Es war keinmal im Märchenland

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So wie Märchen meist mit „Es war einmal“ beginnen, so enden sie in der Regel mit dem Satz „Und wenn sie nicht gestorben sind“. Paul J. Bolgers 3D-Computeranimation „Es war k’einmal im Märchenland“ hebt den gewohnten Verlauf der allgemein überlieferten und bekannten Ereignisse in der Märchenwelt jedoch aus den Angeln. Mit teilweise unterschwelligem Zynismus werden die bekannten Vorlagen der Grimm’schen Märchenwelt hier zerpflückt und verdreht. Vor allem dort, wo das märchenhafte Gleichgewicht am meisten aus dem Lot gerät, entwickelt die Story ihren größten Reiz.

Webseite: www.eswarkeinmal.de

OT: Happily N’Ever After
Deutschland 2006.
Regie: Paul J. Bolger
3D-Computeranimation, mit den deutschen Stimmen von Malte Arkona, Nina Moghaddam und Martin Semmelrogge
87 Minuten
Verleih: BAF Berlin Animation Film/Fox
Kinostart: 22.11.07

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Das kommt davon, wenn der über das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse im Märchen wachende Zauberer sich zum Golfspielen nach Neuseeland verabschiedet und seinen Praktikanten Munk (ein lethargischer Zwitter zwischen Schwein und Nilpferd) und Mambo (ein fuchsähnlicher Schlaumeier und Gernegroß) die Verantwortung überlässt. Plötzlich nämlich steht Aschenputtels Stiefmutter in der Märchenregiezentrale. Als sie merkt, dass hier die Abläufe in den einzelnen Märchen mittels Videoeingriff stets zugunsten eines Happy Ends gesteuert werden, ist sie fest entschlossen, dem bereits mit dem Prinzen tanzenden Aschenputtel die Party zu vermiesen. Auch Rapunzel, Dornröschen, Schneewittchen und die sieben Zwerge werden auf diesem Weg ungewohnte Überraschungen erleben. Zum Glück aber gibt’s da noch den in keinem Märchen auftauchenden Küchengehilfen Rick, der dem jungen Antonio Banderas verdächtig ähnlich sieht. Er bewahrt einen kühlen Kopf und hilft, die aus den Bahnen geratenen Märchen wieder ins Lot zu bringen.
 

In den USA ist der farbenfrohe, in den Studios der Berliner Animation Film GmbH hergestellte und von „Shrek“-Produzent John H. Williams unter der Regie des Iren Paul J. Bolger auf den Weg gebrachte 3D-Animationsfilm bereits Anfang 2007 mit großem Erfolg in den Kinos gestartet. Ein deutscher Verleih fand sich lange nicht, vielleicht schreckte das Einspiel der Ende 2006 gestarteten und leicht subversiven „Rotkäppchen-Verschwörung“ ab. Vielleicht traute man der durchaus über Parallelen zu „Shrek“ verfügenden Trickfilmkomödie aber auch ihr leicht anarchistisches Potenzial nicht zu. Wie auch immer, die Produktionsfirma selbst bringt das Werk nun unters Volk.

Der im Titel bereits auf ein gegenüber dem üblichen Märchenschluss manipuliertes Ende hindeutende Animationsfilm mit seinen fast 100 Charakteren und 44 Schauplätzen ist sowohl handwerklich wie auch inhaltlich gelungen. Der leicht zynische, durchaus Richtung Satire gehende Unterton dürfte vor allem das erwachsenere Publikum ansprechen. Anders als bei Animationsschwergewichten aus den großen Studios üblich, verzichtet dieser Märchenfilm weitestgehend auf Starstimmen, was keinesfalls ein Nachteil ist. Einzige Ausnahmen: im englischsprachigen Original spricht Sigourney Weaver die Stiefmutter, in der deutschen Fassung synchronisiert Martin Semmelrogge dem Rumpelstilzchen, den jüngeren Zuschauer könnten die Stimmen von Rick (Malte Arkona vom „Tigerentenclub“) und Cinderella (Nina Moghaddam von der Super RTL-Sendung „Toggo TV“) erkennen. Auch hinsichtlich der Filmmusik (Paul Buckley) weiß der Trickfilm zu punkten, große Klasse freilich ist die Umsetzung einer tollen Gesichtsmimik und Gestik bei den Figuren. Unbedingt ansehen, sonst heißt es vielleicht: Es war einmal ein Trickfilm, den leider keiner sah.

Thomas Volkmann

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Cinderella verehrt und liebt heimlich den Prinzen. Deshalb ist sie überglücklich, als sie trotz der ständigen Schikanen seitens der bösen Stiefmutter Frieda und der beiden Stiefschwestern eine Einladung zum Ball am Hofe erhält. Von der guten Fee wunderbar gekleidet erscheint sie im Schloss. Sie wird heimlich geliebt von Rick, doch der ist nur Tellerwäscher im Hotel.

Der Zauberer, der über Gut und Böse wacht, braucht Urlaub. Deshalb beauftragt er seine Assistenten Munk und Mambo, über das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse zu wachen. Doch die beiden werden übermütig, die Ordnung in dem Filmmärchen und überhaupt in der Welt gerät deshalb durcheinander.

Das bringt Frieda in den Besitz des Zauberstabes. Sie ist machtgierig, will über Schloss und Reich herrschen. Sie versammelt eine ganze Horde von wilden Tieren und Trollen, um zum Angriff überzugehen. Cinderella wird gegen sie aufstehen. Sie kann auf die Hilfe der Sieben Zwerge zählen, außerdem auf diejenige Ricks, der sie noch immer begehrt, obwohl Cinderella viel zu lange dem faden Prinzen nachhängt.

Wird, wie immer im Märchen, das Gute über das Böse siegen? Und werden die, die sich letztlich doch lieben, zusammenkommen?

Eine relativ einfältige Story, aus Teilen der Grimmschen Märchen und vielen fremden Ideen zusammengezimmert. In diesem thematischen Zusammenhang werden, teilweise witzig, Gedankenspiele und Lösungsmöglichkeiten variiert. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Show: 97 Figuren, davon 20 sprechende Menschencharaktere, 40 Schauplätze, 3 D, detaillierte Bild- und Landschaftsausführung, zahllose teilweise sehr bekannte und oft genützte virtuelle Effekte, 700 Mitarbeiter.

Ein einfaches, aber farben- und formengefülltes Animations-Spektakel für Junge und jung gebliebene Alte.

Thomas Engel