Mimzy – Meine Freundin aus der Zukunft

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Ein süßer, unscheinbarer Stoffhase und ein kleines Mädchen sind die beiden Hauptdarsteller in Robert Shayes Fantasy-Märchen "Mimzy – Meine Freundin aus der Zukunft". Basierend auf einer berühmten Science Fiction-Kurzgeschichte von Lewis Padgett (Mimsy were the Borogoves) liefert der Film eine zeitgemäße Neuinterpretation, wobei insbesondere die zunehmende Technologisierung unseres Alltags einer kritischen Betrachtung unterzogen wird.

Webseite: www.mimzy.de

OT: The Last Mimzy
USA 2007
Regie: Robert Shaye
Drehbuch: Bruce Joel Rubin, Toby Emmerich, James V. Hart, Carol Skilken
Produktion: Michael Phillips
Mit Rhiannon Leigh Wryn, Chris O’Neil, Joely Richardson, Rainn Wilson, Timothy Hutton, Michael Clarke Duncan
Länge: 94 Minuten, frei ab 6 Jahren
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 9.8.07

PRESSESTIMMEN:

Spannender Kinder- und Familienfilm als gefühlsbetonte "E.T."-Paraphrase, nur dass diesmal das Gute in die eigene Zukunft aufbricht, weil dort wichtige Werte und Gefühle abhanden gekommen sind. In seinen kritischen Ansätzen eher diffus und pathetisch, unterhält der Film dennoch vorzüglich und vermittelt auch einige nachdenkliche Ansätze.
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FILMKRITIK:

Eine unscheinbare Box soll das Leben der 7-jährigen Emma (Rhiannon Leigh Wryn) und ihres Bruders Noah (Chris O’Neil) auf den Kopf stellen. Die Geschwister entdecken das geheimnisvolle Kästchen eines Tages am Strand vor dem Ferienhaus ihrer Eltern. Darin befindet sich eine Vielzahl von Dingen, die auf den ersten Blick nur wenig miteinander gemein haben. Neben farbigen Steinen und einer seltsamen technischen Apparatur enthält die Box auch einen Stoffhasen, den Emma auf den Namen Mimzy tauft. Es dauert nicht lange, da beginnen sich die Dinge für alle Beteiligten in eine überraschende Richtung zu entwickeln. Mimzy scheint, gezielt mit Emma Kontakt aufnehmen zu wollen. Das kleine Mädchen kann dank ihr plötzlich die Zukunft voraussagen, ihr Intelligenzquotient steigt wie der ihres Bruders auffallend an, was das Misstrauen ihrer Mutter (Joely Richardson) erregt. Während diese nur wenig Verständnis für Emmas neue Freundin aufzubringen vermag, wird ihrer Tochter bewusst, dass Mimzy etwas ganz Besonderes ist: Sie verkörpert die letzte Hoffnung der Menschen aus der Zukunft.
 

Als New Line-Chef Robert Shaye von der Idee hörte, auf der Grundlage einer Science Fiction-Kurzgeschichte von Lewis Padgett solle ein neues Filmprojekt entwickelt werden, war er sofort Feuer und Flamme. Er wollte die Geschichte nicht nur produzieren, sondern zugleich auch Regie führen. Gesagt, getan. Herausgekommen ist dabei eine nicht nur im Vergleich zu anderen Kinderfilmen äußerst spannende Reise an die Grenze der Rationalität. Denn obwohl manches, was im Film vorkommt, mit physikalischen und soziologischen Theorien unterlegt werden kann, spielt Mimzy vor allem mit der Imagination seiner jungen Zuschauer. Über die Fundstücke in der Kiste fällt Emma und Noah der Türöffner zu einer anderen Dimension – der Zukunft – in die Hände, was Shaye mittels eines sehr dezenten Einsatzes von Spezialeffekten visualisiert. Szenen wie die am Frühstückstisch, als Emma ihre neu erworbenen Fähigkeiten ganz selbstverständlich und mit einem unschuldigen Lächeln einsetzt, bekunden darüber hinaus die Liebe der Macher zum Detail.

Kinder erhalten mit dem Geschwisterpaar eine ideale Projektionsfläche. Wenn es darum geht, etwas Neues zu entdecken, wovon die Eltern nichts wissen wollen, dürfte es vielen wie Emma und Noah gehen. Glücklicherweise findet sich die von nicht wenigen Kinderfilmen vorgenommene strenge Dichotomie zwischen der Welt der Erwachsenen und dem, was Kinder wahrnehmen und erleben, bei Mimzy nur in abgeschwächter Form. So interessieren sich Noahs Physiklehrer (Rainn Wilson) und dessen esoterisch angehauchte Freundin (Kathryn Hahn) brennend für die Veränderungen im Leben der Geschwister. Und auch der nach einem Stromausfall ermittelnde Terrorexperte des FBI (Michael Clarke Duncan) taugt nicht wirklich als finsterer Antagonist.

Für eine Hollywood-Produktion schlägt Mimzy einen ungewöhnlich technologiekritischen Ton an. Anfangs sieht man Noah und viele der anderen Charaktere nie ohne ein Handy, MP3-Player oder Videospiel. Die Fähigkeit zur sozialen Interaktion leidet unter der ständigen Ablenkung und Berieselung mit Medieninhalten, was letztlich – so die These des Films – zu einer schädlichen Isolation und einem Verlust nicht nur der kindlichen Unschuld führt. Dass Unternehmen wie Apple gleichzeitig ihre neuesten Produkte präsentieren, mag in diesem Zusammenhang zugegeben inkonsequent anmuten, letztlich ist es aber nicht mehr als eine Randnotiz, die das junge Zielpublikum wohl kaum ernsthaft beschäftigt.

Marcus Wessel