Hunting Party – Wenn der Jäger zum Gejagten wird

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Fünf Jahre nach dem Ende des bosnischen Bürgerkriegs schickt Filmemacher Richard Shepard („Mord und Margaritas“) drei Journalisten auf einen Abenteuertrip durch nicht nur im übertragenen Sinn vermintes Gebiet. Richard Gere, Terrence Howard und Newcomer Jesse Eisenberg bilden das ungewöhnliche Trio, das zusammen mehr als nur eine brenzlige Situation zu meistern hat. So gerne man ihnen als Zuschauer dabei auch zusieht, frei von Stolpersteinen ist Shepards Film wahrlich nicht.

Webseite: www.thehuntingpartymovie.com

OT: The Hunting Party
USA 2007
Regie & Drehbuch: Richard Shepard
Produktion: Paul Hanson, Mark Johnson, Scott Kroopf
Mit Richard Gere, Terrence Howard, Jesse Eisenberg, James Brolin, Mark Ivanir, Diane Kruger
Laufzeit: 103 Minuten
Kinostart: 29.11.2007
Verleih: Central

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Die alte Weisheit, dass jeder Krieg eine schmutzige Angelegenheit ist, wird TV-Reporter Simon Hunt (Richard Gere) umgehend bejahen. Als Kriegsberichterstatter reist er von einem Krisenherd zum nächsten, immer auf der Suche nach spektakulären Bildern und den aktuellsten Meldungen von der Front. Egal ob Bosnien, Ruanda, El Salvador oder der Irak, Hunt und sein Kameramann Duck (Terrence Howard) waren überall vor Ort, um das grausame Sterben zu dokumentieren. Doch irgendwann rastet Hunt aus – in einer Live-Sendung, was ihn prompt seinen Job kostet. Es vergehen mehrere Jahre, in denen er sich mit schlecht bezahlten Aufträgen notdürftig über Wasser hält. Als Duck eines Tages für eine Reportage nach Sarajevo zurückkehrt, trifft er dort auf Hunt, der ihm einen mehr als abenteuerlichen Vorschlag unterbreitet: Zusammen mit ihm soll Duck den meistgesuchten bosnischen Kriegsverbrecher – genannt der „Fuchs“ – ausfindig machen. Es wäre die Story ihres Lebens.
Das Duo der beiden erfahrenen, mit allen Wassern gewaschenen Reporter wird zum Trio, als Ducks Begleiter Benjamin (Jesse Eisenberg), ein journalistisches Greenhorn, von Hunt ebenfalls für dessen waghalsige Aktion eingespannt wird. In der Folge treffen die Männer und mit ihnen der Zuschauer auf unwissende Blauhelme, zwielichtige Milizen, geldgierige Schmuggler und auffallend schweigsame Dorfbewohner. Richard Shepard, der mit seiner letzten Regiearbeit „Mord und Margaritas“ bei Kritik wie Publikum gleichermaßen Anklang fand, inszeniert die Fahndung nach dem vom Den Haager Kriegsverbrechertribunal gesuchten Serbenführer als eine zwischen dramatischen und schwarzhumorigen Momenten ausbalancierte Schnitzeljagd. Nach der stakkatoartigen Exposition, die Hunts beruflichen Werdegang als Abfolge der immer gleichen Kriegseinsätze portraitiert, und einigen beißenden Off-Kommentaren zum Thema Katastrophenjournalismus startet von Sarajewo aus der Trip in die bosnische Provinz.

Shepard verfasste das Drehbuch nach Studium eines Esquire-Artikels von Scott Anderson (Titel: „What I Did on my Summer Vacation“). Wie die drei Protagonisten im Film begab sich auch Anderson mit Kollegen auf eine nicht immer ungefährliche Reise durch das Nachkriegs-Bosnien. Sie hefteten sich dabei an die Fersen des früheren Präsidenten der Republika Srpska, Radovan Karadzic, der seit Kriegsende mit internationalem Haftbefehl gesucht wird. Seine Person diente Shepard als Vorlage für den „Fuchs“, auf den es Hunt – Nomen est Omen – abgesehen hat.

