IF: Imaginäre Freunde

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„IF: Imaginäre Freunde“ ist ein gutes Beispiel für einen Film, den der Trailer völlig falsch verkauft. Man erwartet eigentlich eine spritzige, rasante Komödie, geboten ist aber vor allem Sentimentalität, womit sich die Frage stellt: Für wen ist dieser Film eigentlich? Für Autor und Regisseur John Krasinski bestimmt, doch für das Publikum? Die Jüngsten langweilen sich angesichts der Gefühlsduselei, für die Älteren ist das Ganze dann zu platt.

Webseite: https://paramount.de/if-imaginaerefreunde

IF
USA 2024
Regie: John Krasinski
Buch: John Krasinski
Darsteller: Ryan Reynolds, John Krasinski, Cailey Fleming

Länge: 108 Minuten
Verleih: Paramount Pictures
Kinostart: 16. Mai 2024

FILMKRITIK:

Bea lebt bei ihrer Großmutter, während ihr Vater im Krankenhaus ist – es steht eine schwere Operation an. Eines Abends traut Bea ihren Augen nicht. Sie sieht einen imaginären Freund. Nicht ihren, sondern irgendeinen, der sie zu Calvin führt, der ein paar Stockwerke über ihr wohnt. Er kann die IFs, die imaginären Freunde sehen und hat es sich zur Aufgabe gemacht, neue Kinder für sie zu finden. Ein Job, den auch Bea gerne machen möchte.

Der Trailer verspricht eigentlich ein Gag-Feuerwerk, er zeigt aber auch so ziemlich alle lustigen Momente des Films. Der Rest geht dann eher in die rührselige Richtung, sowohl mit Bea, als auch mit den IFs. Dabei bleibt der Film seltsam nebulös, denn was ihr Vater jetzt eigentlich hat? Wird nie geklärt. Überhaupt schert sich John Krasinski wenig um logische Anschlüsse, Hauptsache, er kann seine Geschichte so vorantreiben, wie er es sich vorstellt. Er spielt auch eine kleine Rolle und man kommt nicht umhin festzustellen, dass der Mann offenkundig von seinen eigenen Dialogen immens ergriffen ist.

Cailey Fleming, die als Rick Grimes‘ Tochter in „The Walking Dead“ bekannt wurde, schlägt sich gut, auch und gerade in einer der emotionaleren Szenen des Films. Die Effekte mit all den unterschiedlichen IFs sind auch schön. Und hier der Hinweis: Wer den Film im Original sehen kann, sollte das tun, denn hier hat sich eine ganze Riege an Stars die Klinke in die Hand gegeben, um große und kleine IF-Rollen zu sprechen. Im Deutschen merkt man davon kaum etwas – ein Rick Kavanian ist eben kein Steve Carrell.

Technisch gibt es nicht viel zu mäkeln, in Sachen Erzählfluss schon. Mit 108 Minuten Laufzeit zieht sich „IF“ schon sehr stark, weil er auch nie genau weiß, was er nun eigentlich sein will – eine Komödie oder ein leichtes Drama. Darüber hinaus hält sich der Film für cleverer, als er ist. Welche Rolle Ryan Reynolds hier spielt, ist schon lange klar, bevor am Ende die auch etwas konstruierte Enthüllung kommt.

Alles in allem ein Film der Enttäuschungen, denn eigentlich hätte eine Geschichte wie diese vor Humor geradezu bersten müssen. Oder aber es hätte ein echtes Drama sein müssen. Aber Krasinski hat sich für ein halbgares, nur bedingt komisches, vor allem aber kitschiges Melodram entschieden – nur eben mit imaginären Freunden. Am Ende fragt man sich vor allem, was die momentane Faszination mit imaginären Freunden ist, von der auch der Horrorfilm „Imaginary“ zehren wollte, denn die meisten Zuschauer hatten wohl nie einen Phantasiefreund oder kennen jemanden, der einen hatte.

 

Peter Osteried