Immaculate

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Ein düsteres Geheimnis im Konvent. Novizinnen, die brutal ermordet werden. Eine düstere Stimmung. Bei „Immaculate“ wähnt man sich in einer fast schon typischen Art von religiösem Horrorfilm. Im Grunde erwartet man, dass alte Wein in neuen Schläuchen präsentiert wird, eine Geschichte, die auf die Geburt des Antichristen hinausläuft – oder aber mit einer satanischen Sekte zu tun hat. Nichts könnte weiter von dem entfernt sein, worum es hier geht. „Immaculate“ ist erstaunlich originell.

Website: https://www.capelight.de/immaculate

Immaculate
USA / Italien 2024
Regie: Michael Mohan
Buch: Andrew Lobel
Darsteller: Sydney Sweeney, Simona Tabasco, Álvaro Morte
Länge: 89 Minuten
Verleih: Capelight
Kinostart: 4. April 2024

FILMKRITIK:

Die Novizin Schwester Cecilia kommt aus den USA nach Italien. Sie legt hier in einem Kloster ihr Gelübde ab. Es ist ein Haus, in dem alte, kranke und demente Nonnen gepflegt werden. Noch tut sich Cecilia mit der Sprache schwer, aber ein paar Schwestern sprechen Englisch, und Pater Tedeschi heißt sie herzlich willkommen. Alles scheint in bester Ordnung zu sein, bis Ereignisse in Gang gesetzt werden, die Cecilia nicht versteht – und von denen eine Bedrohung ausgeht. Hinter diesen Mauern verbirgt sich ein Geheimnis.

Hauptdarstellerin Sydney Sweeney hat bereits im Jahr 2014 für den Film vorgesprochen und stand auch in der engeren Auswahl, aber die Finanzierung fiel durch und so wurde das Projekt ad acta gelegt. Aber Sweeney gefiel die Geschichte und die Figur. Jahre später, ihr Stern war durch die Serie „Euphoria“ aufgegangen und sie war der Star kommender großer Produktionen, wandte sie sich an den Autor, erwarb das Skript, ließ es überarbeiten, fand einen Regisseur und Finanziers und spielte die Hauptrolle. Es war ein Projekt, das ihr am Herzen lag, und eine Rolle, in der sie wirklich glänzen kann.

„Immaculate“ fängt stimmungsvoll an, aber auch ein bisschen brutal. Er schreckt nicht davor zurück, das Hässliche zu zeigen – inklusive Tod und Folter. Es gibt Momente, die würde man in einem Film wie diesem nicht erwarten. Aber dann ist ohnehin alles anders, als man es erwarten würde. Denn die Geschichte nimmt eine Wendung, die recht überraschend ist. Wichtiger als das aber: Sie ist auch stimmig, wobei die Spannungskurve noch anzieht, als man erkennt, worauf die Geschichte hinauswill. Dann kommt der Moment, in dem die Hauptfigur immer mehr isoliert ist, in der sie versucht, dem Grauen um sie herum zu entkommen, aber letztlich scheitern muss. Soweit bewegt sich der Film dann doch wieder in erwartbaren Bahnen, kommt dann aber zu einem Ende, das man nur als konsequent und intensiv beschreiben kann. Das Schlussbild von „Immaculate“ wirkt nach.

Sweeney spielt mit echter Hingabe – zuerst die sanftmütige Novizin, dann die zum Überleben entschlossene Schwester, die über sich hinauswächst. In der Rolle des freundlichen Paters agiert Àlvaro Morte, den man besser als den Professor aus der Hit-Serie „Das Haus des Geldes“ kennt.

„Immaculate“ ist nur insofern Horror, als dass er von einer solchen Stimmung getragen wird. Übernatürliches gibt es nicht, aber das mindert den Schrecken dessen nicht, was Schwester Cecilia über sich ergehen lassen muss. Der in Italien gedrehte Film ist sehr atmosphärisch und vermengt gekonnt die Mechanismen des Horrors und des Dramas zu einer Melange, die „Immaculate“ zur kleinen Perle werden lässt.

Peter Osteried