Inside Hollywood

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Bei Filmemachern erfreut sich die Hollywood-Satire einiger Beliebtheit, auch wenn das Publikum meistens fort bleibt. Ähnlich dürfte es auch Barry Levinsons „Inside Hollywood“ ergehen, der auf reichlich larmoyante Weise das ach so schlimme Schicksal eines Produzenten schildert. Die Einblicke in die scheinheilige Welt der Traumfabrik bleiben oberflächlich und blass und weit von der Brillanz eines Klassikers des Genres wie „Stadt der Illusionen“ entfernt.

Webseite: www.concorde-film.de

OT: What just happened
USA 2008
Regie: Barry Levinson
Buch: Art Linson
Darsteller: Robert De Niro, Catherine Keener, Stanley Tucci, Robin Wright Penn, Sean Penn, Bruce Willis, John Turturro
Länge: 104 Minuten, Format: 1:2,35 (Scope)
Verleih: Concorde
Kinostart: 19. Februar 2009

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Bei Filmemachern erfreut sich die Hollywood-Satire einiger Beliebtheit, auch wenn das Publikum meistens fort bleibt. Ähnlich dürfte es auch Barry Levinsons „Inside Hollywood“ ergehen, der auf reichlich larmoyante Weise das ach so schlimme Schicksal eines Produzenten schildert. Die Einblicke in die scheinheilige Welt der Traumfabrik bleiben oberflächlich und blass und weit von der Brillanz eines Klassikers des Genres wie „Stadt der Illusionen“ entfernt.

Filme über das Filmemachen sind seit den Anfängen Hollywoods ein immer wiederkehrendes Topos. Doch nur selten erreicht die Nabelschau der Filmindustrie die Brillanz von Billy Wilders „Sunset Boulevard“, Vincente Minellis „Stadt der Illusion“ oder Gene Kellys „Singin in the Rain.“ Vielleicht ist es kein Zufall, dass all die genannten Filme vor 1955 entstanden sind, zu einer Zeit also, als noch nicht jeder Furz den jeder auch nur minder begabte Teil Hollywoods von sich gab in der Klatschpresse breit getreten wurde. Damals umwehte die Traumfabrik noch etwas Geheimnisvolles, wirkten Stars wie unnahbare Halbgötter, hatte der Blick hinter die Kulissen etwas reizvolles, den Ruch des Verbotenen. Heute ist alles anders. Bereitwillig offenbart Hollywood seine Geheimnisse, verarbeiten Stars ihre größeren und kleineren Probleme in aller Öffentlichkeit, erlauben unzählige Magazine und Internetseiten einen intimen Einblick hinter die vormals verschlossenen Mauern Hollywoods. Wenn sich da ein Film nicht traut so bitterböse zu sein wie Robert Altmans „The Player“ oder so schonungslos mit den Schattenseiten des Ruhms umzugehen wie Mike Nichols „Grüße aus Hollywood“ stellt sich schnell die Daseinsberechtigung in Frage.

„Inside Hollywood“ basiert auf den gleichnamigen Memoiren des Produzenten Art Linson, der im Laufe seiner Karriere Filme wie „Die Unbestechlichen“, „Heat“ und „Fight Club“ produziert hat. Inwieweit Memoiren und Film autobiographisch sind, sei dahingestellt, im Sinne Art Linsons kann man nur hoffen, sehr, denn der von De Niro verkörperte Produzent Ben ist von schwer zu ertragender Weinerlichkeit geprägt. Nun soll zwar niemand behaupten das reiche Menschen keine Probleme haben, aber wenn man seiner zweiten Ex-Frau monatlich 30.000 Dollar Alimente zahlen kann, einen sündteuren Porsche Cayenne fährt und regelmäßig von wohlgeformten, jungen Möchtergernschauspielerinnen zu Drogenlastigen Sexspielchen eingeladen wird, dann relativieren sich die Probleme eines Normalsterblichen. Unter solchen allgemeinen Lebensumständen mutet es eben etwas absurd an, wenn die schlimmsten Probleme in etwa darin bestehen, keinen Platz im Privatjet zu bekommen oder auf dem Vanity Fair Cover nur am Rand zu stehen. Dass mag ja für das Ego eines Produzenten furchtbar schlimm sein, warum dies einen Außenstehenden interessieren sollte, vermag der Film nicht zu zeigen. So beobachtet man Ben bei seinem rastlosen Leben, das ihn von Filmsets in Schneideräume führt, von Besprechungen mit Studiobossen zu Meetings mit renitenten Filmstars und schließlich zur Premiere seines neuen Films nach Cannes. 

