Ein Mordsteam

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Im explosiv-humorvollen Action-Buddymovie „Ein Mordsteam“ glänzt der neue französische Star Omar Sy („Ziemlich Beste Freunde) als draufgängerischer Vorstadtpolizist auf den Spuren des berühmten Axel Foley aus „Beverly Hills Cop”, dem Genre-Klassiker der 1980er Jahre. Die furiose Copkomödie bietet mit rasanten Verfolgungsjagden, treffsicheren Pointen, originellen Dialogen und Situationskomik stimmige und spannende Unterhaltung. Man schaut den beiden spielfreudigen Hauptdarstellern Omar Sy und Laurent Lafitte („Kleine wahre Lügen“) gerne zu, wie sie sich gegenseitig misstrauen, um am Ende doch gemeinsam ihre Männerfreundschaft zu besiegeln.

Webseite: www.senator.de

De l'autre côté du périph
Frankreich 2012
Regie: David Charhoun
Darsteller: Omar Sy, Laurent Lafitte, Sabrina Ouazani, Lionel Abelanski Youssef HaJdi, Maxime Motte, Léo Léothier, André Marcon, Zabou Breitmann
Länge: 94 Minuten
Verleih: Senator
Kinostart: 21. 3. 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Vor knapp einem Jahr war Omar Sy hauptsächlich ein populärer TV-Moderator und Sketche-Macher. Dann kam „Ziemlich beste Freunde“ in die Kinos. Ein Sensationserfolg: Mit über 19 Millionen Zuschauern avanciert die anrührende Komödie zum erfolgreichsten Film des Jahres und Omar Sy zum ersten schwarzen Schauspieler, der mit dem begehrten César-Filmpreis, dem französischen Oscar, ausgezeichnet wird. Inzwischen flüchtete der Sohn einer Mauretanierin und eines Senegalesen vor dem Starrummel nach L.A. Doch davor halfen ihm die Dreharbeiten zum spannenden Buddy Movie unter Polizisten bei diesem Höhenflug nicht die Bodenhaftung zu verlieren.

„Räuber und Gendarm auf der großen Leinwand zu spielen“, verrät der 35jährige „war schon immer mein Kindheitstraum“. Wie seine Filmfigur, der draufgängerische Cop Ousmane Diakhaté stammt der 35jährige aus einem Pariser Vorort. Geboren wurde der sympathische Schauspieler in Trappes, einem jener sozialen Brennpunkte, in denen nach dem Tod von zwei Jugendlichen im Herbst 2005 die Banlieue-Unruhen aufflammten. In vielem ähnelt Sy seinen Filmfiguren. Er sagt, was er denkt, und lehnt falschen Respekt ab. Eine Einladung des damaligen konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy zu einem Abendessen im Elysée-Palast schlug er glatt aus. Denn Sarkozy, zu der Zeit noch Innenminister, wollte die Vorstädte mit dem Hochdruckreiniger vom „Gesindel“ befreien.

Nachts in Bobigny, einem Viertel in der Pariser Banlieue, unweit der Stadtautobahn, die das reiche Paris von den armen Vorstädten trennt. Mit Kapuzenjacke und Jeans beobachtet der unkonventionelle Cop Ousmane (Omar Sy) einen Ring illegaler Spielhöllen. Der intelligente Schnüffler ist Finanzbetrüger Barberis auf der Spur. Doch sein Chef bremst ihn bei den Ermittlungen immer wieder aus. Und die Kollegen aus der Stadt halten den kräftigen durchtrainierten Mann wegen seiner Kleidung und seiner Hautfarbe für einen typischen Kleinkriminellen und verhaften ihn. Doch als Constance Chaligny die Ehefrau eines mächtigen Industriellen ermordet an der Autobahn aufgefunden wird, wendet sich das Blatt.

Denn die Millionärsgattin, verspielte an einem Abend locker 100 000 Euro in einem der illegalen Clubs. Zu recht Ousmane vermutet eine Verbindung zwischen beiden Fällen. In seinem Revier trifft er am Tatort jedoch auf den schnöseligen Pariser Polizisten François Monge (Laurent Lafitte) von der Mordkommission. Für den arroganten Schlipsträger aus dem noblen 8. Pariser Bezirk, der sich seine schicken Schuhe nicht schmutzig machen möchte, ist der schwarze Vorstadtpolizist Luft. Doch Ousmane weiß sich zu helfen. Frech belügt er seinen Chef und schon bald kommt von ganz oben der Befehl: Das ungleiche Paar muss miteinander kooperieren. Kein Wunder, dass bei der Aufklärung an der Seite des karriere- und sexbesessenen Schreibtischhengstes schon bald die Fetzen fliegen.

