Mein Name ist Eugen

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In der Schweiz avancierte die Kinderbuchvorlage „Mein Name ist Eugen“ mit über eine halbe Millionen Zuschauer zum zweit erfolgreichsten Film der letzten 25 Jahre. Auch wenn hierzulande die Streiche von Eugen und seinen drei Freunden kaum bekannt sind, dürften kleine und große Kinogänger an dem charmant, chaotischen Späßen ihre Freude haben. Die als Road-Movie inszenierte Jugendgeschichte steckt voller anarchischer Albereien, verrückter Bildideen und ist gleichzeitig eine romantisch-ironische Hommage an die schöne Schweiz der 60er Jahre, zwischen mondänem Italo-Chic und dampfenden Bergbahnen.

Webseite: www.mfa-film.de

Schweiz 2005
R: Michael Steiner
Darsteller: Manuel Häberli, Janic Halioua, Dominic Hänni, Alex Niederhäuser, Beat Schlatter.
Kinostart: 4.1. 2007
Verleih: MFA

PRESSESTIMMEN:

Aufwändige Dialektverfilmung des Schweizer Kinderbuchklassikers von Klaus Schädelin, die zunächst ein forsches Tempo anschlägt, dann einen eher zweckdienlichen Rhythmus findet und leicht überdrehtes, unterhaltsames Familienkino bietet.
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FILMKRITIK:

In der Schweiz gehören die Geschichten der vier Berner Lausbuben aus der Feder von Klaus Schädlin seit mehr als 50 Jahren zum Inventar vieler Kinderzimmer. Die Streiche der Jungs sind dabei ähnlich gelagert wie die des schwedischen Schlingels „Michel“ oder des französischen Flegels „Der kleine Nick“: durchaus drastisch in ihren Konsequenzen, aber niemals wirklich böse gemeint oder hinterlistig.

Für die Verfilmung des Kinderbuchklassikers hat man die episodenhafte Struktur der 50er Jahre-Vorlage in einem Road-Movie gebündelt und die Geschichte in die 60er Jahre verlegt. So bleibt der charmante Charakter der heute vielleicht etwas bieder anmutenden Streiche gewahrt, und gleichzeitig kann man mit dem Fundus der 60er einen gewissen mondänen Flair in die Schweizer Bergwelt tragen. 

Der Film befleißigt sich ohnehin eines ironischen Untertons, der das Interesse derjenigen erwachsenen Zuschauer wach halten soll, die keine nostalgischen Gefühle für die Vorlage hegen. Die vier Jungs starke Truppe besteht aus der typischen Zusammensetzung bekannter jugendlicher Charaktere: Eugen ist eloquent, Wrigley abenteuerlustig, Bäschteli ein reiches Muttersöhnchen und Eduard ebenso stark, wie verfressen. Am Anfang drückt der Film mächtig auf die Tube; binnen kürzester Zeit haben Eugen (Manuel Häberli) und Wrigley (Janic Halioua) soviel Schaden angerichtet, dass ihre Eltern ihnen das Sommerlager der Pfadfinder streichen. Doch die beiden wollen ohnehin lieber nach Zürich, um dem sagenumwobenen König der Lausbuben, Fritzi Bühler, seine Schatzkarte zu überreichen, die ausgerechnet auf Eugens Speicher verborgen lag. Auf der  Flucht nach Zürich stoßen noch, mehr oder weniger freiwillig, Bäschteli und Eduard dazu. Der Weg ist weit und die Verfolger in Gestalt der Eltern immer dicht auf ihren Fersen, doch die Jungs erweisen sich nicht nur als frech, sondern auch als besonders pfiffig.

Frechheit siegt, scheint auch das Motto des Schweizer Regisseurs Michel Steiner und seines Drehbuchautors Michael Saudter zu sein, denn die beiden verwandeln die ehrenwerte, aber etwas angestaubte Vorlage in eine kunterbunte Kinolandschaft, voller visuelle Spielereien und anarchisch, alberner Bilderwitze. Das Wagnis, bei dem mit sechs Millionen Franken teuersten Schweizer Film der letzten Jahre, ging auf. Die Schauwerte sind beträchtlich, nicht zuletzt wegen der romantischen Schweizer Bergwelt, die hier per Dampflok und Fahrrad durchmessen wird. Kinder dürften sich aber eher an den tollen Streichen erfreuen, die in der so aufgeräumten und braven Schweiz noch besser wirken, als anderswo. Umso schöner ist es, dass die Streiche nicht pädagogisch aufgearbeitet werden und auch kein erzieherisches Ziel erkennbar ist, sondern die reine Lust am Unfug hier fröhliche Urstände feiert.
 

Norbert Raffelsiefen