Drive-Away Dolls

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Bisher haben Joel und Ethan Coen immer im Team agiert, aber „Drive-Away Dolls“ ist der erste Film, bei dem Ethan alleine auf dem Regiestuhl Platz nahm. Das Drehbuch schrieb er zusammen mit Tricia Cooke. Es ist eine Geschichte aus dem Jahr 1999, als zwei lesbische Freundinnen nach Tallahassee unterwegs sind, aber nicht wissen, das im Kofferraum des Wagens etwas ist, hinter dem ein paar üble Burschen her sind. Ein Road-Trip der besonderen Art. Denn „Drive-Away Dolls“ fühlt sich auch im besten Sinne wie ein Film der 90er Jahre an.

Website: http://www.upig.de/

Drive-Away Dolls
USA 2024
Regie: Ethan Coen
Buch: Ethan Coen, Tricia Cooke
Darsteller: Margaret Qualley, Geraldine Viswanathan, Beanie Feldstein, Colman Domingo
Länge: 84 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 7. März 2024

FILMKRITIK:

1999: Marian und Jamie wollen nach Tallahassee. Am günstigsten kommt man dorthin, wenn man ein Auto für eine Autovermietung überführt. Also fragen sie bei Curlie nach, der just einen Wagen für Tallahassee reinbekommen hat. Allerdings war der nicht für Marian und Jamie bestimmt, denn im Kofferraum befindet sich ein Koffer mit hochsensiblem Inhalt. Als dem eigentlichen Besitzer klar wird, dass der Koffer nicht von seinen Leuten transportiert wird, sondern in den Händen zweier Frauen ist, schickt er ihnen seine Schläger hinterher. Derweil erleben Jamie und Marian einen irrsinnigen Road-Trip, der noch wilder wird, als sie den Koffer entdecken.

Man wähnt sich in einem Film der 90er Jahre, irgendwo im Fahrwasser von „Pulp Fiction“, „Killing Zoe“ und „Love and a .45“. Es ist diese ganz spezielle Art von Film, die von ihren durchaus skurrilen Figuren lebt, aber auch von den pointierten und geschliffenen Dialogen. Dass Ethan Coen und seine Frau Tricia Cooke das draufhaben, ist klar – man denke nur an „Fargo“ von den Coen-Brüdern. Im Grunde kehrt Ethan Coen etwas zu seinen Wurzeln zurück und hat dabei einen extrem schnellen, extrem amüsanten Film abgeliefert.

Margaret Qualley und die aus der Serie „Miracle Workers“ bekannte Geraldine Viswanathan sind ein wundervolles Duo – ein Pärchen, das keines ist, aber eines werden könnte. Herrlich unterschiedlich sind sie, die eine, die ein bisschen einen Stock im Arsch hat, und die andere, die mit ihrer nonchalanten Art und ihrer Extrovertiertheit dafür sorgt, dass das Leben Pfeffer hat. Dem gegenüber steht ein anderes Duo – Flint und Arliss, die hinter den beiden her sind. Deren Dialoge sind auch pures Gold. Wundervoll sind sie, die Diskussionen darüber, dass er eine eben ein Händchen für Zwischenmenschliches hat und der andere immer auf den Schlagstock als Ausdrucksform zurückgreift.

Mit Gastauftritten ist der Film auch gespickt. Matt Damon ist kurz dabei, Pedro Pascal noch kürzer am Anfang (aber ein Teil von ihm taucht später noch mal auf). In einer schrägen, psychedelischen Vision, die tatsächlich eher ein Rückblick ist, ist Miley Cyrus als Tiffany Plastercaster zu sehen. Kurz gesagt: Es gibt viel zu entdecken bei „Drive-Away Dolls“. Der Film ist pure Coolness – zumindest für jeden, der in den 90er Jahren schon diese Art von Kino gefeiert hat.

Peter Osteried