Ja, auch etliche italienische Restaurants nennen sich „La Scala“, vor allem aber heißt das wohl berühmteste Opernhaus der Welt so. Und am 7. Dezember findet seit Jahrzehnten die erste Premiere der Saison statt, im Jahre 2024 war das Verdis „Die Macht des Schicksals.“ Bei den Proben wurden die Mitarbeiter und Starsänger von Anissa Bonnefont beobachtet, die aus dem Material einen etwas glatten, aber kurzweiligen Dokumentarfilm montiert hat, der Werbung für die Scala, aber vor allem für die Oper ist.
Über den Film
Originaltitel
La force du destin
Deutscher Titel
La Scala – Die Macht des Schicksals
Produktionsland
FRA, ITA
Filmdauer
92 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Bonnefont, Anissa
Verleih
Neue Visionen Filmverleih GmbH
Starttermin
18.12.2025
Teatro alla Scala heißt die Mailänder Oper mit vollem Namen, 1778 eingeweiht, beauftragt von der Habsburger Königin Maria Theresia, denn damals gehörte die Lombardei zu Österreich. Fast 250 Jahre später steht die Scala immer noch, oft renoviert und technisch modernisiert, aber immer noch im Glanz ihrer Entstehungszeit erstrahlend.
Seit 1951 besteht die Tradition, die Saison mit einer Premiere am 7. Dezember zu eröffnen, dem Tag, an dem auch ein Fest zu Ehren des Heiligen Ambrosius stattfindet, dem Patron der Stadt. Eines der wichtigen Ereignisse im Kalender Mailands ist der 7. Dezember, dementsprechend groß die Erwartungen, aber auch der Druck auf Orchester und Ensemble, auf Regie und Solisten.
2024 stand Verdi auf dem Programm, mit seiner 1862 uraufgeführten Oper „La Forza del Destino/ Die Macht des Schicksals.“ Eine zeitlose, natürlich tragische Oper, die der Regisseur der Neuinszenierung, Leo Muscato, jedoch näher an die Gegenwart bringt, Bezüge zu den Kriegen unserer Zeit soll es geben, auch wenn diese sich kaum erschließen.
Denn die Filmemacherein Anissa Bonnefort hat sich für ihren Dokumentarfilm über den Inszenierungsprozess dazu entschlossen, völlig ohne Talking Heads oder sonstige Interviews auszukommen. Stattdessen beobachtet sie die Proben aus praktisch allgegenwärtiger Perspektive, die augenscheinlich unbegrenzt war. Spannende, wenn auch kursorische Blicke hinter die Bühne gibt es dadurch: Mal schaut die Kamera den Statisten zu, wie sie Bewegungen einstudieren, dann schaut man für einen Moment beim Chor rein oder sieht eine Kostümbildnerin, ein Kostüm mit Nadeln abstecken.
Häufige Einblendungen der verbleibenden Tage bis zur Premiere erzeugen eine gewisse Spannung, nicht zuletzt deswegen, weil mit Näherkommen des 7. Dezembers, sich auch die Stars des Abends blicken lassen. Nun darf Regisseur Leo Muscato auch persönlich mit dem Tenor Brian Jagde arbeiten, vor allem aber mit einer der aktuell wohl berühmtesten, wegen ihrer angeblichen Nähe zu Wladimir Putin aber auch umstrittensten Sopranistinnen: Anna Netrebko.
Ob es diesbezüglich Proteste in Mailand oder gar im Ensemble gegeben hat? Auch weniger heikle Details bleiben offen, etwa die Frage welchen Koordinationsaufwand es bedarf, Solisten wie Jagde und Netrebko zumindest für eine handvoll Probentage zur Verfügung zu bekommen. Sollte es größere Probleme während der gut dreimonatigen Inszenierungsphase gegeben haben, bleibt er in „La Scala“ außen vor.
Ohne die intensive Kooperation mit dem Opernhaus, seiner Verwaltung und dem Stardirigenten Riccardo Chailly, der stets nur als Maestro angesprochen wird, wäre ein Film wie dieser kaum möglich. Der Preis der für diese große Nähe gezahlt werden muss, ist am Ende genau diese große Nähe, die es kaum möglich erscheinen lässt, mit einem kritischen Blick auf das Unternehmen La Scala zu blicken.
Gerade wenn dann am Ende die Premiere ansteht, die Mailänder Haute Volée sich Küsschen rechts, Küsschen links in bester Abendkleidung im prächtigen Opernhaus einfindet, mutet „La Scala“ wie ein Werbefilm für die Mailänder Oper an. Doch man mag das hinnehmen, denn in erster Linie ist „La Scala“ ein Werbefilm für die Oper an sich, für eine Kunstform, die in ihrem oft überbordenden Aufwand und Exzess fast schon anachronistisch wirkt, nur allein von Subventionsmillionen noch am Leben gehalten werden kann, aber als bewahrenswerter Teil der abendländischen Kultur fraglos ihre Bedeutung hat. Erst recht an so einem altmodischen, aber auch wunderbar historischen und ästhetischem Ort wie dem Teatro alle Scala.
Michael Meyns







