Monsieur Blake zu Diensten

Zum Vergrößern klicken

Charaktermime John Malkovich schlüpft in der Romanverfilmung „Monsieur Blake zu Diensten“ in die Rolle eines Unternehmers, der in einem abgelegenen französischen Herrenhaus nur etwas zur Ruhe kommen will. Aufgrund eines Missverständnisses nimmt er dort die offene Butler-Stelle an – und sorgt für frischen Wind unter den Beschäftigten. „Monsieur Blake zu Diensten“ ist eine charmante kleine Tragikomödie, die über eine stimmige Balance aus gut getimtem, ironischem Witz und wohl dosierten Sentimentalitäten verfügt. Ein Film über zweite Chancen und den richtigen Umgang mit Trauer.

Frankreich, Luxemburg 2023
Regie: Gilles Legardinier
Buch: Gilles Legardinier, Christel Henon
Darsteller: John Malkovich, Fanny Ardant, Emilie Dequenne, Al Ginter, Philippe Bas

Länge: 100 Minuten
Verleih: MFA+ FilmDistribution
Kinostart: 21.12.23

FILMKRITIK:

Der Londoner Unternehmer Andrew Blake (John Malkovich) ist ausgebrannt und seit dem Tod seiner Frau untröstlich. Daher entschließt er sich für eine Auszeit. Er macht sich auf den Weg nach Frankreich, genauer: zum luxuriösen Anwesen „Domaine de Beauvillier“. Es steckt für Andrew voller Erinnerungen. Schließlich lernte er dort einst Frau Diana kennen und verbrachte mit ihr auf dem Gutshof eine tolle Zeit. Doch Andrews Aufenthalt verläuft anders als geplant. Gastgeberin Nathalie Beauvilier (Fanny Ardant) scheint ihn nämlich zu verwechseln. Und ehe er sich versieht, wird Andrew als Butler auf Probe eingestellt. Und Andrew? Der schlüpft tatsächlich in die Rolle des Hausangestellten und hält den Schwindel aufrecht. Immerhin darf er so lange kostenlos im Schloss-ähnlichen Gebäude wohnen. Er öffnet die Post, kocht, putzt, serviert die Speisen. Und bringt mit seiner unkonventionellen Art Schwung in den Alltag der Bediensteten.

Gilles Legardinier verfilmt mit „Monsieur Blake zu Diensten“ seinen eigenen Roman, der 2014 unter dem Titel „Monsieur Blake und der Zauber der Liebe“ erschien. Das Buch entwickelte sich zu einem großen Erfolg und wurde schließlich in 20 Ländern veröffentlicht. Legardinier entwirft in der Abgeschiedenheit des französischen Herrenhauses einen Mikrokosmos, den ambivalente, innerlich zerrissene Figuren bevölkern. Von außen muten sie stark und unnahbar an, doch ihre Seelen sind verletzt und sie sind von emotionalem Schmerz durchzogen.

Das kennt Andrew selbst nur allzu gut und dieses Schicksal teilt er unter anderem mit der Köchin des Hauses, Odile (charmant: Émilie Dequenne), und der Hausherrin (introvertiert und rätselhaft: Fanny Ardant). Alle drei Charaktere trauern einer geliebten Person hinterher. Die Momente der Nachdenklichkeit und Melancholie offenbart Legardinier allerdings in nur wenigen, sorgsam gewählten Augenblicken. Oft sind es nur kurze, schwermütige und gedankenverlorene Gesichtsausdrücke oder zarte, zerbrechliche Gesten, die auf das wahre Seelenleben der Handelnden schließen lassen.

Malkovich selbst überzeugt mit britischem Charme, würdevoller Aura und echtem Stil als „falscher Butler“. Das Besondere ist, dass der mehrfach Oscar-nominierte Darsteller in der englischen Originalfassung des Films ausschließlich Französisch spricht. Eine gute Entscheidung, denn: Sein distinguierter Gestus, die Aussprache und die gewählte Ausdrucksweise passen wunderbar zu seinem edlen Gesamtauftritt. Durch die unterschiedlichen sprachlichen Gepflogenheiten und die kulturellen Unterschiede, die sich in den Unterhaltungen zwischen dem Briten Andrew und den französischen Bediensteten herauskristallisieren, entstehen zudem etliche komische Missverständnisse.

Legardinier spielt in diesen Szenen genüsslich und augenzwinkernd mit Klischees und Vorurteilen. Pfiffige Wortgefechte liefert sich Andrew etwa mit dem tollpatschigen, etwas ungeschickten, aber herzensguten Gärtner Phillipe. Außerdem ist der Regisseur und Autor sehr gut darin, Charaktereigenschaften in kurzen, genauen Beobachtungen herauszuarbeiten. So zeigt sich Andrews Perfektionismus und Ordnungswahn an der Art und Weise, wie penibel und akkurat er seine Koffer packt. Oder wie penibel genau er die Gegenstände auf seinem Nachttisch anordnet.

Und zuletzt der extravagante Handlungsort. Der Schauplatz des mondänen Herrenhauses strahlt einen ganz eigenen Reiz aus. Entschleunigt und bedächtig geht es zu im Inneren und Äußeren (zum Besitz gehört eine riesige Gartenanlage) und Legardinier inszeniert „Domaine de Beauvillier“ gewissermaßen als eigenen Darsteller. Er wählt abwechslungsreiche Perspektiven und passende Kameraperspektiven, um dem Zuschauer die herrschaftlichen Räume zu präsentieren und einen Eindruck von der enormen Größe zu vermitteln.

 

Björn Schneider