Letters from Iwo Jima

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Mit Letters from Iwo Jima legt Clint Eastwood das Gegenstück zu seinem brillanten Flags of our Fathers vor. Jener zeigte die Schlacht um die Pazifikinsel Iwo Jima von amerikanischer Seite, nun stehen die japanischen Verteidiger im Mittelpunkt. Erneut gelang Eastwood ein starker Film, der allerdings deutlich konventioneller als der Vorgänger ist und somit „nur“ ein weiterer guter (Anti-)Kriegsfilm ist, aber eben nicht mehr.

Webseite: www.lettersfromiwojima.de

USA 2006
Regie: Clint Eastwood
Buch: Iris Yamashita
Kamera: Tom Stern
Schnitt: Joel Cox, Gary D. Roach
Musik: Kyle Eastwood, Michael Stevens
Darsteller: Ken Watanabe, Kazunari Ninomiya, Tsuyoshi Ihare, Ryo Kase, Shidou Nakamura
140 Minuten, Format 1:2,35 (Scope)
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 22. Februar 2007

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Anders als Flags of our Fathers beginnt Letters from Iwo Jima einige Zeit vor Beginn der Schlacht um die Pazifikinsel Iwo Jima. Anfang 1945 war das Ende des Zweiten Weltkriegs absehbar, doch während die alliierten Truppen in Europa mit Panzerverbänden vorrücken konnten, sah sich Amerika im Pazifik einer ungleich schwierigeren Aufgabe gegenüber. Insel für Insel musste man sich langsam vortasten, um die japanischen Truppen zurückzudrängen, und jede Invasion war mit enormen Verlusten verbunden. Beide Seiten wussten, dass Iwo Jima entscheidende Bedeutung zufiel. Zum einen strategisch, vor allem aber aus moralischen Gründen. Obwohl die kleine, karge Insel 700 Meilen südlich der japanischen Hauptinsel liegt, ist sie japanischer Boden und als solcher Heilig. Bis zum letzten Mann sollte die Insel verteidigt werden, ein Ergeben wäre unwürdig gewesen. Selbst der neue General Kuribayashi (Ken Watanabe) zweifelt nicht an dieser grundsätzlichen Haltung Japans und seiner Truppen, auch wenn er durch seine Besuche im Ausland wesentlich liberalere Ideen hat, als die ihm unterstellten Offiziere.

Der Film zeichnet Kuribayashi als nachdenklichen Soldaten, der zwar hart zu seinen Truppen ist, aber auch fair, eben ganz so wie man es aus amerikanischen Kriegsfilmen der 50er Jahre kennt. Ob diese Figurenzeichnung viel mit der Wirklichkeit zu tun hat, sei dahingestellt, zumal man Eastwood in keiner Weise vorhalten kann, unlautere Absichten zu haben. Im Gegenteil. Nur selten zuvor hat ein Hollywoodfilm so viele Sympathien für einen ehemaligen Gegner aufgebracht. Selbst wenn hier japanische Truppen einen amerikanischen Soldaten mit ihren Bajonetten abstechen oder bei der Landung der amerikanischen Truppen lange warten bis möglichst viele Soldaten den Strand füllen, um umso mehr Feinde zu töten, ist immer klar auf welcher Seite der Film steht.

Doch geht es Eastwood hier nicht um gut oder schlecht, um die richtige Seite oder die falsche. In vielen kleinen Momenten erzählt der lose konstruierte Film von der Unmenschlichkeit des Krieges, der Angst der Soldaten und ihrem Wunsch zu überleben. Und Eastwood lässt keinen Zweifel daran, dass auf beiden Seiten ähnliche Emotionen zu finden waren. Um es ganz banal zu sagen: Auch die japanischen Soldaten hatten Mütter, die Sorge um ihre Söhne hatten. Letztlich ist dies die Essenz des Films, die zwar nicht immer subtil dargestellt wird (und bisweilen auch etwas repetitiv), die deswegen aber nicht weniger wahr ist. Nur ist sie eben auch wesentlich weniger originell, als die vielschichtige Reflektion über Heroismus, die Eastwood in Flags of our Fathers unternahm. Aber dies ist das Einzige was man Letters from Iwo Jima vorwerfen könnte: Dass er dem Kriegsfilm-Genre nichts Neues hinzuzufügen hat, sondern sich an leidlich bekanntem Krieg-ist-die-Hölle-Territorium abarbeitet. Er macht das auf technisch höchstem Niveau, die entsättigten Bilder, die fast schon als schwarz-weiß bezeichnet werden können, die exzellente Ausstattung, die elegische Musik, all das ist großartig und zeigt einmal mehr, auf welch hohem Niveau Eastwood in den letzten Jahren arbeitet.

Michael Meyns