Bisweilen ist das leidlich komisch, ein, zwei Mal gelingen auch pointierte Sätze wie der Kommentar einer Branchenzeitung zum Selbstmord eines Produzenten, zu dem es nur heißt „Producer put himself in turn around.“ Doch solcher Biss ist die Ausnahme und hätte doch die Regel sein müssen, wollte man einen Inside-Hollywood-Film drehen, der wirklich dahin geht, wo es wehtut. Levinson und De Niro, die vor gut zehn Jahren noch die böse Polit-Satire „Wag the Dog“ gewagt hatten, trauen sich diesmal nicht über oberflächliches Getue hinaus. Dass sie mit diesem Film Abschlussfilm in Cannes waren lässt unweigerlich an den Film im Film denken, dessen Einladung nach Cannes mit dem Wunsch begründet wird Stars dahaben zu wollen. Ein einziges Mal ist „Inside Hollywood“ da sehr nah an der Realität, entlarvt den Starbetrieb dabei allerdings auf unfreiwillige Weise.
 

Michael Meyns

Ben ist Filmproduzent in Los Angeles. Ein Film kann, wenn er fertig ist, zum Erlebnis werden. Aber bis er fertig gestellt ist, fliegen oft die Fetzen.

So auch hier. Gerade liegt Bens neuestes Werk „Fiercely“ („Wild“) in der Endphase. Der Protagonist im Film wird erschossen. Aber was ist mit seinem Hund? Über das Filmende wird heftig gestritten. Die Koproduzentin ist mit dem Schluss nicht einverstanden. Sie fürchtet um ihre Millionen. Das Zuschauerergebnis einer Preview scheint ihr Recht zu geben. Der Regisseur kriegt einen Tobsuchtsanfall, weil man an seinem „Kunstwerk“ herumschneiden will. Ben sitzt zwischen allen Stühlen.

Er lebt von seiner schönen Frau Kelly getrennt. Ständig versucht er das Verhältnis noch zu kitten. Aber sowieso klingelt bei jedem dieser Versuche sein Handy. Telefonieren und den Verkehr von Los Angeles bewältigen gehört, wie hier gut dargestellt, zu den Hauptbeschäftigungen der Bewohner dieser Stadt. 

Ben hat bei Kelly wenig Glück. Sowieso hat er einen fremden Socken unter ihrem Bett gefunden. Wer ist der Übeltäter? Etwa Scott, der Ben schon lange ein Drehbuch andrehen will? Ab und zu muss bei Ben halt eine andere Frau kurz einspringen.

Der Stress nimmt kein Ende. Mit einem Manager hat Ben Schwierigkeiten. Und in seinem nächsten Film soll Bruce Willis spielen. Aber zuerst schlägt Willis alles kurz und klein. Warum? Einzig und allein, weil er partout seinen Bart nicht abrasieren will.

So geht es weiter. Filmproduzent in Hollywood – das scheint manchmal die Hölle zu sein. Robert DeNiro (in dessen Firma Tribeca der Film mitproduziert wurde), Barry Levinson (Regisseur), Bruce Willis, Sean Penn, Catherine Keener, Robin Wright Penn, John Turturro und Stanley Tucci sind dabei, alles Vollblutprofis, die das Geschäft bestens kennen. Weshalb der Film auch viel Authentisches hat. Stress, Komplikationen, Hektik, Zerstrittenheit, toter Punkt, das alles kommt vor – und nicht so wenig.

Natürlich ist in diesem Film auch eine gehörige Portion Ironie mit dabei. Das bewirkt für die Beteiligten ein gewisses Darüberstehn. Insider werden „Inside Hollywood“ sicherlich genießen, aber auch die übrigen Zuschauer können dies alles mit Interesse wahrnehmen. Unterhaltsam ist es allemal. Dass die genannten Profis schauspielern, was das Zeug hält, versteht sich von selbst. Gut auch, dass Barry Levinson sich endlich wieder einmal mit einer Regiearbeit gemeldet hat.

Thomas Engel