Diven im Ring

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Sozialrealismus trifft auf Klamotte: In Jean-Marc Rudnickis Komödie „Diven im Ring“ beschließt eine 30jährige Mutter, als Catcherin in den Ring zu steigen, um die Liebe ihres Sohnes wiederzugewinnen. Ein reichlich bizarrer Ansatz für einen Film, der eigentlich mehr über Familien und Beziehungen erzählen will und dies in seinen besseren Momenten auch tut.

Webseite: www.wildbunch-germany.de

OT: Les Reines du Ring
Frankreich 2013
Regie: Jean-Marc Rudnicki
Buch: Manon Dillys, Clément Michel, Marie Pavlenko
Darsteller: Marilou Berry, Nathalie Baye, André Dussolier, Audrey Fleurot, Corinne Masiero, Isabelle Nanty, Jacques Frantz
Länge: 97 Minuten
Verleih: Wild Bunch/ Central
Kinostart: 24. April 2014

FILMKRITIK:

Nach einigen Jahren im Gefängnis versucht Rose (Marilou Berry) ein neues Leben anzufangen. In einem Supermarkt arbeitet sie als Kassiererin, hält mit ihrer unverblümten, burschikosen Art schon mal eine Selbstmörderin vom Sprung vom Dach ab und will nur eins: Ihrem elfjährigen Sohn Mickael eine gute Mutter sein. Doch der ist genervt davon, lange Jahre in einer Pflegefamilie verbracht zu haben und behandelt seine Mutter mit Ablehnung.

Da verfällt Rose auf eine ungewöhnliche Idee: Da Mickael ein großer Fan des Wrestlings ist, will sie selbst in den Ring steigen, um die Liebe ihres Sohnes zurückzugewinnen.

Mit der Unterstützung ihrer Arbeitskolleginnen Colette (Nathalie Baye), Jessica (Audrey Leurot) und Viviane (Corinne Masiero) gründet Rose eine Wrestling-Truppe und findet in Richard, Spitzname: Löwenherz (André Dussolier) einen alternden Trainer, der das ungewöhnliche Quartett auf Vordermann zu bringen verspricht. Und so beginnen die Damen, sich mit den Feinheiten des Wrestlings vertraut zu machen: Sprünge von den Ringecken, Überschläge, martialische Posen. Wie gut sie sind müssen die Diven bald beweisen: Ein Kampf gegen eine mexikanische Wrestling-Truppe steht an, die beste Gelegenheit für Rose ihrem Sohn zu zeigen, was für eine tolle Mutter sie ist.

Ein etwas merkwürdiges Konzept hat sich der französische Drehbuchautor Jean-Marc Rudnicki für sein Regiedebüt „Diven im Ring“ ausgesucht, ein Konzept, dass eher für eine Klamotte geeignet erscheint, als für einen Film, der immer wieder Ambitionen zeigt, ernsthafter zu sein. Gerade dann, wenn es um das Verhältnis von Rose zu ihrem Sohn Mickael geht, um ihre lange Abwesenheit, seine Vorwürfe, ihre Bemühungen, ihr Leben wieder fester in den Griff zu bekommen.

Und auch Roses Mitstreiterin haben Baustellen im Privatleben, besonders Colette, deren Mann sie betrügt, während Viviane endlich einen treuen Partner finden will. Zwischen ernsthafteren Passagen und den klamaukigen Wrestling-Szenen findet „Diven im Ring“ nicht immer einen überzeugenden Ton. So treffend die Momente zwischen Rose und ihrem Sohn und die amourösen Verwicklungen der anderen Frauen geschildert sind, so aufgesetzt wirken die Szenen im Ring.

Allzu absurd mutet es an, wenn da Supermarktkassiererinnen plötzlich durch die Luft fliegen und nach wenigen Wochen Training fast professionell auftreten. All das mutet dann doch etwas zu sehr wie eines jener Konstrukte an, die Hollywood-Komödien gerne verwenden, dass in einer eigentlich durchaus realistischen, auch nachdenklichen Komödie, wie es „Diven im Ring“ ist, nicht so ganz passen will. So bleibt am Ende vor allem die Freude über gute Schauspielerinnen, die teils gegen den Strich besetzt sind und vor allem außerhalb des Rings eine gute Figur machen.
 
Michael Meyns