Lone Ranger

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Schwarze lange Striche im weiß angemalten Gesicht, eine ausgestopfte Krähe und Federn auf dem Kopf – so erobert sich „Fluch-der-Karibik-Star“ Johnny Depp erneut die Leinwand. In Gore Verbinskis Wild West Abenteuer „The Lone Ranger“ glänzt die 50jährige Tim-Burton Muse in der Rolle des gewitzten Indianers Tonto. Der fetzig rasante Blockbuster-Action-Western-Spass ist gespickt mit Selbstironie. Das unterhaltsame und aufwendig inszenierte Buddy-Movie punktet neben Johnny Depp mit dem charmanten Shootingstar Armie Hammer und einer spielfreudigen Besetzung.

Webseite: www.disney.de/loneranger

USA 2013
Regie: Gore Verbinski
Darsteller: Johnny Depp, Armie Hammer, Tom Wilkenson, William Fichtner, Barry Pepper, James Badge Dale, Ruth Wilson, Helena Bonham Carter.
Länge: 149 Minuten
Verleih: Walt Disney Germany
Kinostart: 8. 8. 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Von den sieben Weltmeeren in den wilden Westen: Für „Fluch der Karibik“-Star Johnny Depp kein Problem. Als gewitzter Indianer Tonto reitet er zusammen mit dem Greenhorn John Reid (Armie Hammer) für die Gerechtigkeit. Das Duo kämpft unerschütterlich gegen Habgier, Machtstreben und Korruption, die der Bau der Eisenbahn auslöst. In langen Rückblenden erzählt der alte Komantsche Tonto, der als Ausstellungsstück einer heruntergekommenen Westernshow auf dem Jahrmarkt sein Dasein fristet, seine abenteuerliche Geschichte. Lebhaft schildert er einem kleinen ungläubigen Jungen im Cowboy-Kostüm, wie sich der brave Jurist John zum maskierten Outlaw und berüchtigten Rächer „Lone Ranger“ wandelt.

Dabei erinnert sein verwittertes Gesicht stark an Dustin Hoffmann als Veteran Jack Grabb in „Little Big Man“, einem der erfolgreichsten Antiwestern der Filmgeschichte aus den 1970er Jahren. Die epische Tragikomödie zerstörte damals erstmals Mythen des Wilden Westens und zeigte die Indianerkriege als das was sie tatsächlich waren: blutige Gemetzel. Der Indianer war nicht länger der böse Schurke, die kriegerische Rothaut, die ehrenwerte Siedler überfällt. Auch Johnny Depp bemüht sich, diesem Zerrbild entgegenzuwirken. Sein Wunsch noch vor den Dreharbeiten: Seine Figur des Indianers Tonto in der US-Ikone „Lone Ranger“, in den 1930er Jahren fürs US-Radio erfunden, soll nicht länger als Befehlsempfänger des „weißen Mannes“ auftreten.

„Für mich ist der Film auch eine Liebeserklärung an die Indianer und ihr Erbe“, sagt der 50jährige Publikumsliebling, der dabei nicht zuletzt an seine indianischen Wurzeln denkt. Dass ihn das Thema bereits länger beschäftigt, zeigt sein geschmähtes Regiedebüt „The Brave“ aus den 1970er Jahren. Sein sozialkritisches Independent-Drama mit seinem Freund und Mentor Marlon Brando war eine schonungslose Bestandsaufnahme des Lebens der Indianer im heutigen Amerika. Brando hatte damals für Aufsehen gesorgt, weil er aus Protest gegen den Umgang der amerikanischen Filmindustrie mit den Indianern seinen Oscar für „Der Pate“ nicht annahm. Stattdessen schickte er zur Oscar die Ureinwohnerin und Schauspielerin Sacheen Littlefeather in traditioneller Apache-Kleidung.

„Unsere Neufassung ist aus Tontos Perspektive erzählt, ganz so wie „Don Quixote“ aus Sancho Panzas Sicht“, bekräftigt auch Regisseur Gore Verbinski. Keine Frage: der Ansatz der modernen, ambitionierten Hollywood-Version des „Lone Rangers“ stimmt. Der indianische Sidekick des Rangers rückt in den Mittelpunkt. Die opulente, gut inszenierte Westernsaga bedient nicht das früher übliche Feindbild. Freilich überlagert das furiose Actionfeuerwerk mit seinen wahnwitzigen Verfolgungsjagden und gigantischen Computeranimation streckenweise den ehrenwerten Versuch, indianischen Mythen gerecht zu werden. Ein leicht verrückter Indianer, der Pidgin-Englisch spricht, wirkt außerdem nach authentischen Filmen wie „Smoke Signal“ von Chris Eyre schnell wie eine Karikatur anstatt Native Americans würdig darzustellen.

Tontos Erzählung beginnt, wie es sich für einen klassischen Western gehört, mit einem fulminanten Eisenbahnüberfall. Spektakulär befreit eine Banditenbande ihren Anführer Butch Cavendish (William Fichtner), der gehenkt werden soll. Tonto gerät zwischen die Fronten. Dabei begegnet er zum ersten Mal dem etwas linkischen Anwalt John Reid. Umsonst bemühen sich er und sein Bruder Dan (James Badge), ein verwegener Texas-Ranger, Cavendishs Schergen zur Strecke zu bringen. Beide werden in einem Hinterhalt von ihm ermordet. Doch Tonto und sein spirit horse, der Schimmel Silver, erwecken John zu seinem neuen Leben als „Lone Ranger“. Von nun an trägt John seine schwarze Augenmaske. Ein Rachefeldzug vor majestätischen Panoramaaufnahmen von Monument Valley und Moab beginnt.

Im Kampf gegen das Böse unterstützt sie nicht zuletzt die einbeinige Bordellbesitzerin Red Harrington (Helena Bonham Carter) mit der Schrotflinte in der Elfenbein-Prothese tatkräftig. Denn hinter Cavendishs Auftraggeber verbirgt sich der scheinbar geschäftstüchtige Eisenbahn-Tycoon Latham Cole (Tom Wilkinson). Skrupellos macht der Patriarch nicht davor halt, ganze Indianerstämme von der Kavallerie massakrieren zu lassen, um seine Schienen weiter nach Westen zu verlegen und seine Gier nach Silber zu befriedigen. Für das mit der Wilhelm Tell Ouvertüre von Rossini unterlegte furiose Finale zieht der unterhaltsame Blockbuster explosions- und effektreich nochmals alle Actionregister.

Luitgard Koch