In Träumen kann alles passieren, da kann man von Piraten zu Cowboys zu einer persönlichen Begegnung mit Hitler wechseln. Alleine das hat schon seinen Reiz, in „Make Me Feel“ ist es jedoch so, dass eine junge Mutter mittels neuer Technologie in die Träume ihres im Koma liegenden Mannes eindringen muss, um zu versuchen, ihn ins Leben zurückzuholen. Das ist die Prämisse des Films, der nur ein Problem hat: Dass er mit etwa zwei Stunden Laufzeit etwas zu lang ist. Die vier Träume hätten ein paar Kürzungen vertragen.
Über den Film
Originaltitel
Make Me Feel
Deutscher Titel
Make Me Feel
Produktionsland
DEU
Filmdauer
120 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Pate, David Michael / Örge, Timur
Verleih
Alpha Centauri Studios
Starttermin
13.11.2025
In dem Independent-Film spielt das Model Charleen Weiss Ella, eine junge Mutter, die seit einem Jahr hofft, dass ihr Mann Tito aus einem Koma, in das er nach einem Autounfall gefallen ist, erwacht. Die Ärzte drängen zum Abschalten der lebenserhaltenden Maßnahmen, weswegen sei sich auf eine experimentelle Vorgehensweise einlässt. Mit Hilfe der Technik kann sie in die Träume ihres Mannes eindringen und dort versuchen, seinen Lebenswillen neu zu entfachen. Schon bald merkt sie, dass Tito von den Drehbüchern träumt, die er in den letzten Jahren geschrieben hat…
In den Träumen ist der Film recht aufwendig, hierfür wurde u.a. in Spanien, Italien und im österreichischen Land Salzburg gedreht. Das lässt „Make Me Feel“ auch teuer aussehen. Der Film hat aber das Flair echten Independent-Kinos, ein bisschen wild, ein bisschen kühn, aber auch ein bisschen holprig. Das größte Problem ist die Laufzeit von etwa zwei Stunden. Weniger wäre hier mehr, und gerade die vier Traumsequenzen hätten Material zum Kürzen geboten, insbesondere die erste, die den Titel „Don Tito“ trägt und eine klischierte Mafia-Geschichte zum Besten gibt. Die Piraten-Geschichte erinnert dann an „Fluch der Karibik“, die Cowboy-Geschichte ist ein handelsüblicher Standard, nur bei der Weltkriegsgeschichte wird dem Irrsinn gänzlich freier Lauf gelassen – und das ist gut so. Derart spritzige Ideen hätten den anderen Traumgeschichten auch ganz gutgetan.
Es gibt also Dinge zu bemängeln, aber „Make Me Feel“ macht auch viel richtig. Vor allem sind es der Elan und die Begeisterung aller Beteiligter, die hier spürbar sind. Model Charleen Weiss überrascht als ziemlich gute Schauspielerin, die vor allem Natürlichkeit präsentiert. Ihre Figur wirkt in jedem Moment glaubhaft. Auch das übrige Ensemble, darunter Erkan Acar als Tito und Tommy-Lee-Jones-Synchronsprecher Ronald Nitschke als Ellas Vater, schlagen sich gut.
Das Budget soll nur 1,5 Millionen Euro betragen haben. Daraus machen die beiden Regisseure Timur Örge und Michael David Pate sehr viel. Der Film wirkt in jedem Moment aufwendiger, als er ist. Er hebt sich wohltuend vom Gros deutscher Spielfilme ab, weil er nicht nur ein phantastisches Element als Katalysator nutzt, sondern auch mit den Traumgeschichten in Genres vordringt, die hierzulande einfach nicht bedient werden. So könnte man „Make Me Feel“ auch als Beweis sehen, dass bei deutschen Filmen mehr möglich ist, als nur die x-te Romcom oder das hundertste Drama zum Thema Vergangenheitsbewältigung zu produzieren.
Peter Osteried







