Kung Fu In Rome

Gabriele Mainetti ist durchaus ungewöhnlich im italienischen Kino. Weil er Filme dreht, die auf die große Genre-Tradition des Landes zurückblicken, aber mit einem modernen Flair, so wie seine Superheldengeschichte „Sie nannten ihn Jeeg Robot“ oder der phantastische „Freaks Out“. Sein neuer Film „Kung Fu in Rome“ schlägt in dieselbe Bresche, hat aber auch dasselbe Problem: Er ist viel zu lang.

 

Über den Film

Originaltitel

La città proibita

Deutscher Titel

Kung Fu In Rome

Produktionsland

ITA,FRA

Filmdauer

138 min

Produktionsjahr

2025

Produzent

Gianani, Mario / Gangarossa, Lorenzo / Rovai, Sonia

Regisseur

Mainetti, Gabriele

Verleih

DCM Film Distribution GmbH

Starttermin

11.09.2025

 

Mei sucht in Italien nach ihrer verschwundenen Schwester. An ihrem Verschwinden schuld ist wohl die chinesische Mafia, aber Mei fürchtet sie nicht, denn sie ist eine Kung-Fu-Kämpferin, die gefährlicher ist, als die meisten denken. So schlägt sie sich durch verschiedene Levels der italienischen Unterwelt. Dabei lernt sie den hochverschuldeten Koch Marcello kennen, der scheinbar etwas mit dem Verschwinden ihrer Schwester zu tun hat…

Mit einer Laufzeit von 138 Minuten ist „Kung Fu in Rome“ episch (und nur unwesentlich kürzer als sein vorheriger Film). Aber das ist auch das Problem: Mainetti ist nicht in der Lage, sich von etwas zu trennen. Es gibt Szenen, die man nicht nur hätte kürzen könne, sondern auch müssen. Hier steckt ein richtig guter Film drin, der unter der Last seiner epischen Laufzeit aber lediglich noch solide ist. Dabei versteht es Mainetti wiederum, hochstilisierte Action mit kulturellem Background zu kombinieren. Dabei wird er seinen eigenen italienischen Wurzeln, aber auch den chinesischen seiner Hauptfigur gerecht.

In den besten Momenten erinnert „Kung Fu in Rome“ an „Die Todeskralle schlägt wieder zu“; in dem Bruce Lee im Kolosseum gegen Chuck Norris gekämpft hat. Gerade auch die sorgfältig choreographierten und mitreißenden Martials-Arts-Einlagen mit Jackie-Chan-Flair sind es, die bei der Stange halten. Mainetti kombiniert die typischen Elemente einer Rache-Geschichte mit denen klassischer Martial-Arts-Filme und peppt das Ganze noch mit einer Love Story auf. Selbst Humor gibt es, ganz zu schweigen von einem Hauch Sozialkritik. Kurz gesagt: Es ist eine wilde Mischung, die „Kung Fu in Rome“ präsentiert, aber eine, die trotz mancher Länge unterhaltsam ist.

Der Genre-Mix ist spannend und erinnert an Quentin Tarantino, die Dialoge sind wiederum weniger geschliffen, und narrativ entgleist der Film nach der ersten halben Stunde etwas, weil die Hauptfigur charakterlich wankelmütig ist. Oder besser gesagt: Weil sie so konzipiert wurde.

Am eindrucksvollsten ist wohl, dass es tatsächlich funktioniert, das Genre des Kung-Fu-Films mit dem der italienischen Komödie zu kombinieren. Das Ergebnis ist lebhaft, bei der Action schnell, durchaus interessant. Nur: Es wäre eben mehr als solide Unterhaltung drin gewesen, wenn Mainetti (und seine Ko-Autoren) in der Lage gewesen wären, etwas fokussierter zu schreiben. Auch im Schnitt hätte Mainetti noch viel tun können, aber vielleicht möchte er ja diese epischen Laufzeiten für seine Filme. Allein, sie dienen vielleicht seinem Ego, nicht jedoch der Geschichte.

 

Peter Osteried

Mehr lesen

Neuste Filmkritiken

ℹ️ Die Inhalte von programmkino.de sind nur für die persönliche Information bestimmt. Weitergabe und gewerbliche Nutzung sind untersagt. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Filmkritiken dürfen ausschließlich von Mitgliedern der AG Kino-Gilde für ihre Publikationen verwendet werden.