Eho – Echo

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Zwei Welten, zwei Menschen, durch ein unsichtbares Band verbunden. Dieses ambitionierte Konzept benutzt der aus dem Kosovo stammende Dren Zherka, um in seinem Debütfilm „Eho-Echo“ von zwei Menschen zu erzählen, die mit unterschiedlichen Formen von Schuld und Verlust umzugehen versuchen. Vor allem formal eindrucksvoll streng erzählt, erzählerisch dagegen nicht immer zwingend.

Webseite: www.eho-film.com

Deutschland/Kosovo 2016
Regie & Buch: Dren Zherka
Darsteller: Klara Hofels, Selman Jusufi
Länge: 93 Minuten
Verleih: Magusfilms
Kinostart: 6. September 2018

FILMKRITIK:

Der tote Körper eines jungen Mannes liegt in einem deutschen Krankenhaus. Die ältere Dame Hanna (Klara Hofels) begutachtet die Leiche, sucht bald einen Sarg aus, versucht die Dinge zu regeln. Langsam wird deutlich, dass sie keineswegs eine Verwandte des Verstorbenen ist, sondern im Gegenteil bei einem Autounfall den Tod des Mannes verursacht hat, der sich als Luan herausstellt, einem illegalen Migranten aus dem Kosovo. Auf dem Bau hat Luan gearbeitet, in einer kleinen Wohnung weitestgehend anonym gehaust und seinem Vater regelmäßig Geld in die Heimat überwiesen.
 
Dieser Vater ist Ismet (Selman Jusufi), der in seiner ersten Szene bei einer Bank war und vergeblich nach einer Überweisung gefragt hatte. Vollkommen isoliert lebt er in seiner dunklen Wohnung, in der eine Schreibmaschine und viele Bücher langsam offenbaren, dass er einst ein Intellektueller war, der für den Rundfunk seines jungen Landes gearbeitet hat. Doch nun ist Ismet alt und krank, sein Arzt macht sich Sorgen, doch Ismet verliert zunehmend den Lebensmut.
 
Ein ambitioniertes Konzept hat der aus dem Kosovo stammende Dren Zherka für seinen Debütfilm „Eho-Echo“ gewählt, zwei Welten beschreibt er, die oberflächlich betrachtet kaum etwas miteinander zu tun haben, in denen jedoch zwei Menschen leben, die ähnliches erlebt und erlitten haben.
 
Ganz langsam deutet er die unsichtbare Beziehung zwischen seinen beiden Hauptfiguren an, deutet mit oft im Hintergrund des Bildes auftauchenden Objekten an, dass Ismet auf Nachricht von seinem Sohn wartet, der seine Heimat vor langer Zeit verlassen hat, aber auch, dass Hanna einen Sohn hat, der sie vor langem verlassen und jeden Kontakt abgebrochen hat.
 
Gerade in der Hälfte des Films, der im Kosovo spielt, funktioniert dieser enigmatische Ansatz, der kaum etwas deutlich ausspricht, sich dafür auf Andeutungen verlässt, besonders gut. Zunehmend zieht sich Ismet, überzeugend gespielt vom praktisch komplett unerfahrenen Laiendarsteller Selman Jusufi, in seine Wohnung, in sein Inneres zurück. Das Schicksal seines Landes, das erst vor wenigen Jahren unabhängig wurde, dass immer noch von ethnischen Konflikten geprägt ist, scheint sich auf seinem zerfurchten Gesicht zu spiegeln, die Verzweiflung über seine Situation physisch spürbar zu sein.
 
Die Ebene in Deutschland dagegen überzeugt weniger, zu viel bleibt hier im Ungefähren, allein das Hanna einen Autounfall verursacht hat, ist lange nur zu ahnen, so viel Gespür wie Zherka für die Atmosphäre seiner Heimat hat, hat er für seine zweite nicht. Vor allem die starken Bilder sind es schließlich, die die beiden Hälften zusammenhalten, die mit ihrer formalen Strenge das unsichtbare Band andeuten, dass die beiden Welten verbindet und einen erzählerisch nicht immer zwingenden Debütfilm zumindest zu einem formal überzeugenden Film machen.
 
Michael Meyns