Hasta la vista, Sister!

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Zwei denkbar ungleiche schottische Schwestern auf der Reise nach Kuba und in die Vergangenheit ihrer revolutionären Eltern – das Roadmovie ist eine eher verhaltene, aber durchaus turbulente Komödie. Ailie und Rosa entdecken familiäre Hintergründe und finden die große Liebe, und nebenbei kitten sie auch ihre kaputte schwesterliche Beziehung…
John Roberts (Regie) und Eirene Housten (Drehbuch) haben sich eine anspruchsvolle Aufgabe gewählt: eine politisch korrekte und dennoch freche Kinogeschichte über das große Abenteuer zweier Frauen, über schöne Männer und über die faszinierende Insel Kuba, wo sich für beide Schwestern Vergangenheit und Gegenwart zu einer ebenso irritierenden wie aufwühlenden Erfahrung treffen.
Zwei tolle Schauspielerinnen beeindrucken in diesem Film: Eva Birthistle als brave Rosa – benannt nach Rosa Luxemburg, und Charity Wakefield als scheinbar oberflächliches Modepüppchen. Zusammen mit fesselnden Bildern aus dem modernen Kuba sorgen sie für einen sommerlich leichten Kinoabend.

Webseite: www.hastalavistasister.x-verleih.de

Großbritannien 2012
Regie: John Roberts
Drehbuch: Eirene Housten
Darsteller: Eva Birthistle, Charity Wakefield, Carlos Acosta, Bryan Dick, Christopher Simpson
Musik: Stephen Warbeck
102 Minuten
Verleih: X-Verleih
Kinostart: 29. August 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Rosa ist das Musterbeispiel für eine politisch engagierte Frau: idealistisch, selbstlos und bescheiden. Ihre Schwester Ailie ist das genaue Gegenteil: eitel, eingebildet und anspruchsvoll. Sie treffen sich zur Trauerfeier ihres Vaters Roddy. Obwohl sie wenig gemeinsam haben, teilen sie die Abneigung gegen Roddys zweite Frau Brenda. Ihretwegen hatten sie keinen Kontakt mehr zum Vater, der als ehemaliger Revolutionär Rosas großes Vorbild war. Doch als Brenda verkündet, sie wolle Roddys Asche zur Anfertigung eines Golfpokals verwenden, sind sich Ailie und Rosa ausnahmsweise einig. Kurzerhand klauen sie die Asche aus der Urne, ersetzen sie durch Katzenstreu und machen sich davon. Rosa hat die Idee: Sie wird die sterblichen Überreste ihres Vaters nach Kuba bringen, dorthin, wo die beiden im revolutionären Kampf vereint waren und wo auch die Mutter gestorben ist – damals in den 70er Jahren …

Gesagt – getan. Doch als Rosa am Flughafen erscheint, taucht unerwartet Ailie auf, in einem betörenden 50er-Jahre-Vintage-Gewand, mit dem sie die Blicke aller Männer auf sich zieht. Als ob das nicht genug ist, erscheint auch noch einer von Rosas Mitkämpfern für eine bessere Welt: Conway (niedlich: Bryan Dick), topmodisch im angesagten Schottenrock.

Kaum sind sie in Kuba angekommen, fangen die Probleme an: Sie verpassen den einzigen Bus und müssen ein teures privates Taxi nehmen, das dann auch noch mit einer Autopanne liegen bleibt. Gerade als sie denken, sie hätten das Schlimmste überstanden, wird die Asche des Vaters beschlagnahmt; der Taxichauffeur hat sie verraten. Wie gewohnt nimmt Rosa die Sache selbst in die Hand. Wird ihr der nette Reiseleiter Tomas (charmant: Carlos Acosta) helfen? Oder eher der flotte Ernesto – hübsch: Christopher Simpson – den sie am Flughafen kennengelernt hatten?

Schließlich ist es aber Ailie, die sie rettet. Dass sie nebenbei einen alten Weggefährten ihrer Eltern wiederfinden, dass sie das Geheimnis um den Tod der Mutter aufdecken und sich endlich mal in die richtigen Männer verlieben, ist ebenso erfreulich wie die Tatsache, dass die Schwestern sich näherkommen.

