Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens

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Ganz der Tradition des französischen Polizeifilms verbunden, inszeniert Fred Cavayé sein actionreiches Drama „Mea Culpa“, in dem zwei befreundete Polizisten gegen eine Mafiabande und um ihre Familien kämpfen. Ein angenehm altmodischer Film, der vor allem von seinen beiden ausdrucksstarken Hauptdarstellern lebt, die ihre oft etwas schematischen Figuren mit viel Leben und Charakter ausfüllen.

Webseite: www.meaculpa-derfilm.de

Frankreich 2013
Regie: Fred Cavayé
Buch: Fred Cavayé, Guillaume Lemans, Olivier Marchal
Darsteller: Vincent Lindon, Gilles Lellouche, Nadine Labaki, Gilles Cohen, Medi Sadoun, Velibor Topic, Cyril Lecomte
Länge: 90 Minuten
Verleih: Fox
Kinostart: 18. September 2014

FILMKRITIK:

Einst gingen Simon (Vincent Lindon) und Franck (Gilles Lellouche) gemeinsam auf Verbrecherjagd in der französischen Hafenstadt Toulon. Doch nachdem Simon unter Alkoholeinfluss einen Unfall verursacht hat, der drei Menschen das Leben gekostet hat, geht sein Leben den Bach runter. Nach drei Jahren im Gefängnis und seiner Entlassung aus dem Polizeidienst, arbeitet er bei einer Sicherheitsfirma, seine Frau Alice (Nadine Labaki) hat ihn mit dem gemeinsamen Sohn Theo verlassen. Und auch Franck trägt schwer an einer Schuld, deren Ursache lange unklar bleibt: Seine Aggression ist kaum zu bändigen, Verdächtige prügelt er schon mal Krankenhausreif, seine Tochter lebt in Paris, allein der Kontakt zu Prostituierten gibt ihm halt.

Als eine brutale Mordserie Toulon in Unruhe versetzt, beginnt Franck zu ermitteln und auch Simon wird bald in die Ereignisse hineingezogen: In den Katakomben der Stierkampfarena wird Theo ungewollt Zeuge eines weiteren Mordanschlages und kann den vom Balkan stammenden Tätern gerade so entkommen. Doch fortan sind er und Alice selbst Ziel der Mafiakiller, was Simon dazu veranlasst, kein Risiko zu scheuen, um seine Familie zu beschützen.

Sehr schematisch ist es was Fred Cavayé hier erzählt, voller Zufälle und hart an die Grenze zum Klischee reichender Charaktere. Doch ebenso wie in seinen ersten beiden Filmen „Pour Elle/ Ohne Schuld“ und „À bout portant/ Point Blank – Aus kurzer Distanz“, die beide nicht in die deutschen Kinos kamen, lebt auch „Mea Culpa“ von seiner Atmosphäre, seinen Hauptdarstellern. Mit Vincent Lindon und Gilles Lellouche hat Cavayé zwei Mimen zur Verfügung, die zwar beide schon in zahlreichen Filmen zu sehen waren, in Deutschland allerdings kaum bekannt sind.

Das mag nicht zuletzt daran liegen, dass sie mit ihren zerfurchten Gesichtern, ihrem herben Äußeren, bei dem auch eine gebrochene Nase nicht fehlen darf, keineswegs gängigen Schönheitsidealen entspricht. Doch gerade die derbe Note verleiht Lindon und Lellouche den Charakter, der sie zu so packenden Typen macht. Egal ob sie in einer der zahlreichen Verfolgungsjagden zu Fuß, im Auto oder gar im Hochgeschwindigkeitszug unterwegs sind, oder sich bemühen, ihren Familien gute Ehemänner und Väter zu sein: Sie verströmen eine Authentizität, die auch die teilweise absurde Handlung vergessen lässt.

Zwar hätte es „Mea Culpa“ zu einem noch besseren Film gemacht, wenn Cavayé mehr Wert auf den Ort und die Antagonisten gelegt hätte, die beide anonym und austauschbar bleiben. Doch auch so ist ihm ein packendes Polizei-Drama gelungen, das rasant inszeniert ist und mit einer gelungenen Mischung aus Action und emotionalen Momenten überzeugt.
 
Michael Meyns