Bereits der erste gemeinsame Auftritt beim Industriellen Chaligny (André Marcon) und seiner rechten Hand Cardinet (Lionel Abelanski) in der scheinbar sauberen Welt der Reichen und Schönen läuft aus dem Ruder. Grund: Ousmane kann seine schnelle Zunge nicht in Zaum halten. So fliegen beide schnell aus dem noblen Restaurant. Vorher jedoch erfahren sie von Chaligny, dass sein Fahrer Giovanni (Youssef Hajdi) die spielsüchtige Frau nach Bobigny kutschierte. Ousmane freilich kennt Giovanni unter dessen richtigen Namen: Nabil. Denn der stammt ebenso wie der Straßenpolizist aus dem berüchtigten Bobigny. Nun hat Ousmane alle Trümpfe in der Hand. Selbstsicher zeigt der alleinerziehende Vater François seinen Kiez. Und mit der Zeit beherrscht das Duo das Spiel „good Cop, bad Cop“ exzellent.

Auch auf ungewohntem Terrain inszeniert Regisseur David Charhon mit Freude. Nie lässt der ehemalige Werbefilmer seine Regiearbeit zum Routineeinsatz verkommen. Mit der Paarkonstellation seiner Helden gelang ihm zudem ein stimmiger Besetzungscoup. Geschickt verpasst er seinem Buddy-Movie-Projekt jenen Copfilmlook, der die Nähe zu den großen Vorbildern ausdrückt. Gleichzeitig entwickeln sich durch die Symbiose aus grandiosen Kamerafahrten, einem exzellentem Schnitt und einer versierten Bildgestaltung, rasante Actionszenen.

Sie verleihen seiner französischen Krimikomödie den richtigen Rahmen für ihre kühne Story um mörderische Korruption in allen Schichten der Gesellschaft. Dabei scheinen Anklänge an den schonungslos realistischen Sozialthriller „Blue Collar“ von Paul Schrader auf. Obwohl es bei dem Meisterwerk des New-Hollywood-Kinos freilich noch ungleich härter zur Sache geht. Last but not least würzt Charhon seine Rezeptur geschickt mit universellen Themen, wie soziale Standesunterschiede samt Klischees zu durchbrechen und den Wert wahrer Freundschaft aufzuzeigen.

Luitgard Koch

Omar Sy, einer der beiden „Ziemlich besten Freunde“, spielt in David Charhons Buddy-Movie „Ein Mordsteam“ erneut einen Schwarzen aus den Banlieues von Paris, der mit einem versnobbten Mitglied der Pariser Oberschicht zusammengeworfen wird. Als gegensätzliche Polizisten muss das Duo einen Mord aufklären, dessen Spur bis in die höchsten Sphären der französischen Gesellschaft reicht.

Ein so gigantischer kommerzieller Hit wie „Ziemlich beste Freunde“ weckt verständlicherweise die Hoffnung, mit einem ähnlich gelagerten Film an den Erfolg anknüpfen zu können. Da kommt ein Film wie David Charhons „De l'autre côté du périph“ – auf Deutsch in etwa „Auf der anderen Seite der Straße“, auch kein origineller Titel, aber deutlich weniger plakativ als „Das Mordsteam“ – gerade recht. In Frankreich schon erfolgreich gestartet, wird er zwar nicht annährend an die unfassbaren Zahlen von „Ziemlich beste Freunde“ herankommen können (der mit einem globalen Einspiel von sagenhaften 420 Millionen Dollar tatsächlich der erfolgreichste nicht englishsprachige Film aller Zeiten ist!), doch allein wegen des sehr sympathischen Omar Sy lohnt sich der Kinobesuch.

Erneut ist es der Schwarze Sy ist, der die andere Seite Frankreichs verkörpert, präziser gesagt: Die Vorstadtghettos der Pariser Banlieue. In den Hochhäusern Bobignys im Nordosten Paris ist Ousmane Diakhaté aufgewachsen und hat es geschafft, sich zum respektierten Mitglied der Polizei emporzuarbeiten. Als er eher aus Versehen über die Leiche einer blonden, weißen Frau stolpert, wittert Ousmane die Gelegenheit, endlich nach höheren zu greifen: Er überredet seinen Chef dazu, seine Kontakte spielen zu lassen, damit er zusammen mit Francois Monge (Laurent Lafitte) den Fall bearbeiten darf. Monge ist seines Zeichens aufstrebendes Mitglied der Pariser Mordkommission, versnobt, arrogant und gierig auf eine Beförderung.

