Wer sich „Kneecap“ gerne im Original ansehen möchte, sollte handfest im Verständnis irischer Akzente sein. Das Gälisch wird ja immerhin mit Untertiteln versehen. Ein Film über Nordirland, wie er mal anders ist – ohne Terror, aber mit viel grimmigem Humor. Irland schickt den Film ins Rennen um den Auslands-Oscar 2025.
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Kneecap
Irland / Großbritannien 2024
Regie: Rich Peppiatt
Buch: Rich Peppiatt, Móglaí Bap, Mo Chara
Darsteller: Móglaí Bap, Mo Chara, DJ Próvai
Länge: 105 Minuten
Verleih: Sony Pictures
Kinostart: 30. Januar 2025
FILMKRITIK:
Liam Óg findet sich nach durchzechter Partynacht in einem Verhörraum der Polizei wieder. Da er nur Gälisch spricht, holt die Polizei den Gälisch-Lehrer JJ, der dolmetschen soll, aber ihm auch dabei hilft, das in seinem Notizbuch versteckte LSD verschwinden zu lassen. Damit aber nicht genug, die über Drogen, Sex und Widerstand philosophierenden Texte des Notizbuchs werden zu Partykrachern und machen Liam und seine Freunde zum Symbol des Rebellentums einer ganzen Generation.
Die Hip-Hop-Band Kneecap gibt es wirklich, ihre Entstehungsgeschichte wird hier jedoch völlig fiktionalisiert. Die Mitglieder Band spielen sich auch gleich selbst – schön rotzig frech und immer gegen das Establishment aufmotzend. Schauspieler sind die Drei nicht, sich selbst spielen sie dann aber schon ganz gut. Sie verleihen dem Film auch eine Authentizität, die spürbar ist. Der Film propagiert das Hochhalten der eigenen Herkunft, das Sprechen einer Sprache, die auszusterben droht, den Glauben an sich selbst und daran, dass Dinge sich ändern können. Er verpackt eine wichtige Geschichte über die Zustände in Belfast in eine Komödie, verleiht ihr damit aber noch mehr Macht.
Schon der Anfang ist großartig. Explodierende Autos und ein Off-Kommentar, der erklärt, dass Filme über Belfast immer so anfangen. Dieser macht es ja auch, geht dann aber in eine andere Richtung und erzählt von einer Jugendbewegung, die sich politisiert. Es hilft natürlich, wenn man ein wenig Kenntnisse der nordirischen Historie besitzt, da es dazu beiträgt, die Geschichte des Films besser zu verstehen. Aber er funktioniert auch an der Oberfläche, ist dynamisch und rasant, frech in seinen Dialogen, respektlos in seiner Erzählung. Ein Film, der lustig ist, aber auch etwas zu sagen hat.
In einer kleinen Nebenrolle agiert Michael Fassbender, den man selten mit seinem irischen Akzent hört – hier hat er es offenbar genossen, mal zu reden, wie er es normalerweise tut. Die Musik ist mitreißend, der Look des Films hip und modern. „Kneecap“ ist – das lässt sich jetzt schon sagen – ein Kultfilm von Morgen, vielleicht der „Trainspotting“ dieser Generation.
Peter Osteried