Kreator – Hate & Hope

Viele Menschen denken, „Thrash Metal“ habe etwas mit „Trash“ zu tun. Weit gefehlt. Das englische Wort „to thrash“ bedeutet so viel wie dreschen oder prügeln und beschreibt den Spielstil der Schwermetaller dieses Sub-Genres erstaunlich treffend. Die Musiker entlocken ihren überschnell und hart gespielten Instrumenten absichtlich gequälte Sounds, der oft geshoutete (= gerufene, gebrüllte) Gesang ist rau und wenig herzlich, die Themen der Song-Lyrics sind düster: Gewalt, Krieg, Leid. 

Die deutsche Band „Kreator“ gehört seit 40 Jahren zu den absoluten Giganten dieser Musikrichtung. Cordula Kabitz-Post zeichnet in ihrer Rockumentary den Weg der Band nach und hat auf und hinter der Bühne neben den genre-üblichen Dämonen einige Überraschungen entdeckt.

 

Über den Film

Originaltitel

Kreator – Hate & Hope

Deutscher Titel

Kreator – Hate & Hope

Produktionsland

DEU

Filmdauer

110 min

Produktionsjahr

2025

Regisseur

Kablitz-Post, Cordula

Verleih

Neue Visionen Filmverleih GmbH

Starttermin

04.09.2025

 

Einmal (fast) um die ganze Welt mit Kreator, den legendären Schwermetallern aus dem Ruhrgebiet: Cordula Kalbitz-Post, die u. a. bereits Tourneen von Scooter und den Toten Hosen filmisch begleitet hat, ist fast ein Jahr lang im Tourbus von Kreator mitgefahren: von Wacken über Tokio, Osaka, Bangalore und Los Angeles zurück ins Ruhrgebiet zum „Klash of the Ruhrpott“, einem Treffen deutscher Metal-Größen, das zum filmischen Höhepunkt der Doku werden sollte, dann aber buchstäblich ins Wasser fiel und wegen sintflutartiger Regengüsse abgesagt werden musste. Zwischen den Gigs nehmen sich die Kreator-Musiker die Zeit, ihre mittlerweile mehrere Jahrzehnte andauernde Bandgeschichte zu erzählen, über Musik, Politik und Freundschaft zu philosophieren und, womit man bei martialischen Metallern nicht unbedingt rechnet, sich selbst ein wenig auf die Schippe zu nehmen. Musikalische Größen wie Scott Ian von Anthrax und Bela B. von den Ärzten kommen zu Wort, Lars Eidinger darf auch mal mit am Tisch sitzen, und plötzlich sind 40 Jahre deutsche Musikgeschichte abgeschritten.

 

Eines dürfte aber klar sein: Das ist ein Film für Fans von harter, extrem schnell und geradezu brutal gespielter Rockmusik, und wer das nicht mag, gehört vermutlich nicht zum Zielpublikum. „Thrash Metal“ an sich ist eine mit großer Wucht vorgetragene Attacke auf Gehörgänge, Bauchmuskeln (wo man die Bässe spürt) und das Nervenkostüm. Entweder man kann mit dieser Musik etwas anfangen oder nicht, so einfach ist diese Welt. Doch man sollte durchaus etwas differenzieren, denn schon nach wenigen Minuten erweisen sich die Kreator-Musiker, die man nach den ersten Blicken auf ihre Bühnenshow für Zombie-Dämonen mit Weltherrschaftsansprüchen halten könnte, als gewitzte, reflektierte Zeitgenossen, die tatsächlich Sinnstiftendes zum Zustand der Welt beizutragen haben. Abseits der Bühne erzählen Bandleader Mille Petrozza und Schlagzeuger Jürgen „Ventor“ Reil entspannt und ironisch vom gemeinsamen Aufwachsen in Altenessen und vom Gründen einer Schülerband, die zunächst über gar keine Instrumente verfügte. Irgendwie gelang es ihnen dann doch, Gitarren und ein Schlagzeug zu organisieren und ihren Frust, ihre Wut und ihre Weigerung, die Welt so zu akzeptieren, wie sie ist, in harte, schnelle Musik voller Angriffslust zu verwandeln: Das war die Keimzelle von Kreator. 

 

Bemerkenswert ist die ironische Distanz, die die Musiker zu ihrem Bühnenimage wahren. Zitat; „Wenn er auf der Bühne nicht fünfmal hintereinander ‚Are you ready to kill each other?‘, schreit, wollen die Leute womöglich ihr Geld zurück.“ Das hat so gar nichts mit dem dumpf-primitiven Etikett zu tun, dass der Heavy-Metal-Szene gerne angeklebt wird, und das auch nicht zu den Kreator-Fans auf der ganzen Welt passt, von denen ebenfalls einige im Film zu Worte kommen. 

 

Kreator sind nach 40 Jahren Bandgeschichte immer noch authentisch und nah bei ihren Wurzeln. Man kann zwar die von Mille verfassten Gesangstexte wegen der lauten Musik („Natürlich ist das Lärm, aber es ist differenzierter Lärm.“) kaum verstehen, aber wenn man sie nachliest, staunt man über ihren Witz, ihren Hintersinn und die kompromisslos linke, antifaschistische Position, die die Band in einem Genre einnimmt, das eher für das Gegenteil bekannt ist. 

Alles in allem ist „Kreator – Hate and Hope“ eine Band- und Tour-Doku, wie sie sein soll: kraftvoll, (sehr) wuchtig und doch mit der nötigen Distanz zur Band gedreht – für alle, die sich auf diese harte, sehr aggressive Musik einlassen können. 

 

Gaby Sikorski

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