Das Thema KI ist spannend – im echten Leben, aber auch im Film. Im idealen Fall kann ein Film auch etwas über Ängste aussagen, ohne ins Spekulative abzugleiten. Er sollte etwas auszusagen haben, aber das ist in Simon Jaquemets Film nicht spürbar. Er erzählt von einem Wissenschaftler, der eine KI nutzen möchte, um sein todkrankes Kind zu heilen. Wie das gehen soll? Weiß er selbst nicht.
Über den Film
Originaltitel
Electric Child
Deutscher Titel
Electric Child
Produktionsland
CHE,DEU,NLD,PHL
Filmdauer
118 min
Produktionsjahr
2024
Produzent
Jaquemet, Simon / Eisenreich, Aurelius / Pini, Michela
Regisseur
Simon Jaquemet
Verleih
Port au Prince Pictures GmbH
Starttermin
21.08.2025
Ein KI-Wissenschaftler hat eine neue KI-Simulation gestaltet, die exponentiell wächst, aber sicher ist, da sie mit keinerlei Netzwerk verbunden ist. Er beobachtet, wie die KI sich entwickelt, hat aber ein privates Problem: Sein neugeborener Sohn wurde mit einem genetischen Defekt diagnostiziert, wegen dem er wohl kaum seinen ersten Geburtstag erleben wird. Der Wissenschaftler hofft, mit der KI einen Weg zu finden, seinen Sohn retten zu können.
Das klingt spannend, nur ist es das leider nicht. Weder auf oberflächliche, noch auf emotionale Art und Weise. Im Gegenteil: Der Film lässt gänzlich kalt. Er reißt zwar ein paar interessante Fragen an, findet aber nicht mal ansatzweise Antworten, sondern ergeht sich in einer künstlichen Schwere, die Bedeutung ausstrahlen soll, letztlich aber nicht verbergen kann, dass man hier fast zwei Stunden Film hat, die das Essenzielle dessen, was dieses Medium hat, verrät: Er unterhält nicht, er langweilt. Natürlich können Filme Botschaften transportieren und spannende gesellschaftliche Fragen in den Fokus rücken, aber das muss auch immer zusammen mit einer Geschichte erfolgen, die den Zuschauer in den Bann zieht.
Wer sich langweilt, ist für Botschaften nicht empfänglich. Der Film braucht extrem lange, bis die oben skizzierte Grundgeschichte beginnt, und dann ergeht er sich in einer leblosen Szene nach der anderen. Am besten funktioniert er noch, wenn er die KI als kleinen Jungen auf einer Insel zeigt. Der Ozean darum ist die Grenze, die die KI aufgrund des Fehlens einer Verbindung zu einem Netzwerk nicht überwinden kann. Aber sie versucht es. Einerseits aus Neugierde, andererseits, weil es einfach menschlich ist, zu glauben, dass da draußen noch etwas sein muss. Und dann auch deswegen, weil sie – so scheint es – nicht allein sein will.
Am Ende dreht der Film dann auf und bietet eine Art Einbruch der KI in die echte Welt, aber angesichts der Erzählweise des Films bis zu diesem Punkt, wirkt das völlig aufgesetzt, und gipfelt dann in einem merkwürdigen Ende, bei dem vieles nicht klar wird. Kann man machen, aber man muss auch damit rechnen, dass man das Publikum auf dem Weg verliert.
Peter Osteried