Und dementsprechend wenig begeistert von der Aussicht mit einem etwas ungehobelten, Jeans und Kapuzenshirt tragenden Schwarzen in den Salons der Pariser Gesellschaft zu ermitteln. Denn dorthin führt die Spur: Die Leiche entpuppt sich als Ehefrau des Industriellen Chaligny, der sich gerade in Verhandlungen mit der Gewerkschaft befindet. Um Bestechungsgelder, illegale Spielsalons, Affären und Korruption geht es, doch vor allem um die gegensätzlichen Typen.

Schon ihre Vorbilder sagen alles: Während Ousmane Eddie Murphy aus den „Beverly Hills Cop“-Filmen nacheifert, ist Francois ein großer Verehrer von Jean Paul Belmondos „Der Profi“. Wie diese beiden Weltanschauungen aufeinander prallen ist zwar nicht immer subtil konstruiert, aber durchaus vielschichtig. So erweist sich Francois im Umgang mit Ousmanes Sohn, den dieser mit großer Strenge erzieht. Das sich die beiden unterschiedlichen Typen nach und nach zusammenraufen, sich irgendwann zerstreiten, um dann doch über ihren Schatten zu springen und erfolgreich zusammenzuarbeiten, ist ebenso bekanntes, wie bewährtes Muster des Buddy-Movies.

Dieser Formel folgt David Charhon penibel, doch das macht nichts: Denn neben seinen sympathischen Hauptdarstellern, inszeniert er einige rasante Verfolgungsjagden und nimmt mit pointierten Spitzen die Machenschaften der französischen Elite aufs Korn. Besonders eine Szene in einem Swinger-Club, bei der sich die elitäre Clique gleichzeitig sexuell vergnügt und Bestechungsgelder austauscht, lässt unweigerlich an Dominique Strauss-Kahn und ähnliche Figuren denken. Kurze Momente wie dieser machen „Ein Mordsteam“ zwar nicht gleich zu einer differenzierten Analyse der französischen Gesellschaft, wie es zuletzt Pierre Schöllers „Der Aufsteiger“ war, lassen ihn aber doch zu mehr werden, als nur einem weiteren Film über gegensätzliche Typen.

Michael Meyns

Die Pariser Vororte, die sogenannte banlieu, sind ein nicht ungefährliches Pflaster. Die Polizei ist dort nicht gerade gerne gesehen. Es sei denn ein Polizist, ein flic, kommt aus den eigenen Reihen. Wie zum Beispiel im Fall des farbigen Ousmane, der in Bobigny, so heißt der Schauplatz, einigermaßen aufzuräumen versucht. Zu weit darf er dabei nicht gehen sonst bekommt er Prügel oder muss sogar um sein Leben fürchten.

Eines Tages findet Ousmane – es handelt sich um Omar Sy, der in „Ziemlich beste Freunde“ den schwarzen Pfleger spielte – im Müll eine Frauenleiche. Es geht um keine Geringere als die Frau eines Gewerkschaftsbosses, also könnte da schon etwas sehr faul sein.

Ousmane recherchiert schon seit einiger Zeit mehr oder weniger auf eigene Faust in einer verdächtigen Sache: Es geht um einen kriminellen Ring mit illegalen Spielen und anderen dunklen Machenschaften. Und jetzt stellt sich heraus, dass der Tod der Frau damit in direkter Verbindung steht.

Ousmane würde den Knoten gerne allein durchschlagen, doch da hat er keine Chance. Ihm, dem salopp Gekleideten und geschwätzig Daherredenden, der aber Prinzipien hat, wird aus der Pariser Mordkommission ein geschniegelter, steifer Etepetete-Kerl zur Seite gestellt. Gegensätzlicher könnten die beiden Männer nicht sein. Wie soll das gut gehen?

Natürlich machen die beiden die Gangster platt. Aber bis es soweit ist, geht es – in einer gut konzipierten flotten Handlung – ganz schön chaotisch und streitsüchtig, ernst und gefährlich zu. Paris gibt dazu natürlich ein passendes Ambiente. Die Dialoge purzeln nur so.

Es war von vorneherein klar, dass der Film mit den beiden Darstellern stehen oder fallen würde. Mit Omar Sy (Ousmane) und Laurent Lafitte (François) hatte man wirklich Glück. Die beiden harmonieren und streiten sich, arbeiten und blödeln, suchen und werden enttäuscht – bis sich schließlich der Erfolg einstellt.

Witzige Typen, denen man gerne zuschaut. In der Form eines Buddy-Movie und eines Cop-Films eine französische Komödie, die zwar milieu- und handlungsmäßig nicht viel Neues bringt, aber von zwei glänzend aufgelegten Darstellern getragen wird.

Thomas Engel