Monk In Pieces

Meredith Monk ist ein interdisziplinäres Multitalent mit einem gewaltigen Spektrum an künstlerischem Output. Ihr Œuvre umfasst klassische Kompositionen, Performance-Kunst, Opern, Filme, Musikvideos und Orchesterwerke. Nicht hoch genug kann ihr Einfluss auf experimentelle Vokalkunst und Gesangsakrobatik eingeschätzt werden. Und doch: Monks tiefgreifender kultureller Einfluss ist bis heute wenigen Menschen bekannt. Die vielschichtige, mit tollen Archivaufnahmen und informativen Interviews ausgestattete Doku „Monk in Pieces“ könnte dies ändern. Er zeigt eine Künstlerin im Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft.

 

Über den Film

Originaltitel

Monk In Pieces

Deutscher Titel

Monk In Pieces

Produktionsland

USA

Filmdauer

94 min

Produktionsjahr

2025

Regisseur

Billy Shebar

Verleih

Real Fiction

Starttermin

21.08.2025

 

„Monk in Pieces“ begleitet die Komponistin, Tänzerin und Sängerin Meredith Monk, die mit ihrer vokalen Performance-Kunst Maßstäbe setzte. In den 60er-Jahren machte sich die heute über 80-Jährige in der von Männern dominierten Avantgarde-Kunstwelt New Yorks einen Namen. In jenem Jahrzehnt entdeckte sie die menschliche Stimme als zentrales Ausdrucks-mittel und wichtigstes Instrument, mit dem sie zu experimentieren begann. „Monk in Pieces“ wagt einen Blick zurück und nimmt das bisherige künstlerische Schaffen der New Yorkerin in den Blick. Parallel erleben wir Monk bei der Arbeit an ihrem aktuellen Projekt „Indra’s Net“. Gleichzeitig befasst sich der Film mit Fragen der Endlich- und Sterblichkeit. Und stellt in diesem Zusammenhang die Frage: Wie kann das einzigartige Œuvre Monks in Zukunft bestehen und was wird die Zeit überdauern?

Der Name Meredith Monk ist, gerade in Europa, viel zu wenigen Menschen bekannt. Regisseur und Drehbuchautor Billy Shebar zeigt in „Monk in Pieces“ alle Facetten der Kunst seiner Protagonistin, deren Stücke nie dem Mainstream angehörten. Dafür waren und sind sie zu herausfordernd, tiefgründig und anspielungsreich. Die Komplexität zeigt sich in vielen exemplarischen Ausschnitten und Szenen aus Monks Musiktheater-Werken und musikalischen Veröffentlichungen. 

Es wird deutlich, welch mutige und ungewöhnliche künstlerische Wege abseits der massentauglichen Konsumierbarkeit die studierte Musikerin seit jeher ging. Für Aufsehen sorgte sie etwa mit ihrer Theaterkantate „Juice“, die sie 1969 im Guggenheim Museum mit 75 Künstlern und 40 Maultrommeln umsetzte – es war die erste Theaterinszenierung im renommierten New Yorker Museum. Legendär sind auch „Education of the Girlchild“ über geschlechterspezifische Eigenheiten und die Oper „Quarry“ (1976), in der Monk Fiebertraum-artig die Schrecken von Weltkrieg und Holocaust verarbeitet. 

Fünf Jahre später begeisterte sie mit ihren stimmlichen Darbietungen auf dem Album „Dolmen Music“. Rhythmisch schwer greifbare Klänge im Wechsel mit minimalistischen Instrumentalpassagen und Gesang, der mal an wilde Vögel, Jodeln und undefinierbare Vokalakrobatik erinnert. Aus diesen und etlichen anderen Stücken sehen und hören wir Passagen, die klug mit der Dramaturgie der Doku verwoben sind. Dazu kommen Interviews mit früheren – privaten wie beruflichen – Wegbegleitern, die Monks Kunst einordnen und sie uns als Mensch näherbringen. Zu den illustren, spannenden Gesprächspartnern zählen Ex-Talking-Head David Byrne, Minimal-Music-Pionier Philip Glass und Choreograf Ping Chong, der mit Monk in den 70er- und 80er-Jahren viele Projekte realisierte und zeitweilig mit ihr zusammenlebte.

Intimität und Nähe stellt Shebar durch die ausgewählten Auszüge aus Monks Notizbucheinträgen her, welche die innersten Befindlichkeiten, Ängste und Traumata der Porträtierten nach Außen kehren. Dazu gehören ihre mit der jüdischen Herkunft verbundenen Ausgrenzungserfahrungen, die Holocaust-Erlebnisse ihrer Familie, die schwierige Beziehung zur Mutter und der Tod ihrer Lebensgefährtin 2002. Wunderbare Entsprechungen für Monks niedergeschriebene Träume und Gedanken findet der Film in stimmungsvollen Stop-Motion-Animationen, die surreal und düster anmuten. Demgegenüber steht das lebensbejahende, von Hoffnung und Positivität durchzogene Wesen Monks, das in aktuellen Interviews und bei Proben an neuen Stücken durchscheint. 

 

Björn Schneider

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