Mein Freund Knerten

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Ein Kinderfilm nicht nur für Kinder ist Asleiks Engmarks „Mein Freund Knerten.“ Als seine Familie aufs Land zieht, beginnt sich der kleine Lillebror mit einem Zweig namens Knerten anzufreunden, der ihm dabei hilft, sich in der ungewohnten Umgebung einzuleben. Mit viel Charme und verhältnismäßig wenigen Computereffekten erzählt der norwegische Regisseur Asleik Engmark von Lillebors Abenteuern, die in seiner Heimat schon in zwei Fortsetzungen zu verfolgen sind.

Webseite: www.knerten.de

Norwegen 2009
Regie: Asleik Engmark
Drehbuch: Birgitte Bratseth
Darsteller: Adrian Gronnevik Smith, Petrus A. Christensen, Pernille Sorensen, Jan Gunnar Roise, Per Schaaning
Länge: 76 Min.
Verleih: Polyband/ 24 Bilder
Kinostart: 30. Juni 2011

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Dass Erwachsene keine Fantasie haben und sich nur schwerlich in die Gedankenwelt eines Sechsjährigen versetzen können, ist für einen Kinderfilm zunächst einmal keine revolutionäre Grundlage. Und auch das dieses Kind, hier der kleine Lillebor (Adrian Gronnevik Smith), seine Verzweiflung über den Umzug von der Stadt in ein ebenso baufälliges wie charmantes Haus auf dem Land mit Hilfe eines imaginären Freundes zu überwinden sucht, hat man so oder so ähnlich schon oft gesehen oder gelesen - in früheren Zeiten zwar mit weniger Computereffekten als man sie heutzutage selbst in einem norwegischen Kinderfilm findet, aber nur mit Handpuppen und traditionellen Animationstechniken kann man die Harry Potter-Generation wohl nicht mehr ins Kino locken. Und das wäre schade, denn trotz einer bekannten Geschichte entwickelt Asleik Engmarks Film „Mein Freund Knerten“ eine ganze Menge Charme.

Es geht also um Lillebor, einen sechsjährigen Jungen. Seine Eltern, die nur Vater (Jan Gunnar Røise) und Mutter (Pernille Sørensen) heißen, ziehen Anfang der 60er Jahre mit Lillebor und dem älteren Sohn Phillip (Petrus Andras Christensen) aufs Land. Der Vater will als Handelsvertreter für Damenunterwäsche sein Glück versuchen, die Mutter beginnt im Dorfladen zu arbeiten. Denn das hübsche, aber mehr als baufällige Haus, in das die Familie einzieht, verschlingt deutlich mehr Geld als erhofft. Angesichts von drängenden Geldsorgen bleibt den Eltern wenig Zeit, um sich um Lillebor zu kümmern. Der weiß sich aber selbst zu helfen und findet in einem an die Form eines Menschen erinnernden Zweig einen guten, wenngleich imaginären Freund. Knerten, wie er den Zweig tauft, wird Lillebors ständiger Begleiter, mit dem er einige Abenteuer erlebt, die in Norwegen in zahlreichen Romanen und inzwischen drei Filmen erzählt wurden.

Besonders schön ist dabei, dass „Mein Freund Knerten“ darauf verzichtet, Lillebor allzu aufwändige und dadurch unglaubwürdige Abenteuer erleben zu lassen. Wenn da zwei etwas ältere Mädchen Knerten entführen, ihm ein Kleid anziehen und in den Puppenwagen legen, ist die folgende Befreiung seines Freundes schon fast das größte Ereignis des Films. Möglich, dass das für heutige Zehn- oder Elfjährige zu wenig ist, um sie bei Laune zu halten. Während für diese die Handlung etwas zu skandinavisch – sozusagen ländlich entspannt – sein könnte, dürften die subtileren Momente, die Asleik Engmark eingebaut hat, eher für die begleitenden Eltern von Interesse sein. Immer wieder ironisiert etwa die Musik die Bilder, verweist auf Genres, die unterschwellig angedeutet werden. Wenn in der oben erwähnten Szene Lillebor seinen Freund Knerten aus der Hand der beiden Mädchen befreit, wirken die beiden Zwillinge nicht nur wie ein Verweis an etliche Gruselfilme, auch die Musik erinnert für einen Moment eher an einen Western als an einen Kinderfilm. Ähnliche Momente ziehen sich durch den ganzen, nur 75 Minuten kurzen, immer kurzweiligen Film, der gerade für einen Kinderfilm sehr sympathisch daherkommt.

Michael Meyns

Norwegen. Der kleine Lillebror zieht, weil das Wohnen in der Stadt zu teuer wurde, mit den Eltern und seinem größeren Bruder Philipp aufs Land in eine Waldhütte, eine Bruchbude besser gesagt.

Der Vater verkauft mit wenig Erfolg Damenunterwäsche, die Mutter wird in dem Geschäft des Ladenbesitzers Eilertsen bald Hilfsverkäuferin sein.

Gefährten zum Spielen hat Lillebror in der abgelegenen Gegend keine. Gottlob findet er eine von einem Baum stürzende sprechende Holzpuppe, die er Knerten nennt. Knerten wird sein Freund. Der Junge rettet ihn aus einem Ameisenhaufen und sorgt ein anderes Mal dafür, dass Knerten nicht verbrannt wird. Abends erzählen sich die beiden Geschichten.

Gegen zwei Mädchen, die die an einer „Knutschallergie“ leidende Puppe anziehen wollen, müssen Lillebror und Knerten sich wehren.

Im Wald sieht der Bub mit einem gewissen Gefühl der Sehnsucht die reitende „Prinzessin“ Vesla. Ein alter Schreiner, vor dem Knerten sich zunächst fürchtet, wird beider Freund.

Um an Pfandgeld zu kommen, stibitzt Lillebror immer die gleichen Flaschen – bis alles aufkommt.

Als er krank wird, Fieber und Albträume ihn plagen, wird er von der Tante „mal hier, mal da“ gepflegt. Deren Ankündigung, dass am nächsten Tag ein Mädchen kommen wird, stiftet Unruhe, denn Lillebror und Knerten können nun einmal mit Mädchen nicht das Geringste anfangen. Doch Überraschung: Das Mädchen ist Vesla, die Prinzessin.

Der Erfolg des Vaters war bisher mau. Doch dann taucht eine Schöne auf, die ihre Strumpfhose zerrissen hat. Der Vater verkauft ihr eine farbige Strumpfhose – und plötzlich will die ganze Stadt solche Kleidungsstücke. Also Erfolg.

Es ist Weihnachten. Alle singen und tanzen um den Christbaum, auch Eilertsen mit seiner rassigen Spanierin. Philipp küsst zum ersten Mal ein Mädchen. Vesla taucht nach einem Urlaub wieder auf.

Ein auf einer norwegischen Kinderbuchserie fußender Film, dramaturgisch und schauspielerisch von sehr einfacher Art. Nur manchmal leicht poetisch. Das Thema: „Jeder möchte so geliebt werden, wie er ist. Seine Träume leben und keine Kompromisse machen.“

Eventuell für kleinere Kinder tauglich.

Thomas Engel