Die Geschichte ist hübsch, wenn auch nicht immer logisch, und gelegentlich schlappt die Story mit geradezu karibischer Gelassenheit von einer Station zur nächsten. Einige Figuren, wie der schottenberockte Conway, haben wenig zu tun oder sind mal da, mal weg und kommen dann wieder, wie Ernesto. Er entpuppt sich zunächst als scheinbar freundlicher Helfer aus der Not und später als Betrüger, der Rosa erst an die Wäsche und dann an die Brieftasche geht. Für einige Ungereimtheiten sowie für hin und wieder überkonstruierte Wendungen wird man entschädigt durch herrliche Bilder und spannende Details zur Geschichte und des Inselstaates. Offenkundig waren die Filmemacher sehr um eine realistische Darstellung der heutigen Zustände bemüht.

Musikalisch ist der Film ebenso gelungen wie in der Bildsprache: Neben einigen tollen Tanzszenen, die das Nachtleben in den Touristenclubs zeigen, ist auch Platz für melancholische Rhythmen – und das Lied vom Comandante gehört natürlich dazu … Man erfährt viel über die bewegte kubanische Geschichte, eingebettet in eine Geschichte, die auf ein überwiegend junges, überwiegend weibliches Publikum zugeschnitten ist.

Gaby Sikorski

Rosa und Ailie sind Schwestern. Sie sehen sich jedoch derart wenig ähnlich, dass da vielleicht etwas nicht stimmen könnte.

Rosa ist Aktivistin. Sie warnt die Menschen vor einem übertriebenen Shopping. Mit viel weniger kann man ebenfalls leben, meint sie. Ailie ist der glatte Gegensatz: unbekümmert, modisch, eher lebensgierig.

Plötzlich kommt eine schlechte Nachricht. Roddy, der Vater, ist gestorben. Früher war er mit seiner Frau auf Kuba Revolutionär, in den letzten Jahren allerdings hat er sich zu einem golfenden Spießer entwickelt und eine zickige zweite Frau, Brenda, genommen. Dass das Rosa nicht passte, ist einzusehen. Sie ging deshalb auch eigene Wege.

Brenda will Roddys Asche einem Golfpokal anvertrauen. Das kommt für Rose nicht in Frage. Die Asche muss nach Kuba, wo der Vater mit seiner ersten Frau glücklich war. Gesagt, getan. Doch unglücklicherweise will Ailie ebenfalls mit, und dazu noch Conway, der für Rosa schwärmt.

Auf Kuba muss man offenbar improvisieren können. Und die drei können ein Lied davon singen. Sie werden am Zoll festgehalten, weil die Asche ohne Totenschein nicht eingeführt werden darf; sie verpassen die Fahrgelegenheiten; sie finden Roddys frühere Freunde erst nach Tagen; sie können manchen Einheimischen nicht trauen und werden ausgenommen; Rosa wird von dem Tänzer Tomas umworben, will das aber zuerst nicht; Ailie flirtet trotz Rosa mit Conway, rettet aber schließlich die Situation.

Natürlich kommt gegen Ende die Liebe nicht zu kurz. Und es fehlen auch nicht die kubanischen Rhythmen. Sie sind gut gewählt. Schließlich muss sich noch herausstellen, wer wessen Tochter ist.

Britische Komödien gibt es nicht allzu viele, aber wenn dann meistens gut. So auch hier. Eine glänzende Ausgangsidee und dann so viele lustige Verwicklungen, dass man sich gut unterhält. Nicht mehr. Künstlerische Ansprüche stellt der Film von vornherein nicht. Aber er bietet bis zum Schluss leichtes Amüsement.

Eva Birthistle wurde vor Jahren für ihre Rolle in Ken Loachs „Just A Kiss“ als „Britische Schauspielerin des Jahres“ ausgezeichnet. Sie hat nichts verlernt und gibt dem Film dramatischen und darstellerischen Schwung. Charity Wakefield als Ailie, Carlos Acosta als Tomas, Bryan Dick als Conway und Christopher Simpson als betrügerischer und korrupter Verführer Ernesto bilden eine willkommene Ergänzung.

Thomas Engel