Diva Futura

Als Pornos gesellschaftsfähig wurden. So könnte man den italienischen Film „Diva Futura“ auch nennen, denn es geht um einen gesellschaftlichen Umbruch, aber auch um die freie Liebe und über den Sprung von Pornostars ins politische Geschäft. Nur in Italien, könnte man auch sagen, der nicht gänzlich linear erzählte Film zeigt recht gut, wieso sich Frauen wie Cicciolina oder Moana Pozzi auch in die Politik vorwagen konnten.

 

Über den Film

Originaltitel

Diva Futura

Deutscher Titel

Diva Futura

Produktionsland

ITA

Filmdauer

128 min

Produktionsjahr

2024

Regisseur

Steigerwalt, Giulia Louise

Verleih

Busch Media Group GmbH & Co.KG

Starttermin

26.06.2025

 

Riccardo Scicchi ist Lebenskünstler, Geschäftsmann und ein Frauenscharm, obwohl er alles andere als ein Adonis ist. Mit der Model- und Erotikfilmagentur Diva Futura legt er den Grundstein für die moderne italienische Pornoindustrie, in der Frauen wie Cicciolina oder Moana Pozzi zu Stars werden, die über die Pornoszene hinaus bekannt und berühmt sind. Aber leicht haben sie es alle nicht, da das Italien der Achtzigerjahre prüde ist und die Zensur immer wieder zuschlägt. Aber dem Aufstieg des Pornos kann das nichts anhaben, geht Cicciolina doch sogar in die Politik…

„Diva Futura“ erweckt das Italien der Achtziger- und frühen Neunzigerjahre zum Leben. Im Fokus steht zuerst Riccardo Scicchi, dann zieht die Geschichte größer auf und lässt auch den anderen Akteuren der damaligen Zeit Raum. Das lässt den Film ein wenig zerfasert wirken, weil die Off-Kommentare auch wechseln. Ebenso ist die Erzählstruktur nicht streng linear, was es erfordert, dem Film auch aufmerksam zu folgen.

Das ernste Thema des Films verschwindet unter einer leichtherzigen Inszenierung und einer romantischen Grundstimmung, weil Riccardo nicht nur mit Porno-Stars verkehrt, sondern auch Beziehungen zu ihnen unterhält. Das lässt den Film ein wenig in den Bereich der Satire abgleiten, wobei er hier die moralischen Implikationen etwas zu en Passant abhandelt. Aber es ist schon amüsant, wenn eine Schauspielerin erklärt, dass das Vorsprechen für normale Filme immer gleich ablief. Bei jedem. Die Hose geht auf, die Frau muss sich fügen. In der Pornobranche wiederum ist keine von ihnen zu irgendetwas gezwungen worden. Das unterstreicht auch die Doppelmoral, den Anstand, der nach außen zelebriert wird, der aber nur Fassade ist.

Die, die offen mit ihrer Sexualität umgehen – und sei es im Pornofilm – sind die besseren Menschen. Was etwas untergeht: Die Grabenkämpfe, die es auch hier gegeben haben muss. Denn „Diva Futura“ zeichnet ein etwas zu heimeliges Bild der Pornobranche. Man sollte also nicht den Fehler nehmen, alles für bare Münze zu nehmen. Vielmehr ist es ein fast schon eher märchenhafter Ansatz, wie hier vom schnellen Geld mit dem Pornogeschäft erzählt wird. Das funktioniert wegen der guten Darsteller, die es schaffen, das Publikum an den Film zu binden, und die darüber hinwegsehen lassen, dass eine streng lineare Erzählweise vielleicht effektiver gewesen wäre.

Dennoch: Wer sich dafür interessiert, wie der Porno die Gesellschaft verändert hat, findet hier eine gediegene Erzählung. Ein Film, der auch zeigt, wie das Pornogeschäft vor dem Internet war.

 

Peter Osteried

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