Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes

„Abschottung eines Einwanderungslandes“ lautet der Untertitel von Max Ahrens und Maik Lüdemann Dokumentarfilm „Kein Land für Niemand“, der damit schon im Titel deutlich macht, aus welcher politischen Position er sein Thema angeht. Um Migration geht es, um die „Festung Europa“, die gerade im Mittelmeer ausgebaut wird und zu furchtbaren Bildern führt, die auch in Deutschland gerne ausgeblendet werden. Doch können offene Grenzen wirklich die Lösung sein? Die Dokumentation versucht, Antworten zu geben.

 

Über den Film

Originaltitel

Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes

Deutscher Titel

Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes

Produktionsland

DEU

Filmdauer

112 min

Produktionsjahr

2025

Regisseur

Ahrens, Maximilian / Lüdemann, Maik

Verleih

n.n.

Starttermin

16.06.2025

 

Im Mittelmeer sterben immer noch Menschen beim Versuch, mit oft kaum seefähigen Booten nach Europa zu kommen, um im oft fälschlicherweise als gelobtem Land empfundene reichen Westen, ihr Glück zu suchen. Die eine Seite betrachtet sie als hilfsbedürftige Asylsuchende, die vor Kriegen und Diktatoren, Folter und Armut fliehen, die anderen sehen sie als Schmarotzer, die die europäischen Sozialsysteme überlasten und nur für Probleme sorgen.

Seit Angela Merkels legendärem, seitdem oft kritisierten Satz „Wir schaffen das“, sind zehn Jahre vergangen. Während damals tatsächlich eine große Willkommenskultur herrschte, Flüchtlinge geradezu begeistert begrüßt wurden, hat sich inzwischen die Stimmung gedreht. Der Aufschwung der AFD, gefühlt tägliche Berichte von Messerattacken oder Vergewaltigungen durch Flüchtlinge haben auch grundsätzlich eher liberale Politiker dazu verleitet, härter zu werden, vor allem verbal. Sozialleistungen sollen reduziert, Abschiebungen erleichtert werden, am besten sollte eigentlich gar kein Asylsuchender mehr an den deutschen Grenzen ankommen.

Eine populistische Gemengelage, die oft auf dem Rücken von tatsächlich Schutzbedürftigen ausgetragen wird und zuletzt zur Diskussion darüber geführt hat, ob das grundsätzliche Recht auf Asyl überhaupt noch zeitgemäß ist oder zumindest radikal reformiert werden müsste.

In ihrem Dokumentarfilm „Kein Land für Niemand“ versuchen Max Ahrens und Maik Lüdemann nun zwischen den Extrempositionen „Ausländer raus“ und „Kein Mensch ist illegal, nirgends“ zu vermitteln, auch wenn ihre Haltung deutlich zu letzterem tendiert. Zu Wort kommen in erster Linie solche Wissenschaftler und Politiker, die sich für Migration einsetzen, die das Problem weniger bei mangelnder Integration und fehlenden Integrationsangeboten sehen, denn bei allzu reißerischen Medien.

Wenn die andere Seite zu Wort kommt, etwa in Person der Landrätin Martina Schweinsburg, die im Thüringischen Greiz eine Bezahlkarte für Flüchtlinge eingeführt hat, müssen die Regisseure zugegebenermaßen auch wenig tun, um die Politikerin in eine bestimmte Ecke zu stellen, das erledigt sich von selbst. Dass viele Flüchtlinge grundsätzlich arbeiten wollen gesteht die Politikerin noch zu, bevor sie dann sagt: “Der Bedarf an qualifizierten Ziegen- und Rinderhirten ist in Deutschland ausgesprochen eingeschränkt.“ Ein Satz, der natürlich gefundenes Fressen für Linke ist, die konservativen Politikern kaum verhohlenen Rassismus vorhalten. Angesichts so eines Satzes die Debatte allerdings praktisch für erledigt zu halten, wirkt auch etwas kurz gegriffen.

Ambitionierter wirkt es, Monika Schnitzer, die Vorsitzende der sogenannten Wirtschaftsweisen das aussprechen zu lassen, was Demographen schon seit langem betonen: Um seinen Wohlstand zu erhalten, braucht Deutschland dringend Zuwanderung. Wie die Integration jedoch erfolgreich und ohne zunehmende gesellschaftliche Brüche von statten gehen soll ist die Frage, die es zu beantworten gilt, die allerdings in „Kein Land für Niemand“ außen vor bleibt.

Wenn da Schnitzer sagt, dass es angesichts von Menschen, die Deutschland verlassen, eine Bruttozuwanderung von 1,5 Millionen Menschen pro Jahr benötigt, um die Bevölkerungszahl stabil zu halten, sieht man geradezu die Wahlergebnisse der AFD in die Höhe schnellen. Andererseits dürfte sich kaum ein tatsächlicher oder potentieller AFD-Wähler einen Film anschauen, der sich bemüht, einen etwas differenzierteren Blick auf die Migrationsdebatte zu werfen. Zwar kann „Kein Land für Niemand“ seine grundsätzliche politische Haltung nicht verhehlen, meist gelingt es den Regisseuren dennoch, sich nicht zu agitatorisch und dogmatisch mit einem Thema zu beschäftigen, dass noch Länge die Diskussionen bestimmen wird.

 

Michael Meyns

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