Kleine Tricks

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Sommer in einer kleinen Stadt in Polen. Der junge Stefek verbringt seine Zeit mit dem Beobachten von Zügen, dem Spiel mit Zinnsoldaten und dem Wunsch seinen Vater zurückzubekommen. Der hatte die Familie einst verlassen, nun versucht Stefak das Schicksal herauszufordern, um den Lauf der Geschichte zu ändern. Ein wunderbarer, scheinbar einfacher, aber subtil vielschichtiger Film des jungen polnischen Regisseurs Andrzej Jakimowski.

Webseite: www.koolfilm.de

Sztuczki
Regie: Andrzej Jakimowski
Buch: Andrzej Jakimowski
Kamera: Adam Bajerski
Schnitt: Cezary Grzesiuk
Musik: Tomasz Gassowski
Darsteller: Damian Ul, Ewelina Walendziak, Rafal Guzniczak, Thomasz Sapryk, Iwona Fornalczyk, Joanna Liszowska
Polen 2007, 96 Minuten, Format: 1:1,85
Verleih: Kool
Kinostart: 23. Juli
 

PRESSESTIMMEN:

Einer der bislang schönsten Filme dieses Jahres... "Kleine Tricks" erzählt davon, wie schön und einfach das Leben sein kann, wenn man die richtige Einstellung hat. Und er tut dies so heiter und entspannt wie kein anderer Film in diesem Sommer. 40 Kopien sind nicht wirklich viel, vielleicht muss man ein wenig suchen, bis man ein Kino findet, das den Film zeigt. Finden Sie eins! Es lohnt sich.
SPIEGEL ONLINE

FILMKRITIK:

„Kleine Tricks“ ist einer dieser scheinbar kleinen Filme, die unaufgeregt dahin fließen, in denen augenscheinlich wenig passiert, deren große Qualität leicht entgleitet. Er macht keine großen Worte, erklärt nicht in forcierten Dialogen, worum es ihm geht, sondern macht das, was das Kino immer tun sollte, aber oft vergisst: Er zeigt die Dinge. Viel von dieser Qualität ist dem Hauptdarsteller Damian Ul zu verdanken, der bei den Dreharbeiten neun Jahre alt war und eine Natürlichkeit mitbringt, eine Neugier für das Leben, für die Welt, die den Film beflügelt. Er lebt mit seiner Mutter und der älteren Schwester Elka in einem kleinen polnischen Städtchen, an der die Entwicklungen der Moderne vorbeigegangen zu sein scheinen. Ob der Film heute spielt oder vor zwanzig Jahren, man könnte es nicht sagen, es spielt aber auch keine Rolle. Die Welt, die Jakimowski hier entstehen lässt, ist zeitlos, in keinem Moment nostalgisch, eher von einem magischen Realismus geprägt. Am Bahnhof sehen die Geschwister einen Mann, der ihr Vater sein könnte, wie Elkas Verhalten verrät. Vor Jahren hat der Vater die Familie wegen einer anderen Frau verlassen, doch Stefek will sich damit nicht abfinden. Er beginnt Schicksal zu spielen. Einige auf die Gleise geworfene Münzen werden von einem Arbeiter aufgehoben, einem Obsthändler wird zum Geschäft seines Lebens verholfen und so glaubt Stefek auch die Wege seines Vaters – der in ihm nicht seinen Sohn erkennt – beeinflussen zu können.

Kann man sein Schicksal lenken, durch subtile Eingriffe den Lauf der Welt verändern? Diese Fragen erinnern an viele Filme des großen polnischen Regisseurs Krysztof Kieslowski. Thematisch scheint Jakimowski direkt dieser Tradition entsprungen, stilistisch geht er eigene Wege. Sein Film ist von einem leichten Wesen geprägt, mäandert dahin, wie ein unbeschwerter Spaziergang im Sommer, macht mal hier Station, beobachtet diese Nebenfigur für eine Weile, nimmt sich Zeit für leise Beobachtungen, für Nuancen und Stimmungen. Und verliert doch nie sein Zentrum aus den Augen.

Filme wie „Kleine Tricks“ werden gern als „klein“ bezeichnet, weil so wenig offensichtliches passiert, eine einfache Geschichte erzählt wird, es keine extremen dramatischen Zuspitzung gibt und schon gar keine visuelle Opulenz. Die Qualität, die Jakimowski mit seinen einfachen Mitteln erreicht, ist jedoch weitaus höher einzuschätzen, als die so manches bemüht bedeutsamen Film.

Michael Meyns

Es hat eine Zeitlang gedauert, bis aus Polen wieder ein guter Film kam. Das Warten hat sich gelohnt. Jakimowskis „Kleine Tricks“ ist so etwas wie ein poetisches Kleinod.

Eine Kleinstadt. Besonders schön ist sie nicht, von einem Zentrum, das interessant sein könnte, sieht man nichts, die Häuser sehen eher heruntergekommen aus. Aber dort lebt Stefek, ein siebenjähriger Junge, ein aufgewecktes Bürschchen, aus dessen Perspektive das Leben im Städtchen und das Leben überhaupt gezeigt werden.

Stefek wird mehr oder weniger von seiner 13 Jahre älteren Schwester Elka erzogen. Die Mutter ist meist in einem kleinen Laden beschäftigt, den Vater gibt es in der Familie schon lange nicht mehr. Oder doch? Denn am Bahnhof taucht jeden Tag ein Mann auf, der Elkas und Stefeks Vater sein könnte. Er nimmt zwar regelmäßig den Zug, doch oft zögert er, und ein paar Mal versäumt er ihn wie absichtlich.

Viel passiert nicht in diesem Nest. Stefek streift umher; haut manchmal ab, ohne dass Elka es wissen darf; luchst Elkas Freund Jerzy eine Motorradspazierfahrt ab; lässt verstohlenerweise die Tauben eines alten Mannes fliegen; treibt sich am kleinen See herum, in dem Mädchen baden; kommt immer wieder zum Bahnhof; beschäftigt sich auf ganz kuriose Weise mit seinen Spielzeugsoldaten; hat immer mehr den Verdacht, dass der Mann am Bahnhof der Vater sein könnte. Elka kellnert aushilfsweise, lernt italienisch und sucht eine Anstellung.

Leise deutet sich an, dass der Vater zurückkommen wird. Am Schluss des Films gibt es zwischen ihm und Stefek eine vielversprechende Begegnung.

Sensationelle, virtuelle und brutale Filme gibt es genug – hier kann man einmal das Gegenteil genießen: Erfindungsreichtum, Frische, Zartheit und Wärme. Sommerliches Licht in einer sonst grauen Stadt. Autobiographisches sei in dem Film verwoben, sagt Jakimowski, in dem auch der Humor nicht fehlt. Vorausgesetzt man lässt sich auf diese „Kleinen Tricks“ ein, bleibt eine gewisse Verzauberung nicht aus.

Ewelina Walendziak (als Elka), Rafal Guzniczak (als Jerzy), Thomasz Sapryk (als Vater) spielen vortrefflich. Der eigentliche „Star“ aber ist der kleine Damian Ul als Stefek. Er legt ein Talent, eine Natürlichkeit und einen Charme an den Tag, dass man sein Vergnügen daran hat.

Thomas Engel