Momo

Knapp 40 Jahre nach dem Film von 1986 gibt es die Neuverfilmung von Michael Endes Kinderbuchklassiker – diesmal mit einem englischsprachigen Ensemble, um das Ganze auch international besser vermarkten zu können. Und auch deutlich gelackter. Christian Ditter ist ein durchaus schön anzusehender Film gelungen, der düstere Charme des Originals fehlt hier aber gänzlich.

 

Über den Film

Originaltitel

Momo

Deutscher Titel

Momo

Produktionsland

DEU

Filmdauer

91 min

Produktionsjahr

2025

Regisseur

Ditter, Christian

Verleih

Constantin Film Vertriebs GmbH

Starttermin

02.10.2025

 

Momo ist ein aufgewecktes Mädchen, das unter einem alten Amphitheater lebt und die besondere Gabe hat, dass die Menschen nicht nur mit ihr reden und ihr gegenüber offen sind, sondern sich auch zueinander so verhalten. Sie findet schnell viele Freunde, aber dann merkt sie, dass die Grey Corporation Übles im Schilde führt. Sie hat ein Armband entwickelt, das den Leuten helfen soll, Zeit zu sparen. Zeit, die später mit Schönem verwendet werden kann. Die Welt ändert sich innerhalb kürzester Zeit, Momos Freund Gino wird zu einem Influencer, alle haben keine Zeit mehr, da sie sie sparen, und ahnen doch nicht, dass sie Zeitdieben auf den Leim gegangen sind, die diese gesparte Zeit niemals zurückgeben, sondern für sich nutzen wollen.

Die neue Adaption orientiert sich stärker am Roman und weniger am Film von 1986. Darüber hinaus modernisiert das Skript auch so manches, was aber von tatsächlich zeitloser Schönheit ist, ist das Konzept der Zeitdiebe, die propagieren, dass man Zeit sparen soll, wo man kann. Es ist das Multitasking, das zur Zeitersparnis führt. Ein Vorschlag: Während des Fernsehens mit dem Handy herumspielen. Etwas, das heute wohl viele schon machen. Man kann also sagen: Der Film ist in seiner Aussage topaktuell, ebenso in seiner Botschaft, dass man Zeit nicht aufsparen und nicht immer effektiv nutzen muss, sondern dass man sich am Moment erfreuen sollte. Denn das ist das Einzige, was ein jeder hat.

In einer Szene rechnet ein Zeitdieb Ginos Mutter vor, dass ihr Leben aus gut 1,3 Milliarden Sekunden besteht – und alle waren verschwendet. Man muss es dem Märchenhaften der Geschichte anrechnen, dass die Leute diesem Konzept folgen, ohne dass je erklärt wird, wir Zeit gespart wird (etwas, das auch ein Kind in einer Szene in Frage stellt). Als Verfilmung von Endes Roman ist diese neue MOMO schon ganz ordentlich, sie wirkt nur im Vergleich zum Originalfilm so anbiedernd, weil hier auf tolle Sets, starke Farben und wunderschöne Bilder gesetzt wird, während der alte Film eine Welt mit immer stärkeren Abstufungen von Grau erschuf. Weil die Farbe irgendwann im Leben der Menschen weicht, was hier kaum zum Tragen kommt.

Nach gut vier Jahrzehnten ist es durchaus legitim, einen Roman neu zu verfilmen. Die Frage ist nur, ob ein Publikum wirklich darauf gewartet hat, zumal das Ganze einfach auch sehr gefällig und visueller Opulenz gestaltet ist. Eigentlich positiv, in einer Welt der gestohlenen Zeit erscheint der Ansatz des ursprünglichen Films aber sinniger. Letzten Endes hängt es wohl davon ab, ob man das Original kennt oder nicht. In letzterem Fall wird man von der Kreativität von Michael Endes Vorlage wohl deutlich mehr mitgerissen. Dann sind die gut 5400 Sekunden, die dieser Film benötigt, auch genussvoll investiert und nicht verschwendet. Wobei: Vielleicht wäre es ja dann doch effektiver, einfach das Original zu schauen…

 

Peter Osteried

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