Facing Down Under – Die Doku eines Backpackers

Im Sommer 2019 brach der junge Filmemacher Chris Hartung zu einer Rucksackreise nach Australien auf. Aus dem unterwegs entstandenen Videomaterial hat er einen persönlichen Reisebericht erstellt, der mit einer pointierten Montage und dem selbst eingesprochenen Voice Over wie ein Filmtagebuch funktioniert – und dabei durchweg unterhaltsam ist. Beim TRAVEL FILM International Film Festival gewann „Facing Down Under“ den Preis für die beste Kameraarbeit.

Facing Down Under – A Backpackers Documentary
Deutschland 2020
Regie: Chris Hartung
Laufzeit: 84 Min.
Verleih: Busch Media Group
Kinostart: 11. August 2022 (zuvor Kinotour in Anwesenheit des Regisseurs)

FILMKRITIK:

Mit dem Abitur in der Tasche fliegt der 19-jährige Bielefelder Chris Hartung im August 2019 zu einer mehrmonatigen Rucksackreise nach Australien. Schon die Reisevorbereitungen haben Chris und sein Schulkumpel Johannes, der ihn anfangs begleitet, in der Videoserie „Timeout Australia“ festgehalten. Vor Ort in Australien filmt Chris die Lichtblicke, Herausforderungen und Tiefpunkte der Reise. Dazu gehören der harte Job auf einer Weinfarm, die Trennung von seiner Freundin, Buschfeuer, Flirts, Wüsten, übervolle Hostelzimmer, das Auskommen mit wenig Geld. Vor allem aber sind es die Begegnungen mit vielen unterschiedlichen Menschen, die Hartung inspirieren. Der Filmemacher trifft Locals und andere Backpacker, manche sieht er später zufällig wieder, mit anderen startet er einen Roadtrip, wieder andere erweisen sich als unfeine Zeitgenossen. Schließlich beenden die Corona-Maßnahmen den für ein Jahr angedachten Trip nach sieben ereignisreichen Monaten.

Naturgemäß ist „Facing Down Under“ ein sehr persönlicher Dokumentarfilm geworden. Hartungs direkte Ansprache aus dem Off verstärkt diesen Eindruck. Zum Auftakt stellt er sich in einem kurzen Videozusammenschnitt aus seiner Kindheit und Jugend vor, auch danach kommentiert er die Bilder und Ereignisse in bündig formulierten Sätzen.

In filmischer Hinsicht umschifft Chris Hartung manche Fehler, die in Eigenregie entstandene Dokumentarfilme häufig begehen. Wo ähnlich arbeitende Filmschaffende ihre Eindrücke oft zu ausführlich darlegen, montiert Hartung das Rohmaterial zu einem kompakten Videotagebuch, bei dem kaum ein Bild länger als zwei oder drei Sekunden stehen bleibt. Nicht viel mehr als ein technisches Gimmick sind hingegen die regelmäßig eingefügten Drohnen-Aufnahmen der Umgebung. Einerseits erhöhen die Luftbilder die visuelle Abwechslung, andererseits erzeugen sie eine Distanz zum Geschehen, die der Unmittelbarkeit des Berichts zuwiderläuft. Spannender sind die mitten im Geschehen entstandenen Bilder. In den besten Momenten überträgt sich die jeweilige Gemütslage bruchlos auf das Publikum.

So entsteht ein Stimmungsfilm, in dem Chris Hartung die alltäglichen und besonderen, die guten und weniger guten Erfahrungen und ihren individuellen Wert dokumentiert. Die zum Filmauftakt aufgeworfene Leitfrage „Was ist Australien?“ beantwortet Hartung sehr individuell – indem er uns auf nachvollziehbare Weise vermittelt, was die Zeit am anderen Ende der Welt für ihn bedeutet hat.