Dreamgirls

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Vor vier Jahren schrieb Bill Condon das Drehbuch zu Chicago, bei der Verfilmung dieses Broadway-Hits führte er nun auch selbst Regie. Lose basierend auf der Geschichte der Supremes erzählt Dreamgirls mit mitreißenden Gesangsnummern vom harten Kampf hinter den Kulissen der Musikindustrie und gleichzeitig vom Kampf der Schwarzen Bevölkerung Amerikas um Gleichberechtigung.

Webseite: www.dreamgirls-film.de

USA 2006
Regie: Bill Condon
Drehbuch: Bill Condon
Kamera: Tobias A. Schliessler
Schnitt: Virginia Katz
Darsteller: Beyonce Knowles, Jennifer Hudson, Anika Noni Rose, Eddie Murphy, Jamie Foxx, Danny Glover
131 Minuten, Format 1:2,35 (Scope)
Verlieh: UIP
Kinostart: 1. Februar

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Anfang der 60er Jahre, stehen die Dreamettes, eine dreiköpfige Mädchen-Band aus Detroit, bestehend aus Effie White (Jennifer Hudson), Deena Jones (Beyonce Knowles) und Lorell Robinson (Anika Noni Rose) noch am Beginn ihrer Karriere. Bei einem Talentwettbewerb begeistern sie zwar das Publikum, doch der Sieger stand schon vorher fest. Es wird nicht die einzige bittere Erfahrung mit den Machenschaften des Showgeschäfts sein, die die Mädchen im Laufe ihrer Karriere machen werden. Doch zunächst scheint ihnen das Glück hold. Der umtriebige Manager Curtis Taylor, Jr. (Jamie Foxx) – eine Version des legendären Motown-Gründers Berry Gordy, Jr. – erkennt ihr Talent und engagiert sie als Backgroundsängerinnen von James Early (Eddie Murphy). Besonders Effie weigert sich zunächst eine Rolle im Hintergrund anzunehmen, lässt sich aber schließlich doch überzeugen. Schnell sind sie und Taylor ein Paar, doch der Konflikt zwischen der beleibten Sängerin, die so gar nicht dem Schönheitsideal entspricht und vor allem ein rechter Dickschädel ist, und dem skrupellosen Manager, dem es weniger um Kunst als um Geld geht bahnt sich schon an. Der erste Schritt ist die Degradierung Effies ins zweite Glied, während Deena Jones – quasi die Diana Ross des Films – zukünftig die Dreamettes anführt.

Entlang der zahlreichen Gesangsnummern entwickelt sich die Geschichte vom Aufstieg der Gruppe, begleitet von immer neuen Konflikten auf persönlicher Ebene. Manchmal etwas scherenschnittartig sind die zahlreichen Figuren charakterisiert, sie sind eher Typen für die unterschiedlichen Personen des Showgeschäfts, als lebendige Figuren. In den narrativen Momenten haftet Dreamgirls dadurch etwas stückhaftes an. Diese Szenen wirken meist wie bloße Verbindungen zwischen den Gesangsnummern, die allerdings exzellent sind. Zumal sie im Laufe der Geschichte, die von Anfang der 60er bis Mitte der 70er Jahre reicht, einen veritablen Überblick über die Entwicklung der schwarzen Musik von R’ n’ B über Soul und Funk bis zum Disco gibt.

Ohnehin ist die technische Qualität des Films außerordentlich. Von der Ausstattung über die Kostüme bis zum Sound ist dies Hollywood-Kino auf höchstem Niveau. Kein Wunder also, dass Dreamgirls als einer der aussichtsreichsten Kandidaten auf den Oscar gilt, was nicht zuletzt auch damit zu tun hat, dass die Geschichte der Dreamettes/ Supremes auch eine Geschichte der Emanzipation der Schwarzen Bevölkerung ist. Immer wieder rufen Dokumentaraufnahmen im Fernsehen, Zeitungsberichte und Rundfunkberichte, die gesellschaftliche Situation der Zeit vor Augen, der alltäglichen Diskriminierung der Schwarzen, der Hoffnung, die von Martin Luther King ausging und der Rassenunruhen, die ganze Viertel amerikanischer Städte wie Gegenstücke zu den Aufnahmen des gleichzeitig statt findenden Kriegs in Vietnam aussehen ließen.

Trotz mancher dramaturgischer Schwäche und nicht immer ganz geglückter Auflösung der Gesangsnummern in eine filmische Handlung, ist Dreamgirls ein herausragender Film, dem es auf eindrucksvolle Weise gelingt eine persönliche Geschichte vor dem Hintergrund einer gesamtgesellschaftlichen Umwälzung zu erzählen.
 

Michael Meyns

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Der Film stützt sich auf ein erfolgreiches Broadway-Musical. Er spielt im Detroit der 60er Jahre. Die Rassentrennung ist noch nicht überwunden. Aber es gärt. Neben den politischen Fortschritten erfinden die Schwarzen einen neuen, revolutionären Musikstil.

Bei einem Song-Wettbewerb treten Deena, Lorrell und Effie mit Liedern auf, die Effies Bruder C.C. komponiert hat. Sie firmieren unter dem Namen „The Dreamettes“ und wollen unbedingt gewinnen. Aber es klappt nicht.

Zum Trost ist Manager Curtis Taylor bereit, die drei Mädchen als Backup-Sängerinnen für den schon berühmten James Early zu engagieren. Zögerlich nehmen sie das Angebot an.

Curtis Taylor ist ehrgeizig und teilweise auch skrupellos. Bald will er die drei Mädchen als eigene, selbständige Nummer herausbringen, und der Aufstieg ist auch unübersehbar.

Doch bleiben die zum Teil tragischen privaten Verflechtungen und Komplikationen keineswegs aus. James „Thunder“ Early macht sofort Lorrell zu seiner Geliebten. Später bringt er sich um, weil seine Musik nicht mehr als zeitgemäß empfunden wird und er es nicht erträgt, in den Hintergrund treten zu müssen.

Curtis macht sich an Deena heran und bringt diese groß heraus. Effie muss, obwohl sie ein Kind von Curtis hat, zurückstecken. Als Effies Bruder für seine Schwester einen Song mit durchschlagender Wirkung schreibt, macht Curtis sich das Lied in betrügerischer Weise zunutze. Aber der Schwindel fliegt auf. Die „Dreamgirls“ kommen wieder zusammen.

Es besteht ein gewisses Ungleichgewicht zwischen den etwas vernachlässigten, eher durchschaubaren und vorwiegend als Einschiebsel zwischen den Songs benutzten Handlungselementen und dem fast alles ausfüllenden musikalischen Teil. Letzterer ist jedoch gesanglich und stilistisch von hoher Qualität. Beyoncé Knowles (Deena) oder Jennifer Hudson (Effie) singen mit einer Kraft und einem Engagement, die Bewunderung abnötigen. Von Eddie Murphy (James Early) wusste man allgemein nicht, dass er derart ausdrucksvoll singt. Den Curtis Taylor spielt Oscar-Preisträger Jamie Foxx („Ray“).

So stark wie die Songs sind die Choreographie, der perfekte Tanz und die reiche Ausstattung. Alles in allem eine prächtige Show. Für Filmkunsttheater und Programmkinos recht geeignet.

Thomas Engel