Der ewige Knuddelbär Kevin James, Star der Sitcom „King of Queens“, versucht sich in seinem neuen Film im Actionfach. „Guns Up“ ist aber viel zu formelhaft und ungelenk, um den Hauptdarsteller wirklich glänzen zu lassen. Ins Bild passt auch, dass ein halbwegs knackiger Twist, der dem Tarantino-Abklatsch in der zweiten Hälfte zumindest etwas Schub verleiht, schon im Trailer preisgegeben wird.
Über den Film
Originaltitel
Guns Up
Deutscher Titel
Guns Up
Produktionsland
USA
Filmdauer
92 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Drake, Edward
Verleih
Splendid Film GmbH
Starttermin
12.06.2025
Das Image des Losers mit Herz bespielte Kevin James nach dem Ende der von 1998 bis 2007 laufenden Serie rund um den Paketboten Doug Heffernan immer wieder. 2020 erschien mit „Becky“ allerdings ein Thriller, der ihn in völlig anderem Licht präsentiert. Als skrupelloser Neonazi legt er sich dort mit einer Teenagerin an, die sich mit drastischen Mitteln zu wehren weiß. „Guns Up“ geht nun wieder ein Stück zurück, möchte beide Seiten des US-Amerikaners zeigen und verliert sich schon damit in Beliebigkeit.
Sein Raymond „Ray“ Hayes ist eigentlich, so wird es jedenfalls behauptet, ein herzensguter Mensch und liebender Familienvater, der sich für seine Kinder bloß eine bessere Zukunft wünscht. Um nicht mehr ständig von der Hand in den Mund leben müssen, wechselte er einst vom Polizeidienst ins kriminelle Lager und stieg zum obersten Schuldeneintreiber und Fixer eines Mafiasyndikats in New Jersey auf. Wie so viele Gangsterfilmfiguren vor ihm hegt auch Ray, gemeinsam mit seiner Gattin Alice (Christina Ricci), einen großen Ausstiegstraum: Irgendwann wollen die beiden ein eigenes Restaurant eröffnen.
Weil das Paar inzwischen genug zusammengespart hat, macht Ray nun Nägel mit Köpfen und verkündet seinen Rückzug aus dem Verbrechergeschäft. Doch natürlich – ein weiteres Klischee – ist das nicht so einfach möglich. Dummerweise hat nämlich gerade eine Machtübernahme stattgefunden, und Hayes’ neuer Boss Lonny Costigan (Timothy V. Murphy) sieht gar nicht ein, den Mann fürs Grobe ziehen zu lassen. Nach einem verpatzten Auftrag kommt es schließlich noch dicker. Plötzlich steht Ray selbst auf der Abschussliste.
„Guns Up“ hat einen 08/15-Plot, dem bemüht coole Sprüche und eine ordentliche Portion Familienkitsch beigemischt werden. Das alles könnte man dennoch kurzweilig und dynamisch inszenieren. Regisseur und Drehbuchautor Edward Drake indes spult den „Befreiungskampf“ seines Protagonisten lange Zeit lustlos und spannungsfrei herunter. Die Actionmomente sind bestenfalls solide. Den Locations fehlt – wohl auch aus Geldmangel – persönlicher Charakter. Und noch dazu grassiert vielerorts wildes Overacting. Timothy V. Murphys Lonny Costigan beispielsweise, dem eine Augenklappe eine Aura des Bedrohlichen verleihen soll, ist mit seinen Brüllattacken nicht mehr als eine Gangsterkarikatur.
Die Abzweigung ins Absurde nimmt der Möchtegern-„Pulp Fiction“ endgültig mit dem oben erwähnten Überraschungstwist. Immerhin unterläuft der Film damit ein vorher etabliertes Stereotyp und gibt dem bis dahin eher trägen Geschehen ein wenig Schwung. Die angebliche Zerrissenheit seiner Figur vermittelt Kevin James mehr schlecht als recht. Nach der Wendung, die einige amüsante Einlagen mit sich bringt, kann er dafür aber sporadisch sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen. Etwa, wenn Ray eine Zeitlang herrlich verdutzt aus der Wäsche schaut. Klar ist allerdings auch: Die Adrenalinspritze kommt viel zu spät, um die im Kino deplatziert wirkende Gangsterkomödie noch irgendwie auf eine höhere Stufe zu heben.
Christopher Diekhaus