Bekannt wurde er mit Filmen über Sportler und Trainer, nun hat Aljoscha Pause einen persönlichen Film gedreht, in dem sein Vater im Mittelpunkt steht, der bekannte Kabarettist Rainer Pause. Zahlreiche Wegbegleiter erzählen von einem bewegten Leben auf der Bühne, doch der eigentliche Fokus des mit fast zweieinhalb Stunden etwas lang geratenen Dokumentarfilms ist die schwierige Vater-Sohn-Beziehung.
Über den Film
Originaltitel
Fritz Litzmann, mein Vater und Ich
Deutscher Titel
Fritz Litzmann, mein Vater und Ich
Produktionsland
DEU
Filmdauer
144 min
Produktionsjahr
2023
Regisseur
Pause, Aljoscha
Verleih
mindjazz pictures UG
Starttermin
29.05.2025
1987 gründete Rainer Pause in Bonn das Kabaretttheater Pantheon, das seitdem zu den wichtigsten Orten des satirischen deutschen Bühnenlebens zählt. Zum Zeitpunkt der Gründung des Theaters war Aljoscha Pause 15 Jahre, steckte also mitten in der Pubertät, was es womöglich besonders schwierig machte bei einem alleinerziehenden Vater zu leben, dessen Fokus sich nun erst recht auf seine eigene Karriere richtete und nicht auf den Teenager-Sohn.
Der hatte mit den üblichen Teenager-Problemen zu kämpfen, nichts Dramatisches, nichts, was ihn letztlich davon abhielt, einen erfolgreichen Weg als Regisseur von meist sehr langen, oft über viele Jahre entstandenen Dokumentarfilmen zu machen. Der verhinderte Fußballstar Thomas Broich etwa stand im Mittelpunkt von „Tom meets Zizou – Kein Sommermärchen“, drei junge Trainer am Beginn ihrer Karrieren in „Trainer!“, der Siegtorschütze des WM-Finales von Rio in „Being Mario Götze.“
Nun also der Vater, nicht zuletzt auch dessen Kunstfigur Fritz Litzmann, als der Rainer Pause auch heute, mit 77 Jahren noch auf der Bühne steht. Die Karriere war für Rainer Pause stets wichtiger als die Familie, dass er 1972 Vater wurde war eher ein Zufall, dass er nach der Trennung von Aljoschas Mutter das Sorgerecht übernahm dem progressiven Zeitgeist geschuldet.
Was für Aljoscha Pause ein freies Aufwachsen ohne viel elterliche bzw. väterliche Kontrolle bedeutete, man kann da Vorteile sehen, aber auch die Nachteile ahnen. Anhand von ausgiebigem Archivmaterial zeichnet Aljoscha Pause nun Leben und Karriere des Vaters nach, der in der Bonner Republik bekannt wurde und auch nach der Einheit, der für die ehemalige Hauptstadt bald den Rückfall ins provinzielle bedeutete, Nordrhein-Westfalen treu blieb.
Und im Pantheon zum Wegbereiter zahlreicher Karrieren wurde: Komiker, Kabarettisten und Schauspieler wie Carolin Kebekus, Oliver Masucci, Michael Mittermeier oder Bastian Pastewka traten auf und erzählen nun von ihren Erinnerungen an Rainer Pause, aber auch von frühen Begegnungen mit Aljoscha, der oft im Theater zugegen war. Ein Porträt der deutschen Kabarettszene entsteht und bildet den interessanteren Teil des Films.
Die komplizierte Vater-Sohn-Beziehung dagegen erweist sich am Ende weder als besonders kompliziert, noch gar als traumatisierend. Längst ist Aljoscha Pause selbst Familienvater, lebt ebenfalls in Bonn, also unweit vom Vater. Für ihn selbst war es offenbar wichtig, seiner Familiengeschichte Raum zu geben, aber über die zu Beginn des Films selbst gestellte Frage, ob es eine gute Idee sei, über sein Verhältnis zum Vater einen Film zu drehen, darf man als Zuschauer geteilter Meinung sein.
Michael Meyns