House of Gucci

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Nach „The Last Duel“, dessen schlechtes Abschneiden im Kino Regisseur Ridley Scott den Millennials zuschrieb, die nur noch aufs Handy schauen, ist „House of Gucci“ der zweite Film, den der Künstler dieses Jahr in die Kinos bringt. Er nimmt sich der Geschichte der Familie Gucci an, deren Dynastie tragisch endet. Das ist visuell ansprechend, inhaltlich jedoch holprig und bisweilen unfreiwillig komisch.

Website: https://www.upig.de/micro/house-of-gucci

USA 2021
Regie: Ridley Scott
Buch: Roberto Bentivegna, Becky Johnston
Darsteller: Lady Gaga, Adam Driver, Al Pacino, Jared Leto, Jeremy Irons
Länge: 157 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 02.12.2021

FILMKRITIK:

Im Jahr 1973 lernen sich Maurizio Gucci (Adam Driver) und Patricia Reggiani (Lady Gaga) kennen. Sie ist offensichtlich auf seinen Reichtum aus, was er nicht merkt, sein Vater aber schon. Als Maurizio Patricia heiratet, kommt es zum Bruch. Über Jahre sprechen Vater und Sohn nicht mehr miteinander, bis sein Onkel ihn wieder in die Familie zurückholt. Ein Fehler, wie sich herausstellt, da Patrizia skrupellos beginnt, ihren Mann dazu zu treiben, alles an sich zu reißen.

Visuell ist „House of Gucci“ ansprechend, in Hinblick auf die musikalische Untermalung – bekannte Opernstücke, aber auch Popsongs, die italienisch eingesungen sind – ist der Film auch eine Schau. Aber letztlich kann er nur mit Oberflächlichkeiten punkten, weil der Inhalt viel zu fahrig ist.

Erzählt wird über einen Zeitraum von 24 Jahren hinweg, die Figuren altern optisch aber kaum. Überhaupt macht der Film immer wieder grobe Zeitsprünge, lässt den Zuschauer aber damit allein, sich in der Chronologie zurechtzufinden, da Jahreszahlen zur Einordnung nur hin und wieder Verwendung finden. Scott hat hier dasselbe Problem wie bei „Alles Geld der Welt“. Zwar ist die Laufzeit episch, sie reicht aber nicht, um der Geschichte gerecht zu werden. Darüber hinaus jedoch ist der Film teils sogar einigermaßen peinlich.

Das liegt am ungezügelten Spiel von Lady Gaga. Wo sie mit „A Star Is Born“ mit ihrer Natürlichkeit überzeugte, wirkt ihr Schauspiel hier gekünstelt. Sie übertreibt, sie chargiert, geradeso, als ob sie denken würde, das wäre italienisches Flair und müsste so sein. Schlichtweg peinlich ist jedoch die Darstellung von Paolo Gucci, den Jared Leto mit fettigem Haar und pausbäckig geschminkt, als Kasper und Hofnarr darstellt. Dessen Tochter Patrizia Gucci äußerte sich zurecht so, dass diese Darstellung schrecklich und sie zutiefst beleidigt sei.

Scott macht aus der Geschichte eine Farce. So toll der Film beim Einfangen des Lokal- und Zeitkolorits ist, so enttäuschend gibt er sich beim Präsentieren seiner Geschichte. Die Eckdaten mögen stimmen, die Freiheiten bei der Erzählung einer wahren Geschichte sind aber zu zahlreich, als dass man sie noch gutheißen könnte. „House of Gucci“ ist ein visueller Triumph, ansonsten jedoch in jeder Beziehung eine Groteske.

Peter Osteried