Endlich Witwe

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Nichts wünscht sich die mit einem Schönheitschirurgen verheiratete Anne-Marie (Michèle Laroque) sehnlicher, als ihrer langweiligen Ehe zu entfliehen. Als der Gatte bei einem Unfall unerwartet ums Leben kommt, scheint die Freiheit greifbar und das Glück, mit dem Liebhaber (Jacques Gamblin) nach Asien zu reisen, perfekt. Ihren Angehörigen gegenüber traut sich Anne-Marie jedoch nichts von ihren Plänen zu sagen. Aus diesem Zwiespalt hat Isabelle Mergault („Sie sind ein schöner Mann“) eine leichte und burleske Komödie gebaut.

Webseite: www.alamodefilm.de

OT: Enfin Veuve
Frankreich 2007
Regie: Isabelle Mergault
Mit: Michèle Laroque, Jacques Gamblin, Wladimir Yordanoff, Tom Morton, Valérie Mairesse, Claire Nadeau, Eva Darlan, Agnès Boury
97 Minuten
Verleih: Alamode
Kinostart: 5.2.2009

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Isabelle Mergault scheinen Geschichten mit Witwern und Witwen zu gefallen. War es in „Sie sind ein schöner Mann“ vor zwei Jahren ein Bauer (Michel Blanc), der nach dem unerwarteten Tod seiner Frau auf Brautschau ging, um tatkräftige Unterstützung auf seinem Hof zu haben, so bleibt in „Endlich Witwe“ gleich zu Beginn der Ehemann auf der Strecke. Ein Ableben, über das Anne-Marie Gratigny (Michèle Laroque) im ersten Moment geradezu erleichtert ist. Der Zuschauer kann das nachvollziehen, lernt man Monsieur Gratigny doch als wohlhabenden, aber spröden, zynischen und eingebildeten Herren kennen, dem der Pudel näher ist als die eigene, wie ein Möbelstück behandelte Frau. Kein Wunder also, dass sich Anne-Marie bereits in die Arme eines anderen geworfen hat.
 

Obwohl sie bereits im Begriff war, ihrem Mann einen Abschiedsbrief zu schreiben, mimt sie während der Begräbnisfeier vor ihrem erwachsenen Sohn, ihrer Schwester und der Schwägerin dennoch die trauernde Witwe. Ein Fehler, wie sich zeigen wird. Denn statt vor vollendete Tatsachen gestellt zu sein und Anne-Marie die ersehnte Unabhängigkeit leben zu lassen, weichen die Angehörigen nun nicht mehr von ihrer Seite, aus Angst, die Witwe könne in ihrem „labilen“ Zustand dumme Fehler begehen. Anlass zu einer solchen Vermutung gibt sie mit ihrer an den Tag gelegten Schusseligkeit durchaus – auch weil die Verwandten ja nicht wissen können, dass Anne-Maries Verhalten aus ihrer Unsicherheit resultiert. Fast unnötig zu erwähnen, dass auch den Geliebten Léo (Jacques Gamblin) das unschlüssige Verhalten Anne-Maries mehr und mehr nervt.

Aus dieser Zwickmühlensituation entwickelt Isabelle Mergault ein komisches, in weiten Zügen aber auch vorhersehbares Versteckspiel, bei dem sich die Titelwitwe in ihren unterschiedlichen Gefühlslagen in heillose Widersprüche verstrickt und schwer am zappeln ist. Diese Vorhersehbarkeit ist letztlich aber auch ein Produkt des Charakters von Anne-Marie, die man sehr schnell als eine Frau kennen lernt, die noch nie wirklich ihr eigenes Leben geführt hat und ihr Handeln stets an den Personen um sie herum und deren Erwartungshaltungen ausgerichtet hat. Mit Léo mag sie zwar endlich jenen Mann gefunden haben, mit dem sie tatsächlich sie selbst sein kann. Im Moment, da sie sich zu hundert Prozent zu ihm bekennen könnte, steht sie aber längst schon wieder unter dem Einfluss ihrer Verwandtschaft. Auch Léos Bemerkung, sie beide könnten zur Vervollständigung ihres gemeinsamen Glücks ein Kind adoptieren, scheint nicht ganz in ihrem Sinne von grenzenloser Freiheit zu sein.

Bei diesem einfachen Handlungskonstrukt kommt dem Spiel der Darsteller und der Situationskomik großes Gewicht zu. Weil Michèle Laroque in ihrer Rolle als Anne-Marie den Verwandten Gefühle vorspielt, die nicht ihre wirklich empfundenen sind, wirkt dieser Part bewusst tollpatschig und hölzern. Die Reaktionen (nicht nur) der besorgten Angehörigen darauf sind entsprechend überbetont und lassen an burleskes Bühnentheater denken. Lässt man diese Künstlichkeit und manche an den Tag gelegte Übertreibung außer Acht, bietet „Endlich Witwe“ letzten Endes leichte und vergnügliche Unterhaltung ganz im Sinne einer comédie francaise. In einigen Nebenrollen gibt es zudem ein Wiedersehen mit Mitwirkenden von „Sie sind ein schöner Mann“.

Thomas Volkmann

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