Klimt

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Ein Porträtfilm über den Wiener Jugendstilmaler Gustav Klimt (1862-1918) wollte und sollte Raoúl Ruiz’ filmischer Bilderbogen nicht sein. Besser, man weiß das schon vor Betreten des Kinosaals. Dort erwarten den Kunstfreund dann Begegnungen des Malers mit bekannten Zeitgenossen, seinen Musen und Gönnern, aber auch mit Neidern. Mit John Malkovich ist Klimt prominent besetzt, die Dramaturgie des Film macht jedoch zu schaffen.

Webseite: www.klimtderfilm.at

Österreich/Deutschland/Großbritannien/Frankreich 2006
Regie: Raoúl Ruiz
Darsteller: John Malkovich, Veronica Ferres, Stephen Dillane, Saffron Burrows, Sandra Ceccarrelli, Nikolai Kinski u.v.a.
97 Minuten
Verleih: Arsenal Filmverleih (Start am 25.5.06)
www.arsenalfilm.de

PRESSESTIMMEN:

Der Film entfaltet ein faszinierendes Panorama der Visionen, Imaginationen, Erinnerungen. Ein Taumel im Walzertakt zwischen Eros-Faszinationen und Fin-de-Siecle-Gesellschaftskarikaturen... Regisseur Ruiz kommt seiner Figur - die von Malkovich souverän konturiert wird - näher als es eine faktentreue Chronologie tun könnte. Er evoziert Stimmungen, Gefühlslagen, innere Erregungen...
Süddeutsche Zeitung

Gustav Klimt - Künstler, Lebemann und Schwerenöter. In der bildgewaltigen Filmbiografie des Jugendstil-Malers überzeugen John Malkovich als Klimt und Veronica Ferres als seine Muse Emilie... "Klimt", das ist in jeglicher Hinsicht ein visuelles Meisterwerk. Ein komplizierter Film zwar, der dem Zuschauer viel Bereitschaft abverlangt, sich auf die vielen Metaphern einzulassen, einen aber auch gefangen nimmt mit seinen starken Stimmungsimpressionen.
ARD Kultur

Der chilenische Filmemacher Raoul Ruiz hat keine Biografie des österreichischen Malers Gustav Klimt gedreht, sondern eine Phantasmagorie, die an Arthur Schnitzlers erträumte Romane erinnert: Spiegelbilder von rätselhafter, verschwommener Schönheit aus dem dekadenten Wien vor dem Ersten Weltkrieg... Ein Fest fürs Auge mit einer Prachtentfaltung von Farben und Ornamenten, die ohne jede erzählerische Logik auskommt.
Der Spiegel

FILMKRITIK:

Klimts Ende steht am Anfang, am Totenbett erhält er Besuch des jungen, noch schüchternen Egon Schiele, den Nikolai Kinski hier mit einer erstaunlichen Ähnlichkeit an seinen berühmten Vater Klaus Kinski abgibt. Klimt röchelt vor sich hin, wer weiß, was ihm, den Tod vor Augen, durch den Kopf geht. Eine Antwort darauf versucht nun der 1941 in Chile geborene und in Frankreich lebende Regisseur Raoúl Ruiz zu geben. Nicht in Form einer biografischen Annäherung, sondern mittels einer Aneinanderreihung von Bildern, Träumen und Erinnerungen. Die Schauplätze des Films pendeln zwischen den Salons und Cafés in Wien und Paris, herausgepickt hat sich Ruiz die Zeit zwischen 1900, als Klimt anlässlich der Weltausstellung in Paris seine Bilder präsentiert, und 1918, dem Jahr seines Todes.
 

Innerhalb dieses Zeitraums springt Ruiz munter umher, setzt bevorzugt eine kreiselnde Kamera ein. Im Interview erklärt er, er habe seinen Film ähnlich Arthur Schnitzlers „Reigen“ gestalten wollen. Das gestalterische Mittel mag sicher zum Wechselspiel von Wahrheit und Lüge, Verwirrung und Verführung sowie den Fieberdelirien passen, wie sie der kranke Klimt an seinem Sterbebett in unruhigen Träumen durchwacht. Dem Zuschauer aber präsentieren sich diese oft auch phantasierten Abschnitte als schwer zuzuordnende Teile eines Puzzles. Da es dem Film auch an einer linearen Dramaturgie fehlt, fällt die Einordnung der Szenen doppelt schwer (was auch daran liegen mag, dass Ruiz ursprünglich eine 130 Minuten lange Fassung drehte – diese hier ist nun etwa 30 Minuten kürzer).

Klar wird immerhin: Klimt verliebt sich in Paris in eine mysteriöse Tänzerin (Saffron Burrows), von der es jedoch noch ein Double gibt. Die Suche nach der „echten“ Tänzerin führt Klimt in gewisse Etablissements, Ruiz stellt hier die dekadente Künstlerboheme und konservative Beamtenmentalität jener Zeit zur Schau, lässt gerne barbusige Damen zur Illustration frivoler Lustträume aufmarschieren. Dass Klimt manche der Damen auch gemalt hat, kommt hingegen nur am Rande vor, seine Kunst und die Rolle, die er als Mitbegründer der Sezession spielte, tauchen ohnehin mehr als Politikum jener Zeit denn als Ergebnis eines künstlerischen Prozesses auf.

Es ist nicht das erste Mal, dass Raoúl Ruiz sich das Leben einer Persönlichkeit zurecht philosophiert. 1999 ging er in „Die wiedergefundene Zeit“ bei seiner Annäherung an Marcel Prousts ähnlich vor, blendete auch damals vom Totenbett in bestimmte Zeitabschnitte zurück – und auch damals schon John Malkovich an Bord. Als moderner Ornamentalist Klimt ist Malkovich sicherlich eine gute Besetzung, zeigt er den Künstler als herrischen, bisweilen sturen Menschen, der sich hier jedoch mehr durch die Szenen treiben lässt, denn ein Gefühl dafür gibt, warum Klimt als revolutionärer Freigeist galt. Auch die Gespräche mit seiner Vertrauten und platonischen Freundin Emilie Flüge (Veronica Ferres) tragen nur wenig dazu bei, sich ein Bild von Klimt als Person zu machen. Wer sich näher mit Leben und Werk des umstrittenen Malers auseinander setzen möchte, bekommt hier zwar Hinweise, jedoch kaum Antworten.

Thomas Volkmann