Gespensterjäger

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Basierend auf dem Erfolgsroman von Cornelia Funke inszeniert Tom Baumann mit „Gespensterjäger“ einen vergnüglichen Kinderfilm, der manchmal in typischer deutscher Comedy-Manier arg klamaukig daherkommt und vor allem dann schön ist, wenn er sich auf die Versuche seiner Hauptfigur konzentriert, Mut zu haben und Freunde zu finden.

Webseite: http://gespensterjaeger-derfilm.de

Deutschland 2014
Regie: Tobi Baumann
Buch: Tobi Baumann, Murmel Clausen, Martin Ritzenhoff, Christian Tramitz, Roland Slawik, Mike O’Leary, nach dem Roman von Cornelia Funke
Darsteller: Milo Parker, Anke Engelke, Christian Tramitz, Karoline Herfurth, Julia Koschitz, Christian Ulmen, Ruby O. Fee, Bastian Pastewka
Länge: 99 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 2. April 2015
 

FILMKRITIK:

Der elfjährige Tom (Milo Parker) ist ein kleiner Angsthase. Seine Schwester (Ruby O. Fee) hält ihn für einen Psycho und die Eltern (Julia Koschitz und Christian Ulmen) ergehen sich in übergroßer Sorge um den Sprössling. Als der dann endlich einmal Mut beweisen will und allein in den Keller geht begegnet ihm tatsächlich ein Gespenst. Kein wirklich gruseliges, aber ein sehr grünes, sehr schleimiges. Hugo (gesprochen von Bastian Pastewka) nennt es sich und hat ein großes Problem: Eine unerklärliche Erscheinung hat dafür gesorgt, dass Hugo aus seinem angestammten Spukhaus vertrieben wurde. Nicht so schlimm würde man meinen, doch weit gefehlt: Wenn Hugo nicht bis zum nächsten Vollmond zurück in sein Spukhaus kommt, wird er sterben.
 
Hilfe verspricht die eigenbrötlerische Gespensterjägerin Hedwig Kümmelsaft (Anke Engelke), die dank ihrer altmodischen Methoden gerade aus einer geheimen Gespensterjäger-Organisation entlassen wurde. Ihre Chefin Frau Hoffmann (Karoline Herfurth) vertraut lieber auf den Fähigkeiten des egoistischen Gregor Schmidt (Christian Tramitz), doch der hat gegen das große Spukmonster keine Chance, das ungewöhnliche Trio Tom, Hugo und Frau Kümmelsaft dagegen schon.
 
Slime hieß der giftgrüne, in Dosen erhältliche Schleim, der Ende der 70er Jahre sehr zum Unwillen der Erwachsenen die Kinderzimmer eroberte. Aus diesem echten Schleim ist Hugo zwar nicht, er entstand ganz zeitgemäß am Computer, doch der Bezug ist überdeutlich. Ebenfalls zu weiteren Vorbildern von Cornelia Funkes Kinderbuch bzw. der Verfilmung, die mal an die legendären „Ghostbusters“ erinnert, mal an die „Men in Black.“
 
Um auf den internationalen Markt abzuzielen hat man mit Milo Parker einen britischen Hauptdarsteller engagiert, der bei der letzten Berlinale sogar an der Seite von Ian McKellan in „Mr. Holmes“ überzeugen konnte. Zudem wurde die Produktion bedauerlicherweise komplett auf Englisch gedreht und für den deutschen Heimatmarkt nachsynchronisiert, was gerade die erwachsenen Schauspieler stets ein wenig gekünstelt wirken lässt. Zum Glück jedoch liegt der Fokus der Geschichte auf Tom und Hugo, dem ängstlichen Jungen, der langsam mutiger wird und dem von seinen Erschreckfähigkeiten überzeugtem Gespenst, das in Tom endlich einen Freund findet.
 
Dass Freundschaft der Schlüssel zum Besiegen des bösen Ungeheuers ist, die Wärme der Emotion mächtiger ist als alle Wunderwaffen, ist ein schöner erzählerischer Dreh, der zum Glück nicht allzu sehr von den Spezialeffekten überschattet wird, die am Ende aufgefahren werden. So sehr sich die Produktion auch bemüht, ein Auge auf den internationalen Markt zu werfen bleibt „Gespensterjäger“ im Kern dann doch ein sehr deutscher Kinderfilm, aber das ist ja nicht unbedingt das Schlechteste.
 
Michael Meyns