Eine der erfolgreichsten Autorinnen von mysteriösen Kriminalromanen war selbst ein Mysterium: Erst nach ihrem Tod wurde bekannt, dass Patricia Highsmith lesbisch war, wovon selbst enge Freunde nichts wussten. Doch ihren Tagebüchern hatte sich Highsmith anvertraut und diese dienen Eva Vitija als Basis für ihren Porträtfilm „Loving Highsmith.“
https://salzgeber.de/highsmith
Schweiz/ Deutschland 2022
Dokumentarfilm
Regie & Buch: Eva Vitija
Länge: 83 Minuten
Verleih: Salzgeber
Kinostart: 7. April 2022
https://salzgeber.de/highsmith
Schweiz/ Deutschland 2022
Dokumentarfilm
Regie & Buch: Eva Vitija
Länge: 83 Minuten
Verleih: Salzgeber
Kinostart: 7. April 2022
Über den Film
Originaltitel
Loving Highsmith
Deutscher Titel
Loving Highsmith
Produktionsland
CHE/DEU
Filmdauer
84 min
Produktionsjahr
2021
Produzent
Sonder, Franziska / Staerkle-Drux, Mauritius
Regisseur
Vitija-Scheidegger, Eva
Verleih
Starttermin
06.04.2022
FILMKRITIK:
Immer noch werden die Romane von Patricia Highsmith mit großer Begeisterung gelesen und verfilmt. Erst in diesen Tagen erscheint bei einem Streaming-Portal „Tiefe Wasser“, nächstes Jahr soll kein geringerer als David Fincher „Strangers“ drehen, eine Neuverfilmung von „Strangers on a Train“, mit dem der Ruhm von Highsmith einst begann. Damals verfilmt Alfred Hitchcock die Geschichte von zwei mordenden Männern; der Erfolg ermöglichte Highsmith ein freies Leben, vor allem in Europa.
In Texas war Patricia Highsmith aufgewachsen, zunächst bei ihrer Großmutter, ihre Mutter hatte das Kind nicht gewollt. Man mag hier die psychologische Basis für Manches finden, nicht zuletzt für die Faszination mit doppelten oder geborgten Identitäten, die Highsmiths Romane prägen, doch die Schweizer Regisseurin Eva Vitija verzichtet weitestgehend auf, vielleicht auch zum Scheitern verurteilte, Tiefenpsychologie.
Ihr Film „Loving Highsmith“ beschreibt über Dokumentaraufnahmen und Interviews mit Freunden und Verwandten Highsmiths Leben, angesichts von kaum mehr als 80 Minuten Länge eher kurz und knapp, als tiefgehend und komplex. Manches kommt dabei zu kurz, Highsmiths politische Haltungen etwa, ihr Eintreten für die Sache der Palästinenser, die sie so sehr unterstützte, dass sie oft in deutlichen Antisemitismus abdriftete.
Doch der Fokus von Vitijas Film ist weniger die öffentliche Highsmith, als die private, die Frau, die erst durch die Veröffentlichung ihrer Tagebücher greifbar wurde. Manche Ex-Freundin hat Vitija interviewt, vor allem die Schriftstellerin Marijane Meaker, mit der Highsmith eine für ihre Verhältnisse längere Affäre hatte. Unbeständig scheint Highsmiths Liebesleben gewesen zu sein, so flüchtig wie die Affäre, die sie in ihrem 1952 unter einem Pseudonym erschienenen Roman „Carol“ beschreibt. An dessen Ende aber doch die Aussicht besteht, dass das lesbische Paar zusammenbleibt, zumindest eine gewisse Zeit lang. Allein das war für die damalige Zeit ein Skandal und bewirkte, dass der Roman erst nach Highsmiths Tod unter ihrem Namen veröffentlicht werden konnte.
Highsmiths berühmteste Figur, vielleicht auch der Charakter, der ihr am nächsten war, bleibt allerdings Tom Ripley, der in gleich fünf Romanen auftritt. Eine zwielichtige Gestalt ist dieser Ripley, den Matt Damon in Anthony Minghellas „Der Talentierte Mr. Ripley“ so brillant verkörperte. Ein Mann, der stets nach sich selber sucht, der andere Identitäten einnimmt, der davon träumt, ein anderer zu sein und sein eigenes Wesen hinter sich zu lassen. Bezüge zu Highsmith ließen sich leicht, vielleicht allzu leicht herstellen, gut also, dass Vitija auf oberflächliche Psychologisierung verzichtet. Denn auch wenn sie ihre Sexualität nicht vollständig offen leben konnte, scheint Highsmith ein freies, selbstbestimmtes Leben geführt zu haben, durch den Erfolg als Autorin finanziell unabhängig und damit auch frei von Männern. Stattdessen waren es vor allem Katzen, mit denen sie zusammenlebte. Auch das ein interessanter Ansatz zur Analyse, aber auch einfach ein schönes, sprechendes Bild, das für sich stehen kann.
Michael Meyns