La Clave – Das Geheimnis der kubanischen Musik

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Ein Film voller Musik, Schwung und Leidenschaft – der unwiderstehliche Rhythmus der aktuellen kubanischen Musikszene bildet den Rahmen für Kurt Hartels Dokumentation über die Ursprünge und die bewegte Geschichte einer musikalischen Entwicklung, die von Kuba aus die Welt erobert hat.
Dabei lässt Kurt Hartel ausschließlich seine kubanischen Protagonisten erzählen, vom Musikwissenschaftler bis zur Schamanin. So gelingt es ihm, in zahlreichen Interviews einen umfassenden kulturgeschichtlichen Überblick zu liefern und gleichzeitig der Musik den größten Stellenwert einzuräumen.

Webseite: https://www.wfilm.de/de/la-clave/

Dokumentarfilm
Deutschland 2022

Buch, Regie: Kurt Hartel
Kamera: Toussaint Ávila Álvarez
Musik: César Lopéz, Yissy García, Emilio Morales, Yuliet Abreu, Papina, Son Tropical, Alain Pérez,
Ruy Adrian López-Nussa

86 Minuten
Verleih: W-film
Kinostart: 15. September 2022

FILMKRITIK:

Was ist die Clave? Die Clave ist alles, sagen die Kubaner. Sie ist das Geheimnis und das Fundament der kubanischen Musik: zwei Stäbe, ursprünglich hölzerne Schiffsnägel, mit denen die Planken der Großsegler genagelt wurden. Die Clave wurde zum Schlüssel für die kubanische Musik und bezeichnet heute sowohl die beiden Klanghölzer als auch den Rhythmus. In der rein mündlichen Überlieferung der kubanischen Musik spielt sie eine ganz wesentliche Rolle, ebenso wie die Trommeln, die Congas und Tumbadoras, die ursprünglich Fässer und Holzkisten waren. Auch die Musik hieß einmal Conga, sie wuchs auf den Straßen und wurde – im Gegensatz zur europäischen Musik – nicht über Partituren und Notenblätter verbreitet, sondern über den gelebten Rhythmus. So entstand die Rumba, ein authentisch kubanischer Tanz, geboren in den Höfen der Armenviertel, getanzt in der Gruppe, der Comparsa. Die Musik, eine Mischung aus afrikanischen und europäischen Klängen wurde über die Jahrhunderte zur spirituellen Befreiung der Menschen, die als Sklaven unterdrückt und gequält wurden. Rituale und Zeremonien der afrokubanischen Religion widerspiegeln bis heute die engen Verbindungen zwischen Musik und Glauben: Die Botschaften der Menschen erreichen die Götter über die Trommeln.

So viel zur Geschichte und zur Theorie über die Ursprünge der kubanischen Musik. Kurt Hartel lässt in vielen Interviews Jazzgrößen wie Bobby Carcassés, eine Ikone des Afrojazz, oder den Musikwissenschaftler Dr. Olavo Alén zu Wort kommen, immer begleitet von Klängen und Rhythmen: Rumba, Salsa und samtweicher Jazz. Die kostenlose musikalische Ausbildung aller kubanischen Kinder kommt dabei ebenso zur Sprache wie das Mysterium der kubanischen Musik, in der sich irgendwann Harmonie und Melodie aus Europa mit dem Rhythmus Afrikas zur unwiderstehlichsten aller musikalischen Entwicklungen zusammenfanden.

Diese Musik hat bis heute ihre Strahlkraft nicht verloren – im Gegenteil! Ihre Einflüsse auf Jazz, Rock und Pop sind mehr als offensichtlich, denn all das gäbe es nicht ohne die Menschen auf Kuba, die nicht nur virtuos ihre Instrumente beherrschen, sondern den Rhythmus ihrer Musik bis in die letzte Faser ihres Körpers zu verkörpern scheinen. Die ganze Insel lebt ihre Musik, und das ist ebenso mitreißend wie faszinierend. Kurt Hartel liefert in seinem Film, der sich vom politischen Kontext und Regimekritik bewusst fernhält, einen repräsentativen Querschnitt der aktuellen Entwicklung, er zeigt die Stars wie Alain Pérez oder die Schlagzeugerin Yissy García, aber auch junge Talente. In kurzen, schnellen Clips und Konzertausschnitten fängt er die Stimmung auf den Straßen und in den Clubs ein, die Klänge, den Schwung und das Temperament, die auf Kuba das ganze Leben bestimmen. Heiße, wilde Percussions, sanfte Streicher, jazzige Bläser und immer wieder Tänzerinnen und Tänzer in ihrer mitreißenden Freude. Vom Kind bis zum Greis – hier spielen und tanzen und singen alle, bis niemand mehr still im Kinosessel sitzen kann.

 

Gaby Sikorski