Charakteristisch für Shepards Film, der mehr Züge einer Medien- denn einer Polit-Satire trägt, ist das Spiel mit verschiedenen Genres und Tonlagen. Nach einigen eher harmlosen Späßen zwischen Hunt und Duck konfrontiert Shepard den Zuschauer mit drastischen Kriegsbildern, die sehr plastisch den Horror der damaligen Ereignisse rekonstruieren. Am Beispiel einer hochschwangeren Frau, deren Bauch mit Einschusswunden übersäht ist, zeigt „Hunting Party“, welches Leid die Zivilbevölkerung zu erdulden hatte. So verständlich Shepards Ansatz ist, dann, wenn es hässlich und schmerzhaft wird, nicht einfach abzublenden, wollen sich die einzelnen Teile nicht immer zu einem stimmigen Ganzen zusammenfinden. Die dramatischen Einschübe wie Diane Krugers kurzer Gastauftritt wirken zuweilen gewollt und reichlich ostentativ, gleichzeitig mangelt es den sarkastischen Kommentaren an Biss und Schärfe. Sowohl „Thank You for Smoking“ als auch „Lord of War gingen“ im vergangenen Jahr mit ihren jeweiligen Sujets (Lobbyismus, Waffenhandel) weitaus härter ins Gericht.

Immerhin vereint „Hunting Party“ ein hochkarätiges Schauspielensemble. Richard Gere, Terrence Howard und Newcomer Jesse Eisenberg bilden ein ungewöhnliches Team, das sich in bester Buddy Movie-Tradition gegenseitig zu Höchstleistungen antreibt. Wie schon in Mord und Margaritas beweist Shepard erneut ein glückliches Händchen bei der Wahl seiner Darsteller. Richard Gere als desillusionierter Kriegsberichterstatter zu besetzen, zeugt von mindestens soviel Mut wie Ex-007 Pierce Brosnan die Rolle des Auftragskillers zu überlassen. Beide revanchierten sich mit einer Leistung, die mehr als der restliche Film zu beeindrucken wusste. 

Marcus Wessel

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Fünf Jahre nach dem jugoslawischen Bürgerkrieg, also im Jahre 2000, reisten fünf ehemalige Kriegsberichterstatter nach Bosnien, um noch einmal an den Ort des furchtbaren früheren Kriegsgeschehens zurückzukehren. An einem Kneipenabend hatten sie die Idee, sie sollten versuchen, den immer noch verschwundenen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic aufzuspüren. Mit Hilfe eines serbischen Polizisten wird der Plan in Angriff genommen. Bis die CIA auftaucht.

Auf einem „Esquire“-Bericht darüber fußt der Film ursprünglich. Doch die Hersteller und der Regisseur wollten, dass daraus auch ein „Buddy-Movie“ wird, dass der Humor nicht zu kurz kommt, dass wirkungsvolle Fiktion hinzugefügt wird, ohne dass der Bezug zur Wirklichkeit verloren geht, die offenbar auch darin besteht, dass eine ganze Reihe von bestimmten Interessengruppen der Kriegsverbrecher gar nicht habhaft werden wollen. Ein mixtum compositum also wurde angestrebt. Man merkt es dem Film denn auch an.

Der Berichterstatter Simon Hunt (Richard Gere), der früher mit seinem Kameramann Duck (Terence Howard) an allen Brennpunkten der Erde arbeitete, wird von seinem US-Sender entlassen, weil er dessen beschwichtigende Allerweltsmoderation über den Krieg nicht mehr ertragen kann, während der Sendung lautstark (und auch ein wenig obszön) aufbegehrt und die Wahrheit sagt, beispielsweise über Srebrenica.

Duck steigt beruflich auf. Simon Hunt steigt ab. Ein paar Jahre später kehrt ersterer für eine „Jubiläumssendung“ nach dem früheren Jugoslawien zurück. Simon kann ihn nach langem Zögern dazu überreden, den „Fuchs“ Boghdanovic (Karadzic) aufzuspüren, denn, so sagt (und lügt) er, er wisse, wo dieser steckt. In Begleitung des journalistischen Grünschnabels Benjamin (Jesse Eisenberg), der sich an ihre Fersen geheftet hat, machen die beiden sich auf, Boghdanovic ausfindig zu machen.

Es geht in die Berge vorbei an UN-Posten, in entlegene Dörfer, zu Karadzic-freundlichen, misstrauischen Bewohnern, zu Boghdanovic selbst. Tödlich sind die Gefahren – bis erneut die CIA kommt.

Als gut inszeniert und gespielt erscheint die Sache schon, doch sehr überzeugend wirkt diese Story nicht. Was Realität ist und was Erfindung, ist hier nicht auszumachen. Einigermaßen erstaunlich, dass Richard Gere sich in die Rolle des Simon Hunt versetzt hat. Historie und Phantasie, Krieg und Abenteuer, Leid und „Komik“ – von allem etwas.

Thomas Engel