Geliebte Köchin

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Mit „Geliebte Köchin“ kommt der vielleicht kulinarischste Film aller Zeiten in die Kinos: außergewöhnlich geschmackvoll, üppig und appetitanregend in seiner Bildsprache, und zusätzlich geht es auch inhaltlich um die Essenz der Kulinarik – ums Kochen, ums Essen, um den Genuss und um die Liebe. Ganz großes Koch-Kino also mit der wunderbaren Juliette Binoche in der Hauptrolle.

La passion de Dodin Bouffant
Belgien, Frankreich, 2023
Drehbuch und Regie: Trần Anh Hùng
Darsteller: Juliette Binoche, Benoît Magimel, Pierre Gagnaire, Galatéa Bellugi, Emmanuel Salinger, Patrick D‘Assumaçao
Kamera: Jonathan Ricquebourg

Länge: 135 Minuten
Start: 08.02.2024
Verleih: Weltkino

FILMKRITIK:

Wenn Mann und Frau gemeinsam in der Küche stehen, geht es nicht immer harmonisch zu. Doch in der riesigen Küche des Landhauses von Feinschmecker Dodin Bouffant (Benoît Magimel) ist kein böses Wort zu hören, wenn die Köchin Eugenie (Juliette Binoche) mit seiner Hilfe die köstlichsten Gerichte zubereitet. Das liegt nicht nur daran, dass die Beiden kulinarisch auf einer Wellenlänge liegen, sie sind darüber hinaus seit vielen Jahren auch ein Liebespaar. Das ist für die damalige Zeit – der Film spielt im ausgehenden 19. Jahrhundert – ziemlich überraschend, und ebenso überraschend ist es, dass Eugenie seit Jahren Dodins Heiratsanträge freundlich, aber bestimmt ablehnt. Aber Dodin lässt nicht locker, und wer weiß … vielleicht wird sie ja eines Tages zustimmen?

Vor dem Hintergrund dieser spannenden Liebesgeschichte veranstaltet Regisseur Trần Anh Hùng ein Feinschmecker-Happening, das seinesgleichen sucht. Wer nicht gerade als Asket durchs Leben wandert, schaut fasziniert und erstaunt zu, wie diese vom guten Essen besessenen Menschen einfache und komplizierte Gerichte ersinnen, zubereiten und mit größtmöglichem Genuss verzehren. Dabei spielen die frischen Zutaten eine ganz besondere Rolle, Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten, frischer Fisch direkt aus dem See – sie zeigen eine wunderschöne Vielfalt der saisonalen und regionalen Kochkunst ebenso wie Eugenies und Dodins Verbundenheit mit den Geschenken der Natur. Die von Sternekoch Pierre Gagnaire extra für diesen Film kreierten Gerichte sind traumhaft schön anzusehen und könnten theoretisch sogar einigen Schauspielern Konkurrenz machen. Doch vor Juliette Binoches Schauspielkunst müssen Gagnaires Gourmandisen kapitulieren: Gegen die Zärtlichkeit, mit der sie Fisch, Fleisch, Gemüse und ihren Lebensgefährten behandelt, haben sie keine Chance. Dabei wird Benoît Magimel zu ihrem kongenialen Partner, der vor allem im letzten Drittel des Films brillieren darf.

Trần Anh Hùng hat mit „Geliebte Köchin“ eine einzigartige Hymne an die Liebe und an die Lebenslust gedreht. Er zelebriert nicht nur das Handwerk des Kochens, der Nahrungsmittelzubereitung als wichtigen Bestandteil des täglichen Lebens, und das Essen als Symbol für Nähe und Verbundenheit, sondern er spürt auch den Wurzeln des Menschseins nach, er sucht und findet Ursachen und Symptome für Liebe, Trennung und Schmerz. Und er formt daraus ein ungewöhnliches und sehr beeindruckendes Porträt der bürgerlichen Gesellschaft im Frankreich des 19. Jahrhunderts – ein wunderbar liebevoller Film voller Zärtlichkeit und sanfter Leidenschaft.

Kleiner Tipp: Auf keinen Fall sollte man sich diesen Film auf nüchternen Magen anschauen. Vor der Vorstellung einen kleinen, feinen Imbiss nehmen, und sich nach dem Film etwas richtig Gutes gönnen, am besten mit jemandem, den man liebt.

 

Gaby Sikorski