Was tut man nicht alles für eine gute Reportage? Für einen Artikel, mit dem man es wirklich schaffen könnte? Mit einer Arbeit, die einen bekannt macht? Das fragt sich die Hauptfigur in Hannes Schillings zwar kurzem, aber prägnantem Film „Good News“.
Über den Film
Originaltitel
Good News
Deutscher Titel
Good News
Produktionsland
DEU
Filmdauer
80 min
Produktionsjahr
2023
Regisseur
Schilling, Hannes
Verleih
n.n.
Starttermin
22.05.2025
Leo ist ein Journalist. Seit Wochen hält er sich in Thailand auf, weil er eine Reportage über die dortigen Rebellen machen will. Aber es geht nur langsam voran, er hat zwar einen Guide, aber auch der hat nicht unbedingt die idealen Kontakte, mit denen Leo etwas anfangen könnte. Die Arbeit an dem Artikel könnte sich ziehen. Je länger er aber weit weg von daheim ist, desto mehr packt Leo die Sehnsucht nach Berlin und seiner Tochter. Als die Redaktion ihm mit Julian einen Fotografen schickt, wird es immer drängender, mit den Rebellen zu sprechen. Das Problem: Leo hat so getan, als wäre er schon längst in Kontakt, aber Fotos würden nicht gehen. Das macht Julian misstrauisch.
Hannes Schillings in Schwarzweiß gehaltener Film ist in vielerlei Hinsicht überzeugend. Es ist auch ein Diskurs darüber, wie es um die Wahrheit steht. Etwas, das in Hinblick auf Reportagen an mitunter exotischen Orten nicht erst seit der Spiegel-Affäre um Claas Relotius in den Fokus geraten ist. Denn wo endet die Wahrheit, wo beginnt das kreative Zurechtlegen von Fakten? In „Good News“ geht Schilling noch einen Schritt weiter. Seine Hauptfigur ist am Strampeln, versucht, den Wünschen der Redaktion gerecht zu werden, aber auch endlich fertigzuwerden. Das gipfelt in einem Gang in den Dschungel, bei dem er den Fotografen davon überzeugen will, dass es zurzeit unmöglich ist, Fotos der Rebellen zu machen.
Schilling kontrastiert beide Männer. Julian, der schon im Knast war, ist zu Gewalt bereit, weil er sich verarscht fühlt, weil er auch glaubt, dass Leo ihn die Karriere kosten konnte. Leo ist jemand, der nach dem Erfolg giert, der nach der einen Story sucht, die ihn in seinem Metier zum Star machen würde, aber sie will sich nicht einstellen. Es ist ein moralischer Konflikt, in dem er sich wiederfindet. Denn am Ende muss er verschweigen, was wahr ist, um eine Geschichte erzählen zu können, die erfunden ist, aber eine, von der alle begeistert sind. Weil sie noch weit dramatischer ist, als das, wegen dem Leo eigentlich nach Thailand gekommen ist.
„Good News“ ist ein dicht erzählter, im Grunde mit drei Schauspielern auskommender Film, über Moral, aber auch darüber, was wir als Wahrheit akzeptieren. Weil es wahr ist oder weil wir nur keine Möglichkeit haben, es zu hinterfragen. Schillings Film ist unangenehm, aber wichtig, weil er den Fokus auf eine journalistische Disziplin legt, die geradezu dazu einlädt, dort zu übertreiben, wo Dokumentare nicht mehr überprüfen können, was wahrhaftig ist.
Peter Osteried