Das Horrorgenre ist seine Spielwiese: Osgood Perkins, Sohn der „Psycho“-Ikone Anthony Perkins, taucht auch in seiner jüngsten Regiearbeit in finstere Abgründe ein. „Keeper“ folgt einem klassischen Grundmotiv des Schreckenskinos, setzt lange Zeit auf eine mysteriös-surreale Stimmung, geht aber irgendwie nicht richtig unter die Haut. Überzeugend ist jedoch Tatiana Maslanys Darbietung in der Hauptrolle.
Über den Film
Originaltitel
Keeper
Deutscher Titel
Keeper
Produktionsland
USA
Filmdauer
99 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Perkins, Osgood
Verleih
DCM Film Distribution GmbH
Starttermin
20.11.2025
Viele Regisseure fühlen sich unwohl, wenn sie zu lange mit einer Filmrichtung verbunden werden, wenn sie in einer Schublade stecken. Nicht so Osgood Perkins, der seit seinem abendfüllenden Debütwerk „Die Tochter des Teufels“ aus dem Jahr 2015 mit großer Lust und Neugier das Horrorfeld beackert. 2024 landete er mit dem übernatürlichen, von der Kritik positiv besprochenen Serienkillerthriller „Longlegs“ einen Überraschungshit, auf den im Februar 2025 die finanziell ebenfalls einträgliche Stephen-King-Adaption „The Monkey“ folgte. Erstmal begab sich Perkins hier in den Bereich des Fun-Splatters, erstickte seinen „Final Destination“-Verschnitt aber in Wiederholungen.
Mit dem räumlich und personell begrenzten Schauerstück „Keeper“ wird es nun wieder merklich ernster. Ausgangspunkt des Films ist eine Standardsituation des Horrorgenres, die sich, obwohl schon völlig abgenutzt, anhaltender Beliebtheit erfreut: Liz (Tatiana Maslany) und Malcolm (Rossif Sutherland, Sohn von Leinwandlegende Donald Sutherland) wollen ihr einjähriges Liebesjubiläum in einem tief im Wald versteckten Holzhaus feiern, das seiner Familie gehört. Gestört wird die Zweisamkeit gleich am ersten Abend von Malcolms nebenan wohnendem Cousin Darren (Birkett Turton), einem großkotzigen Unsympathen, der mit seiner neuesten Bekanntschaft Minka (Eden Weiss) überfallartig vorbeischaut. Nicht nur dieses Treffen bereitet Liz Unbehagen. Auch das verwinkelte Domizil macht ihr spürbar Angst. Als Malcolm am nächsten Tag wegen einer angeblich dringenden beruflichen Verpflichtung in die Stadt zurückfährt, wächst ihre Verunsicherung. Von seltsamen Visionen geplagt, glaubt Liz mehr und mehr, dass sie in der exklusiv ausgestatteten Hütte nicht allein ist.
Dass das Publikum von Anfang an eine Habachtstellung einnimmt, liegt an einem gruselig-pointierten Prolog, der auf einen Serienkiller hindeutet: Mehrere Frauen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Zeiten blicken in einer Montage direkt in die Kamera, scheinen einen sie fixierenden Verehrer anzuschauen. Zeichnet sich in ihrer Mimik zunächst noch das Glück des ersten Verliebtseins ab, legen weitere Szenenfragmente wachsende Konflikte nahe, bis wir schließlich in flashartigen Bildern in ihre blutverschmierten Gesichter blicken.
Mit Einsetzen der eigentlichen Handlung drängen sich natürlich sofort Fragen auf: Könnte Liz das nächste Opfer werden? Ist Malcolm womöglich der Täter? Oder aber der etwas später eingeführte Darren? Geschickt baut Perkins, der dieses Mal nicht selbst das Drehbuch schrieb, sondern ein Skript des Newcomers Nick Lepard („Dangerous Animals“) verfilmte, eine bedrohliche Atmosphäre auf – verstärkt durch die Isolation des Settings.
Im weiteren Verlauf gibt sich der horrorerfahrende Regisseur alle Mühe, Liz‘ Aufenthalt im Nirgendwo in einen handfesten Albtraum zu verwandeln. Schräge Perspektiven sollen für Desorientierung sorgen. Das Haus mit seinen großen Glasfenstern lässt die Protagonistin schutzlos wirken. Ständig huschen Schatten durchs Bild. Immer wird Liz von merkwürdigen Erscheinungen überrumpelt. Und die Tonspur sondert regelmäßig gruselige Laute ab. In einigen Momenten erzielt Perkins mit seinen Schauermethoden die gewünschte Durchschlagskraft. Stellenweise übertreibt er es aber auch mit dem bedeutungsschwangeren Geklapper und Geraune – was dann eher Schulterzucken hervorruft.
Das nuancierte Spiel der Hauptdarstellerin, in dem sie die steigende Panik ihrer Figur eindringlich herausarbeitet, lässt uns durchaus mitfiebern. Die erzählerischen Schwächen bei der Auflösung der seltsamen Geschehnisse stechen dennoch negativ hervor. „Keeper“ möchte irgendwie an der im Horrorkino gerade sehr angesagten Diskussion über toxische Männlichkeit teilnehmen. Die Erklärungen, die das Drehbuch liefert, fühlen sich allerdings unausgereift und fade an. Trotz teils verstörender Make-up-Effekte überschreitet der Film im Finale ein ums andere Mal die Grenze zur unfreiwilligen Komik.
Christopher Diekhaus







