Lesbian Space Princess

Schon wegen eines harmlosen Kusses zwischen zwei männlichen Figuren in einem Animationsfilm gehen Konservative auf die Barrikaden, was würden diese dann erst zu „Lesbian Space Princess“ sagen? Explizite Bilder gibt es in diesem campigen, durchgedrehten Weltraumabenteuer zwar nicht, dafür viel Witz und progressiven Humor, der den Debütfilm der Australierinnen Leela Varghese und Emma Hough Hobbs zu einem großen Vergnügen macht.

 

Über den Film

Originaltitel

Lesbian Space Princess

Deutscher Titel

Lesbian Space Princess

Produktionsland

AUS

Filmdauer

87 min

Produktionsjahr

2025

Regisseur

Hobbs, Emma Hough

Verleih

Salzgeber & Co. Medien GmbH

Starttermin

22.01.2026

 

Auf dem Planeten Clitopolis herrschen zwei Königinnen, die allerdings eher Interesse an bunten Events als an ihrer Tochter Saira haben. Diese ist im Gegensatz zu ihren Mütter introvertiert und etwas anhänglich. Was ihrer Freundin, der heißblütigen Kopfgeldjägerin Kiki, inzwischen so auf die Nerven geht, dass sie den Planeten Hals über Kopf verlässt.

Einsam bleibt Saira zurück, doch dann erfährt sie, dass ihre Ex-Freundin in Gefangenschaft geraten ist und Hilfe benötigt. Die Straight White Maliens haben Kiki entführt und verlangen als Lösegeld etwas, das sich im Besitz von Saira befindet: Die königliche Labry, eine Doppelaxt, die die lesbische Kraft symbolisiert. Mit dieser wollen die Maliens (die verzweifelten Incels dieser futuristischen, aber doch sehr gegenwärtigen Welt), ihren chick magnet in Betrieb nehmen, mit dem sie endlich ihr drängendstes Problem lösen wollen: Ihre mangelnde Anziehungskraft auf das weibliche Geschlecht.

Auch wenn Saira bislang eine echte Stubenhockerin war, sieht sie nun die Zeit gekommen, flügge zu werden. Mit einem sprechenden, etwas sexistischem Raumschiff macht sie sich auf den Weg durch das All, um ihre Ex-Freundin zu retten und damit vielleicht doch noch ihre Beziehung.

„Ein riesiger Spaß für die ganze Familie“ wirbt der Verleih, die unvermeidliche FSK hatte jedoch anderes im Sinn und hat „Lesbian Space Princess“ erst ab 16 Jahren freigegeben. Sicher nicht der Bilder wegen, denn auch wenn der Look des Films an Zeichentrickserien wie „Futurama“ erinnert, gibt es hier keine futuristischen Weltraumwaffen und gefochten wird nur mit Worten. Und da gibt es viel zu entdecken bzw. zu erhören, wobei der Running Gag, dass der Planet Clitopolis schwer zu finden sei, Kinderohren (und auch manche Männerohren) wohl überfordern dürfte. In diesem Sinne entwickelt sich dieser australische Animationsfilm zu einer bonbonbunten, queeren, aber vor allem humanistischen Weltraumoper.

Ein wenig Coming-of-Age-Story, vor allem aber ein Spiel mit Verweisen und Referenzen: Bunt und überdreht wirkt etwa Sairas Heimatplanet Clitopolis, während sie bei ihrem Ausflug schnell in die Manosphäre der Straight White Maliens gerät, die – natürlich – in einer Männerhöhle voller Phallussymbolen hausen. Dort diskutieren sie über Marvelfilme und ähnliches, während sie, die einzigen zweidimensional gezeichneten Figuren des Films, im wahrsten Sinne des Wortes ihren Frauen-Magneten in Betrieb nehmen wollen. Der zieht aktuell nur wirkliche Hühner an, nicht die von den Incels gewünschten.

Auch wenn sich das albern anhören mag, den Regie-Debütantinnen Leela Varghese und Emma Hough Hobbs ist mit „Lesbian Space Princess“ ein wunderbar witziges und pointiertes Weltraumabenteuer gelungen, das bei der Berlinale 2025 wenig überraschend den Teddy-Award gewann, zudem aber auch den 2. Platz beim Panorama-Publikumspreis erhielt. Einer der schönsten, originellsten Filme des Jahres.

 

Michael Meyns

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