Infinity Pool

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Er trägt die Last eines berühmten Namens: Brandon Cronenberg, Sohn von David, einem der bekanntesten und besten Regisseure des phantastischen und bizarren. Genau in diesen Bereichen arbeitet nun auch der Sohn und hat mit „Infinity Pool“ einen Film gedreht, dessen Ansatz quasi in der Familie bleibt, sich dann aber zu sehr darauf beschränkt, zu schockieren.

USA 2022
Regie & Buch: Brandon Cronenberg
Darsteller: Alexander Skarsgard, Mia Goth, Cleopatra Coleman, Jalil Lespert, Adam Boncz, Thomas Kretschmann

Länge: 118 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 20. April 2023

FILMKRITIK:

Ob es nur mit den durch Corona erschwerten Produktionsbedingungen zu tun hat, dass gerade verstärkt Filme und Serien entstehen, die auf einer Insel spielen? Dass viele dieser Filme jedoch von den Schönen und den Reichen erzählen, das fast schon sprichwörtlich gewordene 1% in alles andere als gutem Licht zeigen, deutet allerdings auf andere Gründe hin.

Auch „Infinity Pool“, der dritte Spielfilm von Brandon Cronenberg, spielt auf einer Insel, dem fiktiven Land Li Tolqa. In einem luxuriösen Resort verbringen der Autor James (Alexander Skarsgård), und seine Frau Em (Cleopatra Coleman) ihren Urlaub. Wer in dieser Beziehung die Hosen anhat wird schnell deutlich: Em hat Geld und James reich geheiratet, denn mit dem Schreiben klappt es nicht mehr so recht. Da kommt die Abwechslung, die das flirtfreudige Paar Gabi (Mia Goth) und Alban (Adam Bocz) andeutet, gerade recht. Doch ein Ausflug aus dem streng bewachten Resort endet mit einem tödlichen Unfall und die Regeln auf der Insel sind hart: Blutrache. Doch für den Unfallverursacher James gibt es einen Ausweg: er kann sich klonen lassen. Während sein Double getötet wird – besser gesagt brutal abgestochen – lebt das Original weiter.

Wer in dieser dystopischen Welt also über das nötige Kleingeld verfügt, kann sich und seinen Körper beliebig reproduzieren und dementsprechend fahrlässig agieren. Was hier bedeutet, sich exzessiven Sex- und Gewaltphantasien hinzugeben, psychedelische Drogen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Ohne Rücksicht auf Verluste agieren James und Co., so wie die Reichen es zumindest in dieser Art von Film zu tun pflegen. Ganz zeitgemäß mutet Brandon Cronenbergs Blick auf das Inselverhalten der 1% also an, so wie es zuletzt auch „Triangle of Sadness“ oder „White Lotus“ durchdeklinierten, mit Abstrichen auch „The Menu“ oder „Knives Out 2.“

So beißend die Kritik am Verhalten der Reichen in diesen Filmen oft auch daherkommt, ihre Moral war oft sehr schlicht: Die Reichen agieren unmoralisch und beuten die Armen, die Subalternen, die weniger vom Schicksal Begünstigten schamlos aus. Das mag zwar nicht falsch sein ist aber auch ein wenig unterkomplex. Auch Cronenberg schlägt in die selbe Kerbe und rennt offene Türen ein. Stilistisch zeigt er zwar auf oft originelle, aber auf Dauer auch etwas ermüdende Weise die Folgen eines Lebens ohne Verantwortungen, suhlt sich in Sex, Gewalt und Dekadenz, ohne dabei die Subtexte mitschwingen zu lassen, die die Filme seines berühmten Vaters zu Klassikern gemacht haben.

So bleiben am Ende in erster Linie die Performances von Mia Goth und vor allem Alexander Skarsgård in Erinnerung, der nach „The Northman“ erneut, wenn auch auf ganz andere Weise, mit ganzem Körpereinsatz agiert und mit offensichtlicher Freude seine Rolle als Schönling und Teenieidol dekonstruiert.

 

Michael Meyns