür, dass die Menschen begannen, Katzen anders zu sehen – und so begann der Siegeszug der Katzen, die bald dem Hund als Haustier Konkurrenz machten.

Seine Bilder sind auch heute noch bekannt, der Mann vielleicht weniger. Umso eindrucksvoller ist nun Will Sharpes filmische Biographie, die die Höhen, vor allem aber die Tiefen von Louis Wain zeigt. Er war ein gebeutelter Mann – von Schulden erdrückt, der Gesellschaft entrückt und mit einer geistigen Verfassung, die immer mehr nachließ. Aber schon immer sah er die Welt anders. Er sah – oder spürte – die Elektrizität um uns herum, und fand in ihr mehr Bedeutung als nur, um Licht zu spenden oder Maschinen anzutreiben. Für Louis Wain verband sie alles Lebende miteinander.

Im Nachspann des Films bekommt man viele Werke von Louis Wain zu sehen. Sie zeigen auch seine Entwicklung, vor allem die der späteren Jahre, als seine Werke mehr dem glichen, was man heute als Mandala kennt, wobei immer noch die Form des Katzengesichts zu sehen war und er mit freiem Strich eine erstaunliche Symmetrie erschuf. Wains Werk wurde von Medizinern studiert, weil es den Einfluss der Schizophrenie zeigt – in Bildern, die man tatsächlich betrachten und einen Rückschluss auf den Künstler ziehen kann.

Benedict Cumberbatch spielt Louis Wain und ist sowohl als junger, als auch sehr alter Mann überzeugend – das gelungene Make-up tut ein Übriges, um den britischen Mimen in den Szenen der späteren Jahre alt aussehen zu lassen. „Die wundersame Welt des Louis Wain“ setzt dem Mann ein Denkmal, an dem viele sich beteiligten wollten. So gibt es kurze Auftritte von Taika Waititi und dem Sänger Nick Cave, der als H.G. Wells zum Ende des Films zu sehen ist. Alles in allem ein schöner, aber auch trauriger Film über einen Mann, der der Welt Bilder schenkte, deren Reiz noch heute erhalten ist.

 

Peter Osteried