Leonora im Morgenlicht

„Leonora im Morgenlicht“ richtet den Fokus auf eine der großen Künstlerinnen ihrer Zeit, der britischen Leonora Carrington, die in Europa erst lange Zeit nach ihren Erfolgen in Mexiko entdeckt wurde. Der Film versteht sich als eine Biographie, erlaubt sich aber auch Freiheiten. Kein Wunder, die Basis bildet schließlich Elena Poniatowskas Roman „Frau des Windes“.

 

Über den Film

Originaltitel

Leonora In The Morning Light

Deutscher Titel

Leonora im Morgenlicht

Produktionsland

DEU,MEX,ROU,GBR

Filmdauer

104 min

Produktionsjahr

2024

Regisseur

Klein, Thorsten

Verleih

Alamode Filmdistribution oHG

Starttermin

17.07.2025

 

Leonora Carrington bricht mit den Normen ihrer Zeit. Im Paris der Dreißigerjahre wird sie teil der surrealistischen Bewegung. Sie lernt Künstler wie Salvador Dalí und André Breton und beginnt eine stürmische Affäre mit Max Ernst, der in Frankreich schon bald verhaftet wird, weil er Deutscher ist. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs flieht sie nach Mexiko. Erst dort findet sie die Freiheit, die sie braucht, um als Künstlerin ihre eigene Stimme zu formen.

Carrington gilt als eine der großen Künstlerinnen des Surrealismus. Ihre Werke sind heute noch hoch gehandelt, ein filmisches Denkmal, wie es ihrer Kollegin Frida Kahlo gesetzt wurde, fehlte lange. Auf Basis eines Romans wollten Thor Klein und Lena Vurma Abhilfe verschaffen, gelungen ist das aber nur auf sehr bedingte Art und Weise, und das liegt daran, dass „Leonora im Morgenlicht“ sehr sperrig ist. Der Film versteht sich selbst als Kunstwerk, aber das ist der Unterschied zu „Frida“, in dem Salma Hayek die Künstlerin spielte. Das eine ist ein Film, der darauf abzielt, ein möglichst großes Publikum abzuholen, das andere ein Werk, das von der eigenen Ergriffenheit lebt.

Die Dialoge sind pompös, aber sie entwickeln nie echte Lebendigkeit, ihnen fehlt der Hauch von Authentizität. Wenn Carrington und ihr Umfeld so sprachen, dann waren sie losgelöst vom Leben um sich herum, eingebettet in eine Echoblase des Künstlichen, in der die Gravitas des geschwungenen Wortes schwerer wiegt, als dessen Aussage. Er ist häufig bedeutungsschwanger, aber wenig substanziell.

Was für den Film spricht, ist seine eigentümliche Atmosphäre, die ein wenig darüber hinwegtäuscht, dass Leonoras Lebenswerk ein wenig episodisch abgehandelt wird. Und: Olivia Vinall ist in der Rolle der Leonora durchaus gut und schafft es in ihren besten Momenten auch, sich über die gestelzten Dialoge zu erheben.

„Leonora im Morgenlicht“ ist die Art Film, die nicht unbedingt weiteres Interesse für seine Hauptfigur weckt, aber wohl für jene funktioniert, die mit Leonora Carrington schon vertraut sind. Der Königsweg wäre jedoch ein Film, der so mitreißend ist, dass das Publikum über den Film hinaus ein Interesse für das Thema entwickelt.

 

Peter Osteried

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