Idlewild

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Auf dem Papier muss es wie eine tolle Idee gewirkt haben: Ein Musical, in dem André 3000 und Big Boi, die beiden Teile des Hip-Hop Duos Outkast zusammen auftreten. Einmal mehr aber zeigt das Ergebnis, dass es nicht ausreicht, möglichst viele Ideen, Stile und Genres zu vermischen, um einen kongruenten Film zu drehen. Das Ergebnis ist somit ein in Momenten mitreißendes, letztlich aber viel zu wirres Musical.

Webseite: www.idlewild-film.de

USA 2005
Regie: Bryan Barber
Buch: Bryan Barber
Kamera: Pascal Rabaud
Musik: Outkast, John Debnay
Schnitt: Anne Goursaud
Darsteller: André Benjamin/ André 3000, Andrew A. Patton/ Big Boi, Terence Howard, Paula Patton, Faizon Love, Malinda Williams, Macy Gray, Ving Rhames
121 Minuten, Format: 1: 2,35 (Scope)
Verleih: UIP
Kinostart: 23. November 2006

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Es sollte wohl eine Hommage an den Swing der 30er Jahre sein, an verruchte Bars und Clubs, in denen zu Zeiten der Prohibition trotz aller Verbote getrunken und gefeiert wurde. Das fiktive Südstaatenkaff Idlewild ist Schauplatz der Geschichte, die sich in zwei losen Handlungssträngen entwickelt, die kaum verbunden sind. In ihnen spielen die beiden Mitglieder des Hip-Hop Duos Outkast – André 3000 und Big Boi – die Hauptrolle, eine Aufgabenteilung, vor allem aber Trennung, die die beiden Musiker auch schon auf ihren letzten Platten praktiziert haben. Während André 3000 sich eher Swing und Funk Elementen bedient, praktiziert Big Boi klassischen Rap.

Doch dieser Eklektizismus, der die Platten zu vielfältigen, aus allen Bereichen der Musikgeschichte zitierenden Werken macht, die trotz aller Stile letztlich ein Ganzes bilden, funktioniert im Film nicht überzeugend. Das Problem sind dabei weniger die unterschiedlichen musikalischen Stile, als deren Präsentation. Meist scheint Idlewild ein klassisches Backstage-Musical sein zu wollen, in denen Gesangs- und Tanzdarbietungen durch den Schauplatz und den Beruf der Figuren motiviert erscheinen. Dazu passt die Teilgeschichte mit Big Boi, der als Sänger Rooster im lokalen Nachtclub auftritt. Bald schon muss er sich nicht nur mit seiner Frau auseinandersetzen, die er mit wechselnden Tänzerinnen betrügt, sondern auch gegen den Gangsterboss Trumpy (Terence Howard), der auf seinen wöchentlichen Schutzgeldzahlungen besteht. Während diese Ebene also wie ein Gangsterfilm wirkt, die von Bühnennummern unterbrochen wird, ist André 3000s Teil eine melancholische Liebesgeschichte und Aufstiegsstory. André 3000 spielt den feinsinnigen Pianisten Percival, der im Bestattungsunternehmen seines Vaters arbeitet, aber von einer Karriere als Musiker träumt. In Gestalt der Sängerin Angel Davenport (Paula Patton) lernt er seine große Liebe kennen, die ihn davon überzeugen will, seinen Träumen zu vertrauen und den großen Schritt zu wagen.

Nur Gelegentlich überschneiden sich die beiden Erzählebenen, was nicht weiter stören würde, wenn sie denn unterschiedliche Aspekte eines Ganzen beleuchten würden. Doch was dieses Ganze, abgesehen von zahllosen Anspielungen an klassische Gangsterfilme und Musicals sein soll, bleibt allzu vage. Mal gibt es wilde, fast burleske Verfolgungsjagden, dann nachdenkliche Momente, mal eine Performance auf der Bühne, dann Szenen, in denen die Musik wie in einem Videoclip eingesetzt wird, es gibt merkwürdige Animationselemente und anachronistische Dialoge. Das hat in Momenten eine bemerkenswerte impressionistische Qualität, besonders die Tanznummern sind oft mitreißend und die Musik ohnehin erstklassig. Aber auf Dauer wirkt Idlewild einfach wie ein etwas unbedarft zusammengewürfeltes Mischmasch, in dem zwar viele Teile überzeugen, die Summe der Teile aber kein Ganzes ergibt.

Michael Meyns