Lauf der Dinge

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Manchmal spült der Zufall Filme ins Kino. Ursprünglich als TV-Serie angelegt, wurde „Im Lauf der Dinge“ im Entstehungsprozess umfunktioniert. Das ist dem Ergebnis deutlich anzumerken. Der Film ist ein loses Sammelsurium der Erlebnisse mehrerer junger Leute auf der Partyinsel Ibiza, das allenfalls durch die Einheit des Ortes zusammengehalten wird. Interessant dürfte das vornehmlich für Leute mit Ibiza-Erfahrung sein, die den Film als eine Art Urlaubsvideo mit Wiedererkennungseffekt nett finden.

Webseite: www.barnsteiner-film.de

Deutschland 2006
Regie und Buch: Rolf S. Wolkenstein
Darsteller: Zoe Weiland, Manuel Cortez, Sebastian Achilles, Tom Lass, Jens Eulenberger
94 Minuten
Verleih: Pictorion Pictures/Barnsteiner
Kinostart: 2. August 2007

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Jedes Jahr strömen tausende junge Menschen in den Sommermonaten nach Ibiza, um Spaß zu haben. Sonne, Pool, nette Leute und die nächste Party ist gleich um die Ecke. Da müsste sich doch was draus machen lassen, mag sich Regisseur und Drehbuchautor Rolf S. Wolkenstein gedacht haben. Dann bürstete er das Thema gleich mal gegen den Strich. Eine Ode an die Freude ist sein Buch nicht geworden, was aber das Phänomen Party-Tourismus ganz gut erfasst. Denn oft bleibt es ja bei der Aussicht auf Spaß. Die Protagonisten müssen am Ort der Verheißung jedenfalls ordentlich strampeln. Elisa (Zoe Weiland), die etwas wohlstandsverwahrloste junge Frau, möchte auf der Insel ein neues Leben anfangen. Doch schon als der Vater ihr die Kreditkarte sperrt, ist sie aufgeschmissen. Florian (Sebastian Achilles) und Daniel (Tom Lass) wollen Frauen abschleppen, ihre Abende enden jedoch meistens beim Dosenbier am Strand. Der schon angejahrte Marcel (Jens Eulenberger) schlägt sich als fieser Drogendealer durch, und Sonnyboy Richie (Manuel Cortez) krebst als Mitbetreiber einer Holzbohlen-Bar am Strand rum.

 

Das Szenario ist ein treffender Kontrapunkt zum Leben auf der Insel, wo sich Tausende willenlos durch riesige Party-Fabriken schieben lassen. Doch es hapert bei der Umsetzung. Die Figuren bleiben flach bis zur Fremdheit. Nur Florians Geschichte ist halbwegs auserzählt und kommt dem eigentlichen Thema der Selbstfindung und des Erwachsenwerdens halbwegs nahe. Sebastian Achilles ist auch der einzige der überwiegend jungen Darsteller, der als Schauspieler Kino-Niveau erreicht. Die Darsteller der anderen Hauptfiguren haben außer schöner Schale wenig zu bieten. In einer TV-Soap wäre das nicht weiter aufgefallen. Diese halbdokumentarischen Formate leben ja davon, dass die Darsteller so ungelenk agieren wie die Zuschauer im richtigen Leben. Auf der großen Leinwand wird aber der Mangel an Spielkunst und Strahlkraft zum empfindlichen Manko. Dass der Film auf Mini-DV gedreht wurde, kann dabei kaum als Entschuldigung herhalten. Denn unter anderem bei Andreas Dresen kann man sehen, was diese Kamera für kinotaugliche Ergebnisse hervorbringt.

Volker Mazassek