Immer und Ewig

Die Filmtheorie kennt verschiedene Modi, in denen ein Dokumentarfilm seine Inhalte transportiert. Einer davon ist die „teilnehmende“ Beobachtung, bei der Filmschaffende ihren Protagonisten ohne viele Erklärungen über die Schulter schauen. „Immer und ewig“ von Fanny Bräuning („No More Smoke Signals“) ist so eine Doku, aber mehr noch ein sehr intimer, persönlicher Film. Bräuning begleitet ihre berenteten Eltern auf einer Europareise, bei der sich der Vater liebevoll um die kranke Mutter kümmert. Ein Film über das Leben und den Alltag, die Liebe, die Familie – und ein kitschfreier Herzenswärmer.

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Schweiz 2018
Skript & Regie: Fanny Bräuning
Mitwirkende: Niggi, Annette und Fanny Bräuning
Laufzeit: 85 Min.
Verleih: Rise and Shine Cinema
Kinostart: 14. November 2019

 

Über den Film

Originaltitel

Immer und ewig

Deutscher Titel

Immer und Ewig

Produktionsland

CHE

Filmdauer

89 min

Produktionsjahr

2019

Regisseur

Bräuning, Fanny

Verleih

Starttermin

01.01.1970

 

FILMKRITIK:



Niggi und Annette gehen beide auf die 70 zu. Der ehemalige Matrose und Fotograf und die frühere Grafikdesignerin haben sich bereits in jungen Jahren ineinander verliebt. Als Annette vor zwanzig Jahren an Multipler Sklerose erkrankte, wegen der sie vom Hals an abwärts gelähmt ist, gab Niggi seinen Job auf, um der Frau beizustehen. Niggi und Annette sind ein Liebespaar, das den Anspruch aus dem Titel erfüllt. Wenn Bräuning ihren Vater fragt, wie er das freiwillige Ausscheiden aus dem Beruf empfindet, scheint nie Bedauern darüber durch. Es ist für Niggi ganz einfach selbstverständlich, Annette zu unterstützen. Auf dem Papier würden das wohl alle so unterschreiben. Aber ob sie danach handeln, wenn es hart auf hart kommt?
 
Damit Annette trotz allem noch etwas von der Welt sieht, hat Niggi ein Wohnmobil pflegegerecht umgebaut. Darin cruisen die beiden nun durch Europa, begleitet von ihrer Tochter Fanny Bräuning. Die in der Schweiz geborene Filmemacherin stellt ihren Eltern Fragen und nimmt sich Zeit, die jeweiligen Stimmungen einzufangen. Sie kommt den Protagonisten, zu denen sie naturgemäß einen persönlichen Draht hat, sehr nah, inhaltlich wie visuell. Da darf die Kamera gern mal wackeln, wenn der Moment passt.
 
Zu Beginn steckt Bräuning den Rahmen in einem Voice Over ab. Dazu sehen wir ein von der Mutter gemaltes Bild, das Bräuning als Mädchen ausgiebig studierte. Jetzt ist das Kind erwachsen, der faszinierte Blick auf die Eltern und deren Tun ist aber immer noch da. Vielleicht schwingt darin auch die Sehnsucht nach einer ähnlich felsenfesten Bindung mit, bei der gute wie schwere Tage tatsächlich gemeinsam durchgestanden werden. Ob man dieses Glück erreicht hat, zeigt sich freilich erst, wenn das Kind im Brunnen liegt.
 
Formal bedient Fanny Bräuning typische Standards des dokumentarischen Erzählens. Neben Interviews, Reiseimpressionen und alltäglichen Verrichtungen werden alte Fotografien oder Zeichnungen der malenden Mutter gezeigt, wozu besinnliche Klavier- und Gitarrenmusik ertönt. Die inszenatorische Umsetzung ist sauber, doch nicht unbedingt das Highlight des Films. Diese Ehre gebührt Bräunings Eltern und deren Geschichte, von der die Regisseurin selbst ein Teil ist. Keine schlechte Basis für einen Dokumentarfilm.
 
Christian Horn

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