Fast wie ein Extremsport wirkt die Skidisziplin Abfahrtrennen, bei der sich wagemutige Männer – Frauen bleiben in diesem Film außen vor – auf steilste Pisten stürzen und dabei nicht selten ihr Leben riskieren. Kein Wunder, dass Red Bull auch hier als Sponsor auftritt, doch im Gegensatz zu manchen anderen Werbefilmen des Konzerns mutet „Downhill Skiers – Ain’t no Mountain Steep Enough“ meist wie ein richtiger Dokumentarfilm an.
Über den Film
Originaltitel
Downhill Skiers – Ain’t No Mountain Steep Enough
Deutscher Titel
Downhill Skiers – Ain’t No Mountain Steep Enough
Produktionsland
AUT
Filmdauer
130 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Salmina, Gerald
Verleih
24 Bilder Film GmbH
Starttermin
30.10.2025
Weniger als zwei Minuten dauert in der Regel ein Abfahrtslauf, zwei Minuten, in denen die Fahrer von außen absurd steil wirkende Pisten hinunterrasen, Geschwindigkeiten von 140 km/h erreichen, all das auf einer oft vereisten, steinharten Piste, geschützt nur von einem Rennanzug mit Schaumstoffeinlagen und inzwischen auch mal Anzugteilen aus High-Tech-Material.
In Zeiten, in denen selbst die einst lebensgefährliche Formel 1 sicher geworden ist, wirkt die Abfahrt wie ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten, wie eine der wenigen sportlichen Disziplinen, bei denen Helden unserer Zeit vielleicht nicht unbedingt ihr Leben, aber doch ihre Gesundheit riskieren.
Dementsprechend überrascht es einerseits nicht, dass Gerald Salminas Dokumentarfilm„Downhill Skiers – Ain’t no Mountain Steep Enough“ viel Zeit in Krankenhäusern verbringt, dick bandagierte, von blauen Flecken gezeichnete Athleten zeigt, Ärzte zu Wort kommen lässt und zumindest hier auch mal Frauen, in Form besorgter Angehöriger, auftauchen. Andererseits überrascht es ein wenig, dass in einem Red Bull-Film Stürze und Unglücksfälle, Beinbrüche und zerstörte Träume eine derart große Rolle spielen. Der Getränkekonzern versucht schließlich seit Langem durch sein Sponsoring von Extremsportlern den Ruf eines coolen Getränks zu erlangen, doch die Flügel, die das süße Getränk angeblich verleiht, sorgen beim Skifahren bisweilen dafür, dass etwa ein Sprung über die Mausefalle auf der legendären Kitzbüheler Streif schon mal im Fangnetz endet.
Gerade in den letzten Jahren kam es im Skisport zu einer Zunahme von Stürzen, was zum einen mit einer Verbesserung des Materials zu tun hat, die zu höheren Geschwindigkeiten und damit auch höherem Risiko führte. Aber auch an einen Fahrer wie dem Franzosen Cyprien Sarrazin, der im Januar 2024 gleich zwei Abfahrtsrennen auf der Streif gewinnen konnte, dabei mit einer Dominanz siegte, die die Konkurrenz schockierte und zu eigenen neuen Höchstleistungen einhergehend mit höherem Risiko animierte.
Neben Sarrazin steht in Gerald Salminas Film besonders der aktuelle Superstar des Skisports im Mittelpunkt, der Schweizer Marco Odermatt, seit Jahren Dauersieger im Gesamtweltcup. Aufnahmen von Odermatt, wie er im Sommer auf einer einsamen Hütte Holz hackt oder in Zeitlupe über malerische Almen geht, wirken wie typische Red Bull-Werbefilme, interessanter muten Bilder an, auf denen die Skipisten im Sommer zu sehen sind: Beschauliche Wiesen auf denen Kühe grasen, die sich ein halbes Jahr später in eisige Rennpisten verwandeln.
Zumindest noch, denn der Klimawandel macht nicht nur dem Tourismus zu schaffen, sondern gleich einer ganzen Sportart. Die Schneegrenze in den Alpen geht zurück, die Präparierung der Pisten wird immer schwieriger, in nicht allzu ferner Zukunft könnten legendäre Rennen in Bormio, Wengen oder eben Kitzbühel möglicherweise gar nicht mehr stattfinden.
Auch das ein Aspekt, der in „Downhill Skiers – Ain’t no Mountain Steep Enough“ angesprochen wird, was aus Gerald Salminas Film über weite Strecken einen klassischen, kritischen Dokumentarfilm macht. Anders als in manch anderen Red Bull-Filmen steht weniger der Heroismus der hauseigenen Athleten im Mittelpunkt, als ein differenzierter Blick auf eine faszinierende Sportart, bei der auch problematische Aspekte nicht ausgespart werden. Und dank Helmkameras, mit denen es dem Zuschauer möglich wird, zumindest im Ansatz mitzuerleben, wie es aussieht, sich mit rasender Geschwindigkeit einen verschneiten, vereisten Berg hinunterzustürzen, kann man am Ende kaum anders, als Respekt vor dem Mut der Athleten haben.
Michael Meyns