Kein Mittel gegen Liebe

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Eine Art komödiantisches Drama um eine lebenslustige, emanzipierte Frau, die durch ihre Krebskrankheit zu einem konservativen Lebensmodell findet ist „A Little bit of Heaven.“ So unausgewogen wie diese Inhaltsbeschreibung ist schließlich auch der ganze Film, der Kate Hudson – Königin der romantischen Komödie – und Indieliebling Gael Garcia Bernal in einem in vielerlei Hinsicht befremdlichen Film zusammenbringt, der am Ende je nach Sichtweise trotz oder wegen seiner Machart doch sehr ergreifend ist.

Webseite: www.senator.de

USA 2011
Regie: Nicole Kassell
Darsteller: Kate Hudson, Gael Garcia Bernal, Kathy Bates, Whoopi Goldberg, Treat Williams, Lucy Punch
Länge: 107 Minuten
Verleih: Senator
Kinostart: 6. Oktober 2011

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Eigentlich sollte man meinen, dass Marley (Kate Hudson) ein durch und durch zufriedener Mensch ist. In den ersten zehn Minuten von „A Little bit of Heaven“ wird die Mittdreißigerin als lebenslustige, emanzipierte Frau eingeführt, die in New Orleans als Werbetexterin arbeitet, tolle Freunde hat und als Singlefrau glücklich ist. Doch so kann es natürlich nicht weitergehen, ohne Konflikt kein Film, lernt man schließlich schon in der ersten Stunde des Drehbuchseminars. Und so setzt der Film Marley ein großes Hindernis in den Weg: Unheilbarer Darmkrebs. Eine tödliche Krankheit mutet zwar nicht gerade als ideales Motiv für eine romantische Komödie an, aber dafür wird Marley von Dr. Julian Goldstein behandelt, der nicht etwa ein typischer jüdischer Arzt ist, sondern vom immer wieder beliebten Objekt der weiblichen Begierde Gael Garcia Bernal gespielt wird. Doch eigentlich hat Marley keinerlei Interesse an einer festen Beziehung, was der Film in typischer Freud-für-Dummies Manier mit der gescheiterten Ehe ihrer Eltern erklärt. Eigentlich wäre nun zwar nichts dagegen zu sagen, dass im 21. Jahrhundert eine emanzipierte Frau auch ohne einen perfekten Mann an ihrer Seite glücklich sein kann. In bester Frauenzeitungslogik sehen die Macher dieses Films (wohlgemerkt sind sowohl für Buch als auch Regie Frauen verantwortlich) das allerdings ganz anders.

In Julian findet Marley also ihre große Liebe, die allerdings angesichts des unausweichlichen Todes nur von kurzer Dauer sein wird. Eigentlich wäre hier der Film nach gut einer Stunde zu Ende, doch das Drama geht erst richtig los und entwickelt sich wieder erwarten zu einem höchst ergreifenden Film, der zwar zutiefst manipulativ ist, aber als klassischer Tränenzieher unzweifelhaft funktioniert. Immer weitere kleine Dramen muss Marley durchstehen, sich mit ihren Eltern versöhnen, auch noch ihren Freundeskreis bei Laune halten und zwischendurch immer wieder mit „Gott“ in Gestalt von Whoopi Goldberg (!) ihr Leben nach dem Tod vorbereiten.

Was Autorin Gren Wells und Regisseurin Nicole Kassel hier auftischen, ist eine nachgerade bizarre Mixtur aus Themen und Motiven. Von der subtilen Qualität von Kassels Debüt „The Woodsman“ ist kaum noch etwas zu spüren, „A Little bit of Heaven“ greift stets in die vollen. Da taucht dann etwa einmal völlig aus dem Nichts der kleinwüchsige Peter Dinklage als eine Art Escort-Mann auf, der erst in kaum fassbarer Geschmacklosigkeit schlüpfrige Witze über seine sexuellen Qualitäten machen muss, um dann einen Moment später einen ergreifenden Moment mit Marley zu teilen. In diesem Stil geht es weiter, mal klamaukig, dann berührend, von plakativ bis subtil. Man könnte sich darüber mokieren, wie hier eine schwere Krankheit benutzt oder missbraucht wird, um schamlos auf die Tränendrüse zu drücken, aber effektiv ist es in jedem Fall. Als wirklich gelungen mag man „A Little bit of Heaven” nicht bezeichnen, dafür ist der Film viel zu unausgewogen, bedient er sich viel zu vieler Klischees und abgestandener Vorurteile. Als anrührendes Drama, vielleicht sollte man eher sagen als kitschiger Liebesfilm aber, funktioniert er dennoch.

Michael Meyns